Zwei Toechter und drei Hunde
einzuschlafen. Fast bis Mitternacht waren wir bei Bentlers, wo ich über meinen geistigen Ringkampf mit der Circe berichten mußte. Während der Bericht langsam in eine recht alkoholische Siegesfeier überging, mußte ich wieder und wieder die Einzelheiten schildern. Besonders Marc war geradezu unersättlich. Er hatte es hauptsächlich auf ihre letzten Worte abgesehen: »Sagen Sie übrigens diesen beiden Kindern, daß sie nicht in die Hundehütte zu ziehen brauchen.« Ob ich vollkommen überzeugt sei, daß sie es ernst gemeint habe, und ob sich ihre Worte nur auf die Fertigstellung ihrer Inneneinrichtung oder aber auf die Vermittlung der gräflich-Chenauldschen Schloßrenovierung bezogen hätten? Auch ich hatte schon einen erheblichen Zacken, und Marc langweilte mich mit seiner hartnäckigen Bohrerei. Dann aber sah ich die Angst in seinem Blick und die unterschatteten Augen Susannes, die sich an ihn schmiegte, und zuckte die Achseln: »Tut mir leid, Kinderchen, aber mehr ist nicht drin! Hab’ ja keine Ahnung von deinen Projekten, Junge. Aber selbst wenn, wär’s ein Fehler gewesen, noch lange zu verhandeln, nachdem sie sich so weit überwunden hatte. Ich dachte mir — nix wie weg!«
Anette an meiner Seite nickte so heftig Zustimmung, daß ihr eine Bauchbinde von Teddys Geburtstagszigarren in den Schoß fiel, die er ihr — ohne daß sie es in ihrem Schwips merkte — auf den Kopf gesetzt hatte: »Ja, nix wie weg!« Dann starrte sie auf die Bauchbinde und strahlte mich an, als habe sie in der Lotterie gewonnen: »Sieht aus wie ein Krönchen!« Damit setzte sie sich die Bauchbinde wieder auf den Kopf und griff nach ihrem Glas.
Teddy schlug auf den Tisch und funkelte Marc an: »Jetzt hast du den Hannes aber lange genug gelöchert, und mit der Inneneinrichtung dieser Dame hast du dich auch lange genug beschäftigt — Au!« Er griff mit schmerzverzerrtem Gesicht nach seinem Fuß und sah Addi böse an: »Kann doch mal ‘n Witz machen! Schließlich sind sie ja verheiratet, nicht wahr?«
»Im übrigen«, sagte ich ablenkend, »wird sie unter Umständen bei uns auf tauchen.« Der Erfolg dieser Bemerkung war durchschlagend. Alles starrte mich mit offenem Mund an. »Ja — das ist doch...«, flüsterte Addi und sah ängstlich auf das Frauchen. Dieses hatte offenbar einige Schwierigkeiten, den Sinn meiner Enthüllung in sich aufzunehmen, reckte sich dann hoch und erklärte ganz im Ton der großen Dame: »Bitte, ich habe nichts dagegen. Im Gegenteil, es wird mich sogar interessieren, diese Frau kennenzulernen.« Dann schlich sich Mißtrauen in ihre sanft vernebelten Augen: »Wie kam sie denn darauf?«
»Weiß ich nicht, ergab sich so.«
Anette und Addi waren sofort hellwach: »Wie ergab es sich?« fragten sie im Ton eines Untersuchungsrichters.
»Ja, nun — ich habe ihr, um sie zu trösten, von Enrico erzählt...«
Diesmal haute Teddy nicht auf die Tischplatte, sondern, was viel unangenehmer war, mir auf die Schulter, daß meine Lungenflügel schlotterten: »Na, phantastisch! Du lädst den Enrico dazu ein, die beiden sich sehen — Liebe auf den ersten Blick...«
»Die will — die will aber gar nicht heiraten!«
»Unterbrich mich nicht. Wo war ich stehengeblieben?«
»Liebe auf den ersten Blick.«
»Richtig. Die beiden heiraten sich, erzähl mir doch nicht, daß es eine lustige Witwe gibt, die nicht wieder heiraten will — und wir sind alle zwei los. Geniale Lösung! Wenn wir hier nicht mehr anders weiterkommen, machen wir ein Heiratsbüro auf. Du übernimmst den Außendienst: Bentler & Co., Heiratsvermittlungen, Liebes- und Eheversöhnungen en gros und en detail. Der Ehefriede im Probedöschen...«
»Co. ist mir zu — zu wenig«, erklärte ich verletzt. »Ich habe schließlich...«
Er machte eine großartige Bewegung und warf sein Sektglas vom Tisch. Es war aber nicht kaputt. »Gut, dann nennen wir uns BEBE — Bentler-Bentz. BEBE — haha! Hier, sauf noch was, alter Junge. Wo ist denn mein Glas?«
»Ich hab’s weggestellt«, sagte Addi, »du hast genug.«
Er füllte mein Glas: »Mein Mann dankt! Das haben wir gern, was, Hans?« Damit setzte er die Flasche an den Mund. Er wischte sich, während ihn alle erschrocken anstarrten, ächzend den Mund mit dem Handrücken: »Ein Jammer, daß ich noch Schonzeit habe. Wenn ich an deiner Stelle zu der lustigen Witwe gegangen wäre...«
»Das hätte dir so passen können«, sagte Addi.
Er grinste sie diabolisch an und faßte sie unters Kinn: »Und was haben wir
Weitere Kostenlose Bücher