Zwei Toechter und drei Hunde
nämlich ehrlich für euch abgequält, die ganze Nacht hindurch...«
»Also«, beginne ich und erzähle alles ganz genau. »Die einzige Schwierigkeit bist du, Buddy. Einerseits hat er keine Ahnung, daß du sein Nebenbuhler bist, denn er kennt dich ja nur unter deinem Spitznamen — eben als Buddy. Das ist gut. Andererseits bist du für ihn Amateurboxmeister im Mittelgewicht. Das ist schlecht. Zumal Enrico durchaus so aussieht, als ob er eher aus dir, Buddy, Kleinholz machen würde als umgekehrt.«
Buddy sieht mich düster an und sagt tonlos: »Ich habe überhaupt noch nie in meinem Leben geboxt.«
»Hm — dann müssen wir eben jemand finden, der deine Rolle spielt, wenn Enrico herkommt. Er braucht ja dann nur mal mit zwei Boxhandschuhen über der Schulter über die Bühne zu gehen.«
Teddy sieht sehr besorgt aus: »Das wird jetzt aber allmählich sehr kompliziert, Hannes, findest du das nicht auch?«
Schweigen in der ganzen Runde. Jeder schaut jeden sorgenvoll und gedankenlos an. Plötzlich schreit Buddy: »Ich hab’s — der Reiserer Franz!«
Wir sehen uns alle an.
»Ja, Donnerwetter«, sagt Teddy als erster in der Runde, »das ist die Sache! Der Reiserer Franz, der boxt doch wirklich!«
»...und er hat schrecklich viele Haare auf der Brust«, sagt Margot und fügt hinzu: »Außerdem ist er fast ebenso groß wie der Zimmermann! Und — und einen Bizeps hat er, zum Fürchten!«
»Großartig«, erkläre ich, »wir werden sofort mit ihm sprechen. Du mußt ihm nur seine Rolle genauestens einpauken, Buddy, denn das Pulver hat er nicht erfunden! Wir lassen ihn einen Moment durch den Garten gehen, aber nur so, daß der Zimmermann ihn nicht ansprechen kann... Er kommt einfach so mit den Boxhandschuhen über der Schulter zu dir auf Besuch, Margot, gibt dir ein Küßchen...«
»Bei ihm zu Hause kochen sie alles mit Knoblauch«, sagt Margot.
»Den Knoblauch wirst du eben in Kauf nehmen, und dann geht ihr beide Arm in Arm ab. Glaubst du, du kriegst ihn dazu, Buddy?«
»Glaube ich«, sagt er ziemlich verdüstert. »Das mit dem Küßchen könnte man vielleicht doch streichen?«
»Nein!« sage ich. »Das bleibt! Und wenn er dann hier ist, ich meine, der Zimmermann, kommt nach einer Weile einer von euch zu uns ‘rüber, ganz zwanglos, und dann wird er ebenso zwanglos eingeladen, doch auch mal zu euch zu kommen. Auf diese Weise ist er also Freund des Hauses und nicht mehr abgeblitzter Freier. Und als Freund des Hauses wird es ihm dann auch unmöglich sein, Margot einfach durchfallen zu lassen. So, mehr konnte ich nicht erreichen.«
»Wann kommt er, sagtest du?« fragt Addi.
»Samstag.«
Sie steht auf. »Kinderchen, wir haben euch nun lange genug aufgehalten und mit unsern Angelegenheiten belemmert — außerdem habe ich Hunger und ihr sicher auch.«
»Was meinst du zu der Sache?« frage ich das Frauchen, als wir später beim Essen sitzen.
Sie reicht dem Plusterbart ein Stückchen fettes Fleisch, das sie von ihrem Filet abgeschnitten hat, und seufzt: »Hm — ehrlich gesagt, ich würde nicht überrascht sein, wenn er noch absagt.«
»Ich fürchte sogar«, sagt die Mama, »wenn er seinen Gumpoldskirchner ausgeschlafen hat, wird ihm einfallen, daß er eigentlich furchtbar übers Ohr gehauen worden ist.«
Ich erwäge das eine Weile und schüttle dann den Kopf: »Nein, das glaube ich nicht. Ihr wart ja nicht dabei, als ich mit ihm sprach. Der Mann ist ganz einfach blindwütig heiratslustig. Es ist ihm leid, morgens allein aufzuwachen, von ‘ner alten Tante Kaffee hingestellt zu bekommen und abends in eine einsame Wohnung zu kommen, auch wenn sie noch so nett ist...«
»Na, sie wird nicht immer >einsam< sein«, meint das Frauchen.
»Natürlich nicht. Er hat augenblicklich eine kleine Schauspielerin, die gleichzeitig noch mit dem Beleuchter befreundet ist, also alles doch ziemlich kümmerlich. Und für was anderes hat er bisher einfach keine Zeit gehabt. Wir sprachen ja schon unterwegs darüber. Nein, ich glaube sicher, daß er kommt.«
Am nächsten Morgen fühle ich mich gar nicht so schlecht, wie ich nach der vorigen Nacht mit Enrico erwartet hatte. Den Pfefferminztee zum Frühstück weise ich mit Verachtung zurück, trinke und vertrage Bohnenkaffee und lasse sogar ein Setzei mit einfließen.
Es ist sehr gut, erkläre ich meiner wenig überzeugten Weiblichkeit, wenn ein so solide lebender Mann wie ich von Zeit zu Zeit mal gewaltig auf die Pauke haut.
Nur arbeiten kann ich nicht. Außerdem ist draußen ein
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