Zweifel
wenig, als sie das untere Ende der Treppe erreicht hatten und Dean sich entfernte, um mit David zu sprechen. Sam gefiel es gar nicht, dass er sich zu dem neuesten Mitglied des BCPI-Teams so hingezogen fühlte. Auch wenn er nicht vorhatte, sie auszuleben, erschien ihm seine Reaktion wie ein Verrat an seinen Gefühlen für Bo.
Er stellte seine Tasche auf den Boden, kniete sich hin und wühlte darin. »Bo, was soll ich übernehmen?«
»Ich möchte, dass du dich um die Notizen und Audioaufnahmen kümmerst, wenn das okay ist.« Bo schlenderte zu ihm hinüber und blieb so nahe vor ihm stehen, dass Sams Puls sich unwillkürlich beschleunigte. »Dann kannst du dich besser darauf konzentrieren, die Umgebung mit allen Sinnen wahrzunehmen.«
Sam richtete sich langsam auf und nahm seinen Rucksack wieder auf den Rücken. »Du willst wissen, ob ich das Gleiche fühle wie in Oleander House, oder?«
»Ja.« Bos Blick hielt seinen fest und sein Gesichtsausdruck war besorgt. »Schaffst du das?«
Sam unterdrückte rigoros die Stimme in seinem Hinterkopf, die laut ‚ Nein‘ schreien wollte und nickte. »Sicher, kein Problem.«
»Ich nehm die Kamera«, sagte Cecile.
Mit einem letzten halb besorgten, halb dankbaren Blick zu Sam drehte sich Bo zu Cecile um. »Du musst nicht immer die Videos machen, weißt du. Du kannst inzwischen auch ziemlich gut mit dem EMF-Detektor umgehen.«
»Ich weiß, aber ich hab' mir überlegt, dass ich meine Fühler ausstrecken und meinen sechsten Sinn entscheiden lassen könnte, was ich aufnehme. Wenn ich irgendwo plötzlich eine Präsenz spüre, kann ich einfach und schnell die Kamera darauf richten. Wenn es um paranormale Phänomene geht, zählt schließlich jede Sekunde, oder?«
»Absolut.« Bo drückte grinsend Ceciles Schulter. »Ich weiß, warum ich so froh war, als du dich entschieden hast, mein Angebot anzunehmen und fest bei uns einzusteigen. Du hast ein paar verdammt gute Ideen eingebracht.«
Ceciles Wangen färbten sich rosa. »Danke. Ich hatte viele gute Gründe, dein Angebot zu akzeptieren.« Sie schickte ein liebevolles Lächeln in Davids Richtung, der sich gerade angeregt mit Dean und Andre unterhielt.
Als könnte er fühlen, dass er beobachtet wurde, drehte David sich um und zwinkerte ihr zu. »Hey, Boss, haben wir ein Zeitlimit?«
»Nein, nehmt euch so viel Zeit, wir ihr braucht.« Bo schaltete den EMF-Detektor und das Thermometer ein. »Cecile, du kannst das Video starten.«
Sam hörte den leisen, melodischen Ton, als sich die Kamera einschaltete. Er sah auf seine Uhr und schrieb Datum und Zeit auf eine leere Seite des Notizbuchs. Dann machte er den Audiorekorder an und klippte ihn an seinen Gürtel.
»Samstag, zwanzigster November zweitausendundvier, zehn Uhr vierzig«, sagte Cecile für die Aufnahme. »South Bay Highschool, unterirdische Tunnel, südlicher Gang.«
»EMF-Wert liegt gleichmäßig bei drei. Temperatur bei 28,9 Grad.« Bo sah zu Andre hinüber, der seine eigene Grundlagenmessung durchführte. »Was hast du?«
»Das Gleiche«, antwortete Andre ohne von seinen Instrumenten aufzusehen.
»Fühlst du hier irgendwas?«, fragte Cecile.
»Nein.« Andre runzelte die Stirn und blickte auf. »Das heißt... doch... irgendwie schon. Ich weiß nicht... das ist seltsam. Nur so ein vages Gefühl von... irgendwas ist falsch. Anders kann ich's nicht beschreiben.«
Cecile schwieg und Sam wusste, dass sie ihre eigenen medialen Sinne aussandte, um Andres Aussage zu überprüfen. Er schloss seine Augen und tat es ihr nach. Nach einem Moment des Abtastens fühlte er es: Ein irritierendes Gefühl von etwas, das nicht hierher gehörte. Ähnlich dem, was er in Oleander House gefühlt hatte und doch ganz anders.
»Es ist konzentrierter, nicht wahr?«, flüsterte Cecile. »In Oleander House hatte man überall dieses seltsame Gefühl. Oben hab' ich das nicht gespürt. Nur hier. Und es ist sehr schwach.«
»Ganz genau.« Sam zwang sich, die Augen zu öffnen und notierte sowohl Ceciles Eindrücke als auch seine eigenen. Wenige Meter weiter kritzelte Dean auf einen zweiten Notizblock, den Sam ihm gegeben hatte. Vermutlich schrieb er das auf, was Andre gesagt hatte. »Wir sollten unbedingt als erstes herausfinden, wo diese unbeständige Energie herkommt.«
»Ja, denk' ich auch.« Andre sah ihn besorgt an. »Ich habe aber nicht diese intelligente Präsenz gefühlt wie damals in Oleander House. Du?«
»Nein, nicht wirklich.« Das war nicht gelogen, er spürte hier nicht diese unheimliche
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