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Zwei Wochen danach (German Edition)

Zwei Wochen danach (German Edition)

Titel: Zwei Wochen danach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Schachtschabel
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von unseren Plätzen lösen.
    Die Begegnung mit Joachim spannt mich auf die Folter und ich suche Ablenkung, als wir in die S-Bahn einsteigen.
    Ich bleibe stehen und tue so, als schaue ich nach dem Übersichtsplan, aber die Zeit reicht nicht aus, um an etwas anderes zu denken.
    Es wäre schwer für Ralph gewesen, denke ich. Vielleicht ist es das, was mich erweicht.
    Außerdem braucht Renate Joachim. Ich weiß nicht, wie sie hätte ohne ihn auskommen sollen. Ich blicke zu ihr hinüber und gebe ihr das Zeichen für den Ausstieg.
    Die ganze Zeit hat sie mich beobachtet.
     
    ***

(Heike)
    Wenn sie daran denkt, wie sie abends neben ihren Eltern auf der Couch sitzt, kommt sich Heike komisch vor. Solch eine Situation hatte sie niemals vor Augen gehabt. Da war immer nur Sebastian neben ihr gewesen.
    Vielleicht ist das Angebot ihrer Mutter doch nicht so schlecht. Sie muss nur in Ruhe darüber nachdenken können, darf sich nicht gedrängt fühlen.
    Und wenn es dann nicht klappt zwischen ihnen? Dann haben ihre Eltern das Haus auf dem Land umsonst aufgegeben!
    Heike hat sich einen Tee mit nach oben in ihr Zimmer genommen. Es ist erst kurz nach neun und sie ist eigentlich auch noch nicht müde. Aber hier oben in dem kleinen Schlafzimmer fühlt sie sich wohler, wenn sie allein ist.
    Obwohl das leere Bett neben ihr kalt und unberührt ist, es tut gut, den Arm ab und an nach drüben auszustrecken und über Sebastians Kopfkissen zu streichen.
    Das erste Mal denkt sie daran, dass alle Welt von ihr erwarten wird, sie sucht sich einen neuen Mann. Allein wegen der Kinder.
    Heike verabscheut diesen Gedanken.
    Es wird keinen Nachfolger geben! Keinen, der Sebastians Platz neben ihr einnehmen wird.
    Sie muss zurechtkommen. Sie wird schon zurechtkommen. Es braucht eben ein bisschen.
     
    ***

Mittwoch
    (Nicole)
    Raphael und Susanne sind heute zu Hause geblieben. Sie müssen noch einiges für die Schule vorbereiten.
    Susi kaufe ich das auch ab. Aber ich glaube, mein Sohn hat einfach Sehnsucht nach seinen Freunden. Und nach seiner Freundin! Ich muss lächeln, als ich an Montagabend denke: Liebevoll hatte Raphael das Mädchen auf seinem Schoß gehabt und war in ihren langen blonden Locken versunken. Ich werde ganz neidisch, wenn ich daran denke.
    Und dann wurde diese prickelnde Situation von grellem Licht unterbrochen und das Mädchen musste die Bekanntschaft ihrer hysterischen Schwiegermutter machen!
    Barfuß hatte sie neben Raphael gestanden und kein Wort gesagt.
    Wir sind quitt, denke ich. Ich habe ihm nicht gesagt, dass es um Joachim so schlecht steht und er hat mir nicht gesagt, dass er eine Freundin hat. Ralph wäre gekränkt gewesen, aber ich weiß ja, dass ich in der letzten Zeit nicht so das Feingefühl für meinen Sohn hatte.
    Vielleicht hat auch das die ganze Zeit in ihm gebohrt. Vielleicht wollte er sie uns schon lange vorstellen.
    Und dann kam Ralphs Unfall dazwischen und Joachim ist bei uns eingezogen.
    Ich hoffe, dass sich eine neue Gelegenheit bieten wird, das Mädchen kennenzulernen.
    Den Weg über die Brücke genieße ich heute regelrecht, auch wenn der April vom Himmel auf meinen Schirm tröpfelt.
    Oft werde ich ihn nicht mehr gehen müssen. Ralphs Zustand wird von Tag zu Tag besser. Und mein schlechtes Gewissen ihm gegenüber wird von Tag zu Tag schlimmer. Ganz sicher war seine Reaktion nach dem Aufwachen reine Angst um seinen Vater gewesen.
    Ich war so verletzt von seiner Kühlheit und Ignoranz, dass ich einfach nicht weiterdenken konnte.
    Ein schlechtes Gewissen ist nicht gut bei dem, was ich vorhabe, das merke ich.
    Wenn er aufwacht, sage ich ihm, dass ich mich von ihm trennen will. Das habe ich mir immer wieder eingeredet.
    Ich weiß noch nicht, ob ich in eine andere Wohnung ziehen werde oder Ralph. Aber etwas muss passieren. Ein Leben mit Ralph ist in meiner Vorstellung in den letzten Tagen immer schwieriger geworden.
    Und ich werde mir wieder einen Job als Werbegestalterin suchen.
    Da war das Stichwort. Damals habe ich Ralph kennengelernt.
    Jetzt sind die Gefühle wieder da, die ich doch jetzt gar nicht gebrauchen kann!
     
    ***

(Nicole)
    Ich komme nach Hause und Renate sitzt am Küchentisch und weint.
    Ich stelle meine Tasche auf die Eckbank und nehme sie in den Arm. „Renate? Was ist los? Ist was mit Joachim?“
    Sie nimmt meine Arme von ihren Schultern und wischt sich mit dem Handrücken über die Augen. „Nein, nein, tut mir leid. Es geht ihm gut. Wirklich, es geht ihm gut!“
    Sie versucht zu lächeln.
    Dann

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