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Zwei wie wir: Roman (German Edition)

Zwei wie wir: Roman (German Edition)

Titel: Zwei wie wir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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gerade mit einem Kompliment bei ihr versucht, bei dem man ihm am liebsten einen Gratisgutschein für eine Flirtschule schenken möchte: »Hey, auch hier?«
    »Frag mich doch, ob ich Feuer habe. Das wäre origineller«, erwidert sie.
    »Aber ich rauche doch gar nicht«, sagt er.
    »Umso besser.«
    Sie dreht sich einfach um und lacht sich schlapp. Gerrit und ich wechseln die Position. Wir stehen nun direkt bei den beiden Frauen. Ich spende derjenigen, die den Touristen hat abblitzen lassen, pantomimischen Applaus, sie verneigt sich wie eine Schauspielerin, wir kommen ins Gespräch.
    Wer Pech mit Frauen hat, hat vielleicht mehr Glück im Ring. Jedenfalls scheinen das die Typen zu denken, die bei den beiden Frauen nicht landen konnten. Der mit dem Flirtspruch stellt sich vor Gerrit und mich, taxiert uns und beginnt auch schon zu pöbeln.
    »Verschwindet, das sind unsere.«
    »Wer jetzt? Die beiden Frauen?«, frage ich verwundert.
    »Würde mich auch interessieren«, sagt die Frau mit den braunen Haaren, von der ich inzwischen weiß, dass sie Sylvia heißt.
    »Egal. Jetzt geht’s um uns, um euch zwei und mich«, sagt der Touristentyp. Der Spruch ist dumm. Seine Oberarme allerdings beeindruckend.
    Seine Kumpels, anstatt ihn zu bremsen, hängen sich mit rein. Ich sehe Gerrit an, er sieht mich an, wir zucken beide mit den Schultern. Eine Schlägerei ist nicht unbedingt das, was wir uns vorgestellt haben. Aber warum eigentlich nicht? Die beiden Frauen lassen sich nicht lumpen, wollen den Kampf halb vermeiden und halb anstacheln. Sylvia steht jetzt direkt hinter mir, schiebt sich dichter an mich dran und sagt in Richtung des Kegelbruders: »Hey, hör auf mit dem Scheiß. Lasst die zwei in Ruhe. Obwohl du zweifellos was auf die Fresse verdient hättest.«
    »Das war jetzt nicht wirklich deeskalierend«, sage ich nach hinten über die Schulter.
    »Hast du Angst?«
    »Allerdings.«
    »Wir schaffen das.«
    Ich bin mir nicht so sicher. Die Touristen sind jetzt wirklich sauer. Sieht aus, als hätten sie auch nichts gegen eine Schlägerei. Und sie sind mehr als wir. Sie rücken auf, die ersten Fäuste fliegen. Plötzlich aber zucken die Typen zurück und machen Männchen. Glück gehabt. Oder sagen wir es so: Gerrit und ich haben einen Schutzengel. Auf dem Kiez gibt es in jeder Kneipe jemanden, der für den Frieden zuständig ist. In diesem Falle sind es gleich zwei. Sie sind beide an die zwei Meter groß, Muskeln wie Conan , Tattoos wie ein Yakuza, Fäuste wie ein Klitschko. Sie machen den Typen klar, dass hier niemand zuhaut. Außer ihnen.
    Für uns ist es höchste Zeit wegzukommen. Ich habe auf einmal Gerrits Hand am Kragen, Sylvias am Ärmel. Marina, ihre Freundin, folgt uns dicht auf, und gemeinsam sehen wir zu, dass wir rauskommen.
    E r holung in der Washington Bar, direkt um die Ecke. Wir vier sind jetzt eine Schicksalsgemeinschaft, und die will getauft werden. Wir trinken also weiter, ich komme mit Sylvia ins Gespräch. Sie ist sechsunddreißig Jahre alt, betreibt mit einer Freundin eine Filmproduktion, und dann sind wir im Thema. Endlich eine Frau, der bei Fernsehen mehr einfällt als: Ich finde, das braucht man nicht. Und für die Kino nicht Abwechslung, sondern Luft zum Atmen ist. Genau wie bei mir. Ich bin zwar kein Profi, sondern nur Fan. Aber ich kenne mich aus. Wir schmeißen uns Filmtitel an den Kopf, und sie spult Produzentennamen, Regisseure und Hauptdarsteller dazu ab, ich halte entspannt mit, und das beeindruckt sie. Themenwechsel. Wir unterhalten uns über den Kiez, Musik, den Hafen, Urlaub am Roten Meer und Handys mit zu kleinen Tasten. Gerrit und Marina sitzen inzwischen einen Tisch weiter und machen miteinander herum. Gerrit eben. Ich besorge neue Getränke, und dann sagt Sylvia mit einem Blick zu den anderen beiden: »Hey, keine schlechte Idee, oder?«
    »Stimmt, keine schlechte Idee«, bestätige ich.
    Aber dann halte ich meine Hand hoch, an der mein Ehering funkelt.
    Sylvia lacht und zuckt mit den Schultern. »Ich wollte dich ja auch nicht gleich heiraten. Eine Nacht wäre völlig genug.«
    »Sorry«, sage ich. »Nichts zu machen.«
    »Dein letztes Wort?«
    »Tut mir leid.«
    Gerrit, der das Ganze aus dem Augenwinkel beobachtet, entschuldigt sich bei seiner Gesprächspartnerin und kommt rüber. »Hey, Alex. Kann ich dich mal kurz sprechen?«
    »Klar, aber es wird nichts dran ändern.«
    »Gott, Alter. Was ist nur los mit dir?«
    »Hatten wir schon, das Thema.«
    Ich habe Gerrit mehr als einmal erklärt,

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