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Zwei wie wir: Roman (German Edition)

Zwei wie wir: Roman (German Edition)

Titel: Zwei wie wir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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sich setzt und mir eine Chance gibt, ihr die Dinge zu erklären. Ich fühle mich alles andere als gut. Ich hoffe, das weiß sie.
    »Hör zu, Inna. Ich war betrunken, bekifft und irgendwie neben der Spur. Es tut mir leid.«
    »Immerhin.«
    Verzeihst du mir?«
    »Ich weiß nicht. Ihr Typen seid immer betrunken oder bekifft oder sonst was. Und darum sollen wir euch alles durchgehen lassen?«
    »Ihr Typen?«
    »Genau. Männer wie du. Also echt, Alex!«
    »Gott, Inna. Sag das nicht so.«
    »Und ob ich das so sage.«
    »Ich gebe es doch zu. Sandra hat mich scharfgemacht. Sie hat mich provoziert. Du weißt, wie sie ist.«
    »Allerdings«, sagt Inna. Vermutlich denkt sie an das Gleiche wie ich. Damals, nachdem ich Inna kennengelernt hatte, war Sandra nicht bereit, einfach aufzugeben. Natürlich nicht. Wir sahen uns beim Job, und sie schoss Kommentare über Inna ab wie kleine, giftige Pfeile. Immer wieder sorgte sie dafür, dass wir am Abend oder in der Nacht nach Feierabend alleine waren. Sie sprach es nie aus, aber es war klar, was sie wollte. Ein paarmal wurde es brenzelig, aber passiert ist nichts. Ich wusste, was ich wollte.
    Ich wische die Erinnerung aus meinen Gedanken und sage: »Aber nachdem wir ein klein wenig rumgemacht haben, wurde mir klar, dass ich es gar nicht will. Das mit Sandra ist lange vorbei. Kalter Kaffee, und der lässt sich nicht aufwärmen. Ich wollte es nicht, und mir war auch klar, dass es das nicht wert ist. Und dass ich mich wie ein Vollidiot benehme.«
    »Darauf können wir uns jedenfalls einigen.«
    Sie lächelt! Wow! Am liebsten würde ich aufspringen und eine Flasche Sekt aus dem Kühlschrank holen. »Mir ist klar geworden, dass ich nur dich will. Dich und mich. Uns. Nichts anderes«, sage ich.
    »Und um das zu kapieren, musstest du an unserem Hochzeitstag mit einer anderen Frau rummachen?«
    »Nein. Ja. Ich weiß auch nicht.«
    »Und nicht nur das, Alex. Außerdem hast du mich ganz zufällig vor den Augen aller unserer Freunde gedemütigt. Ist dir das eigentlich klar?«
    Ich sehe sie blass an. Nein, ist mir nicht klar. Obwohl es das sein sollte. Inna hat schließlich recht. Irgendwie. Nachdem sie in der Nacht aus dem Schlafzimmer gestürmt war, war die Sache keineswegs zu Ende. Sie tobte und schrie herum, ich rannte hinter ihr her und versuchte, sie zu beruhigen. Mit nacktem Oberkörper und meinem T-Shirt in der Hand. Unsere Gäste sahen uns kopfschüttelnd zu. Zwei wie wir. Das kannten sie aus den Jahren davor aber anders. Sonst waren wir das strahlende Paar. Diesmal schrien wir uns an. Dann begann der Exodus. Die Ersten gingen, dann wurde es ein ganzer Pilgerzug, der das Haus verließ. Die Party war vorbei.
    Inna verzog sich ins Arbeitszimmer und schloss die Tür ab – wobei sie mir vorher noch erklärte, dass sie nie wieder einen Fuß in unser Schlafzimmer setzen würde. Ich flehte sie an, die Sache nicht überzubewerten. Sie flehte mich an, sie endlich in Ruhe zu lassen. Das war ihr letztes Wort. Ich ging raus in den inzwischen verlassenen Garten, sammelte alles an übrig gebliebenem Alkohol ein, was ich finden konnte, und goss ihn in mich hinein. Was die Sache auch nicht gerade besser machte.
    »Es tut mir wirklich leid«, sage ich noch einmal zu Inna. Ich sehe sie an und hoffe, dass sie merkt, wie ernst es mir ist. Leider sieht sie mich nicht an.
    »Verdammt, Alex. Irgendwie … Es tut mehr weh, als es sollte.«
    »Was meinst du damit?«
    »Das weiß ich selbst noch nicht so genau.«
    »Bitte, Engel. Mach kein zu großes Ding draus. Es war beschissen von mir, das gebe ich zu. Aber lass es uns nicht überbewerten.«
    »Ich habe nicht das Gefühl, dass ich das tue.«
    »Doch, irgendwie schon«, sage ich.
    Es ist der entscheidende Zentimeter zu viel, den ich mich aus der Deckung wage. Innas Augen werden schmal, und sie sagt mit einer Stimme wie ein frisch geschliffenes Küchenmesser: »Sag mir bloß nicht, was ich tun oder nicht tun soll. Was ich empfinden oder nicht empfinden soll. Tu das nicht, Alex.«

15
    I c h kenne Inna. Sie hat einen Charakter wie der Eyjafjallajökull auf Island. Gelegentlich explodiert sie. Und dann liegt jeder Verkehr lahm. Aber irgendwann sinkt die Asche ihrer Wut zu Boden. Und dann ist der Himmel wieder so blau und strahlend wie zuvor.
    So war es bisher immer. Zum Beispiel als wir vor drei Jahren den Streit hatten, nachdem ich sie aus Las Vegas angerufen hatte. Sie wusste nicht, dass ich dort bin, weil ich es am Tag zuvor selbst noch nicht gewusst hatte.

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