Zweifel in Worten
Bussardflügel, vielleicht ... Sams liebevolle Worte hatten einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
„Ja, vielleicht ist das eine gute Idee“, murmelte er und gähnte erneut.
„Wir sind gleich da, zwei Minuten noch, dann kannst du schlafen gehen“, sagte Sam und klang eher besorgt als enttäuscht, weil aus dem prickelnden Gespräch auf der Hinfahrt und dem durchaus von anzüglichen Bemerkungen begleiteten Abendessen nun ein schneller Abgang von Frank anstand.
Der Wagen hielt und Frank richtete sich unwillig auf, um sich abzuschnallen und aus Gabriels Arm zu schlüpfen. Als er die Tür öffnete, stand Sam bereits vor ihm und reichte ihm die Hand. „Du siehst wirklich fertig aus, aber wenn ich ehrlich bin, will ich auch schlafen gehen. Was meinst du, Engel?“
Er zog Frank sacht an sich, der den weichen, männlich-herben Geruch von Sams Parfum in sich einsog und blinzelte. Hey, ganz so müde war er wohl doch nicht!
Ob das nur an diesem Geruch lag? Seltsam, Gabriels Parfum roch anders, aber mindestens genauso gut und trotzdem hatte es ihm nicht diese Wachheit beschert, es zu riechen.
Er hob den Kopf und küsste Sam, dann Gabriel, der nun neben ihnen stand und lächelte.
„Von mir aus können wir uns auch hinlegen.“ Er gähnte demonstrativ und sie gingen ins Haus.
Am oberen Treppenabsatz blieb Frank stehen und schürzte die Lippen mit einem Blick auf seine so unendlich weit entfernt erscheinende Zimmertür. Er löste sich von Gabriel und Sam, nachdem er beide kurz geküsst hatte, und ging den Flur hinab.
Mit jedem Schritt wurde ihm kälter. Es begann ganz leicht, ein kleiner Schauder im Nacken, der sich aber ausbreitete, bis er ein kurzes Zittern am ganzen Leib nicht mehr abwenden konnte. Er drückte die Klinke hinab und ging hinein, lehnte sich von innen an die wieder einrastende Tür und zitterte erneut.
Das konnte doch nicht normal sein!
Kopfschüttelnd stieß er sich wieder ab und zog sich aus, um im Bad in seine kurze Schlafhose zu steigen und sich bettfertig zu machen.
Als er schließlich vor dem Bett stand, auf dem noch immer die Tagesdecke lag, schniefte er missmutig und sah zur Tür.
Sollte er einfach wieder rübergehen? So wie vorhin, als er nicht allein hatte duschen wollen?
Und was war es für eine genial gute Idee gewesen, seinem Impuls zu folgen! Er grinste bei der Erinnerung an all die sanften, fordernden, neckenden und zärtlichen Berührungen. Jene, die er verteilt und jene, die er bekommen hatte. Eindeutig, er konnte jetzt nicht einfach in dieses riesige, leere Bett krabbeln und schlafen. Keine Chance.
Seine Füße fühlten sich irgendwann an wie Eisklumpen, vielleicht hätte er sich lieber auf den flauschig aussehenden Bettvorleger stellen sollen, während er ins Nichts starrte?
Wie lange er dort bereits gestanden hatte, wusste er nicht, vielleicht fünf Minuten? Vielleicht eine halbe Stunde?
Ohne noch länger darüber nachzudenken, ging er mit bloßen Füßen über den Fliesenboden des Flures und ließ die Klinke an der Schlafzimmertür nebenan herabsinken. Ganz leise, ganz vorsichtig.
Falls die zwei beschäftigt waren, wollte er nicht stören, das nahm er sich fest vor. Umso erstaunter war er, als er feststellte, dass sie beide bereits im Dunklen lagen und das spärliche Flurlicht seinen Umriss auf den roten Steinboden zwischen Tür und Bett warf.
Er schlüpfte hinein, schob die Tür möglichst geräuschlos zu und stieg auf allen vieren über das Fußende aufs Bett. Die Decken raschelten, doch er hatte gesehen, dass sie nicht aneinandergekuschelt lagen, sondern jeder auf seiner Hälfte des überlangen Bettes.
Die Überlänge hatte wohl ganz praktische Aspekte, wenn man über zwei Meter groß war. Frank lächelte und legte sich zwischen Gabriel und Sam.
„Sammy, kannst du dich nicht einfach ankuscheln und aufhören, dich zu bewegen? Ich bin wirklich müde“, murmelte Gabriel und klang echt verschlafen. Einmal mehr fragte sich Frank, wie lange er wohl dämlich in seinem Zimmer gestanden hatte.
„Ich liege doch ganz ruhig!“, kam es zurück und Frank konnte ein Kichern nicht mehr unterdrücken.
Im nächsten Augenblick raschelten beide Decken um ihn herum und während Sam sich zu seinem Nachttisch beugte und das Licht aufflammen ließ, drehte Gabriel sich zu Frank um und blickte ihn erstaunt an.
„Sieh an!“, sagte er grinsend.
Sam wandte sich ebenfalls um und zog Frank unter seine Decke. „Scheiße, sind deine Füße kalt!“, fluchte er. „Hast du draußen einen
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