Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
Vom Netzwerk:
Stunde später sitzen wir uns beim Frühstück gegenüber. Es gibt schönen heißen Kaffee, Toast und Setzeier auf Schinken. Zimmermann schluckt gerade den letzten Riesenbissen hinunter, trinkt die Tasse leer und klopft sich dann auf den Magen: »Bleib schön drin, hörst du?« Dann sieht er mich sorgenvoll an: »Wir hätten den Whisky nicht mehr trinken sollen.«
    »Das habe ich mir auch schon gesagt.«
    »Du — Sie — duzen oder siezen wir uns nun, oder habe ich das Ganze nur geträumt?«
    »Du hast es nicht geträumt. Aber wenn dir beim Siezen wohler ist?«
    »Nein!« Er ist ganz erschrocken. »Um Gottes willen nicht! Ich wollte nur sagen, du siehst aus wie ausgespuckt.«
    »Danke, gleichfalls.«
    »Wir hätten den Whisky nicht trinken sollen.«
    »Nein, wir hätten ihn nicht trinken sollen.«
    Er schüttelt den Kopf: »Unverständlich. Zwei so alte Suffgurgeln wie wir und immer wieder denselben Fehler machen.«
    »Ja, es ist wie mit der Ehe.«
    »So ist es, mein Freund. Apropos heiraten!« Sein Ausdruck wird plötzlich mißtrauisch: »Den Zahn mit Margot hast du mir ja ganz geschickt gezogen, du Hund! Ganz raffiniert. Sind eigentlich alle Schriftsteller so raffiniert?«
    »Das, mein Teurer«, erkläre ich feierlich, »ist — wie alle Feststellungen — durchaus relativ. Die Verleger zum Beispiel halten die Schriftsteller für Idioten, vom geschäftlichen Standpunkt aus. Aber sie sagen’s ihnen nicht — auch vom geschäftlichen Standpunkt aus. Und die eigene Familie ist der gleichen Ansicht, aber zum Unterschied vom Verleger sagt sie’s.«
    Er lehnt sich zurück, zieht sein Zigarrenetui aus der Tasche, betrachtet es stirnrunzelnd und steckt es wieder weg: »Lieber nicht. Du etwa?«
    »Nein, auch nicht.«
    »Apropos Familie: Du wolltest mich doch in die Bentler-Familie einführen — und das nach der Panne mit Margot. Vielleicht nett gemeint, vielleicht — bei dir weiß man ja nie. Aber völlig unmöglich. Wie stellst du dir das eigentlich vor? Und wieso hast du das überhaupt gemacht?«
    »Ganz einfach. Dann führe ich dich eben nicht in die Bentler-Familie ein.« Mit Vergnügen beobachte ich einen Ausdruck tiefer Bestürzung an ihm und fahre fort: »Sondern du besuchst mich als mein Freund. Und dann freß ich ‘n Besen, wenn nicht die Bentler-Weiblein in kurzer Zeit unter irgendeinem Vorwand bei uns auftauchen. Das Susannchen aus Neugier und Addi, die Mutter, auch aus Neugier und außerdem, weil sie’s sicher noch nicht ganz aufgegeben hat, dich als Schwiegersohn zu chartern. Mütter geben so was nie ganz auf.«
    Er versinkt in tiefes Nachdenken und zündet sich nun doch eine Zigarre an. Dann sagt er: »Das wäre ja gar keine blamable Situation! Eher im Gegenteil.«
    »Eben. Im Gegenteil!«
    »Du bist ein ganz verflucht gerissener Hund! Wo habe ich denn meinen Autoschlüssel?«
    »Wie soll ich wissen, wo dein Autoschlüssel... halt, warte mal!«
    »Ich hatte ihn doch gestern hier in die linke Tasche...«
    »Halt die Klappe. Ich denke nach. Jetzt hab’ ich’s! Den haben wir Margot zur Aufbewahrung gegeben, und sie bringt ihn dir heute mit in die Vorstellung.«
    »In die Vorstellung?«
    »Na ja, ich meine dein Kolleg. Römisches Recht! So ‘n Blech.«
    »Bitte, ich habe auch Kunstgeschichte und Philosophie studiert! Und wenn nun Margot den Schlüssel nicht mitbringt? Wie komme ich überhaupt in die Uni?«
    »Mit einem Taxi. Und Margot vergißt nie etwas.«
    Er blinzelt mich an: »Nie?«
    »Nie.«
    »Das ist ja entsetzlich!« Er sieht wieder auf die Uhr, steht dann auf: »Ja — also dann wollen wir, was?« Und plötzlich hält er mir mit einem sehr netten Lächeln die Hand hin: »Tut’s dir leid?«
    »Nein.«
    »Mir auch nicht. Freunde sind rar. Noch rarer wie Frauen.«
    »Als«, sage ich. »Nach dem Komperativ immer — als!«
    »Du bist immer noch ‘n bißchen besoffen. Ist dir übel?«
    »Nur noch wenig. Und dir?«
    »Auch nur noch wenig.«
    Die Frau erscheint in der Tür: »Höchste Zeit, Herr Professor!«
    Er wendet sich majestätisch um: »Frau Merkatz!« Und über die Schulter zu mir: »Sie kann nichts für den Namen, das arme Kind. Also, Frau Merkatz, telefonieren Sie ein Taxi herbei.«
    »Ja, aber — was ist denn mit Ihrem Wagen?« fragt sie erschrocken.
    »Der wurde mir gestern gepfändet, weil wir die Universität in Brand gesteckt haben.«
    Worauf sie die Hand vor den Mund schlägt und uns entsetzt anstarrt. Er tröstet sie: »War ja nur ein Witz, Frau Merkatz!« Und wieder zu mir: »Man

Weitere Kostenlose Bücher