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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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glaube, daß dieser ganz neue Stil auf einem Denkfehler beruht.« Und als sie mich fragend ansieht: »Unser Alltag ist klar und hart, und deshalb brauchen wir daheim Wärme und Geborgenheit — Verborgenheit sogar.«
    »Wie sind Sie eingerichtet?«
    »Alles durcheinander: romanisch, Renaissance, Barock, Louisquatorze, sogar Empire, davon gottlob nur ein paar Leuchter. Die wesentlichen Stücke sind vier- bis sechshundert Jahre alt, eine jüdische Öllampe etwas über zweitausend, ein ägyptisches Stück ungefähr viertausend.«
    »Dann wohnen Sie also in einer Art Museum? Oder ist das Ganze eine wertbeständige Kapitalanlage?«
    »Nein, es ist alles aus meiner Familie, Reste einstigen Glanzes, zufällige Überbleibsel. Das andere ist mir mal geschenkt worden, oder es wurde ersteigert. Alles ohne Plan und alles in Benutzung, und nichts wird geschont.«
    Sie gießt sich einen Cognac ein: »Würde mich interessieren, das mal zu sehen.«
    »Sie sind hiermit feierlich und nachdrücklich eingeladen.«
    »Taktik?«
    »Nein, ganz ehrlich.«
    »Sie werden lachen, ich glaub’s Ihnen sogar! Ich werde also Ihre Möbel bewundern.« Ein Lächeln flackert über ihr Gesicht wie ein Blitz über eine Gewitterlandschaft: »Und dann trete ich ans Fenster und sehe meinen Marc im sonnigen Glück mit seinem jungen Weibe vereint, gnädig wieder aufgenommen nach seiner Verirrung mit der dunklen Circe. Er hat Sie doch geschickt, weil es aus ist, nicht wahr?«
    »Es ist aus, aber er hat mich nicht geschickt, er wollte selbst kommen.«
    »Und wer hinderte ihn daran?«
    »Ich.«
    »Warum ist dann nicht sein Schwiegervater gekommen?«
    »Sein Schwiegervater ist mein Freund. Er verkauft Waschmaschinen und hat sich für seine Familie so aufgerebbelt, daß er voriges Jahr einen Herzinfarkt hatte.«
    »Und warum ist dann nicht seine Frau gekommen?«
    »Weil ich das nicht wollte.«
    »Wieder Sie. Warum nicht?«
    »Seine Frau, Addi, ist in ihrer Art ebenso schön und ebenso energisch wie Sie. Ich weiß, was bei einer solchen Begegnung passieren kann.«
    »Nämlich?«
    »Etwas — hm — Urweltliches.«
    Sie sieht mich einen Moment verdutzt an und bricht dann in ein schallendes Gelächter aus. »Sie meinen, die Bestien hätten sich zerfleischt, und Sie hätten hinterher mit der Müllschaufel kommen müssen, um die Knochen zusammenzukehren?«
    »Bildlich gesprochen natürlich nur.«
    »Sie machen mir zunehmend Spaß, Colonel. Und warum ist Marcs Mutter nicht gekommen?«
    »Sie wäre die allerungeeignetste für diese Mission.«
    »Warum? Besteht die Gefahr, daß sie mich dieser kleinen Gans Susanne vorziehen würde?«
    »Nein, im Gegenteil. Susanne ist nämlich keine kleine Gans, obwohl sie sich nicht mit Ihnen messen kann.«
    »Taktik?«
    »Ich denke, wir haben uns nun endgültig auf hochgekrempelte Hemdsärmel geeinigt.«
    »Also schön. Wenn sie sich nicht mit mir messen kann — welches Anrecht hat sie dann auf Marc?«
    »Sie liebt ihn, und er liebt sie.«
    »Und Sie glauben nicht, daß er mich liebt und ich ihn?«
    »Sie lieben ihn überhaupt nicht, und bei ihm ist es eine Mischung aus Berechnung und erotischer Verzauberung. Eine Frau wie Sie kann so ziemlich jeden Mann umschmeißen.«
    »Auch Sie, Colonel?«
    »Wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, hätte ich Sie vom Fleck weg geheiratet und würde nicht mal Angst vor Ihnen gehabt haben.«
    Sie betrachtet mich nachdenklich: »Aber ich vielleicht vor Ihnen! Also gut: er liebt mich, teils, teils. Tannhäuser im Venusberg. Und ich liebe ihn nicht?«
    »Sie amüsieren sich mit ihm und sind darüber hinaus von seiner Jugend und seinem Genie geschmeichelt und gerührt. Das alles hat aber nichts mit Liebe zu tun.«
    Sie verschleiert ihr Gesicht mit Zigarettenrauch: »Was hat Ihrer Ansicht nach mit Liebe zu tun? Und erzählen Sie mir jetzt nicht, daß die Antwort einen Lexikonband füllen würde!«
    »Es genügt ein Wort: Selbstvergessenheit.«
    »Für mich nur ein Wort, verzeihen Sie.«
    »Es bedeutet, daß man sich selbst über dem anderen völlig vergißt.«
    »Etwas klarer, aber immer noch ziemlich unkonkret.«
    »Gut, werden wir ganz konkret. Marc steckt in einem brennenden Haus oder einem brennenden Auto. Sie können ihn vielleicht retten. Vielleicht! Sicher ist es nicht, aber es besteht eine Chance. Dagegen ist sicher, daß Sie schwere Verbrennungen dabei erleiden werden, die unter anderem Ihr Gesicht für immer entstellen würden.«
    Sie drückt ihre Zigarette aus und sieht mich fast entsetzt an:

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