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Zweiherz

Titel: Zweiherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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du garantiert den Kürzeren.«
    Der Kassierer der Tankstelle kam nach draußen und rief: »Das macht 14 Dollar und 75 Cent, Freundchen. Und wage nicht loszufahren, bevor du gezahlt hast, sonst rufe ich die Polizei. Die braucht keine zwei Minuten, bis sie hier ist.«
    Der Bursche zog seine Geldbörse hervor und kramte nach Geld. In weinerlichem Tonfall sagte er: »Mein Tank ist leer.«
    Der Kassierer hielt die Hand auf und der Junge gab ihm zwei 20 $-Noten.
    »Was ist denn passiert?«, fragte Kaye, die aus ihrem Jeep ausgestiegen war. Sie konnte immer noch nicht glauben, was sie gerade gesehen hatte.
    »Keine Ahnung«, sagte der Mann von der Kasse. »Ich hab nur gesehen, wie Will mit ihm diskutiert hat.«
    Der Truckfahrer mischte sich ein. »Der Indianer hat verlangt, was hier üblich ist, wenn man keine Kreditkarte hat: erst zahlen, dann tanken. Da hat das Bürschchen ihn dreckige Rothaut genannt und als Antwort hat die Rothaut das Zeug auf seinen Sitz plätschern lassen.« Mit einem breiten Grinsen wandte er sich an den Jungen. »Ist jetzt ein ganz schön heißer Ofen, was, Kleiner?«
    Kaye musste schmunzeln. Ihr gefiel, dass Will sich gegen diese grobe Beleidigung zur Wehr gesetzt hatte. Doch gleich darauf gefror ihr Lächeln. Garland Lindsay kam aus dem Büro der Tankstelle und drückte ihr eine Handvoll Dollarnoten und Wills Kleider in die Hand. »Das ist sein Lohn für fünf Tage. Und sag ihm, er ist gefeuert.«
    »Was soll ich denn damit?«, fragte sie. »Ich bin schließlich nicht seine Frau.«
    »Du bringst dem Alten doch immer das Essen, oder nicht? Und außerdem weiß jeder hier, dass du hinter dem jungen Wilden her bist wie eine Klapperschlange hinter einer Wüstenmaus.« Er lachte mit zuckenden Schultern über seinen eigenen Witz.
    In Kayes Bauch ballte sich Wut zusammen. Aber sie würde sich nicht provozieren lassen, nicht von jemandem wie Mr Béeso Garland Lindsay. Wortlos nahm sie das Geld und die Kleider. Sie zahlte ihr Benzin, tankte und stieg wieder in den Jeep. Ziemlich schnell hatte sie Will eingeholt. Eine Weile tuckerte sie im Schritttempo neben ihm her. Er fühlte sich sichtlich unwohl. In dem roten Overall mit dem Shell-Schriftzug sah er lächerlich aus und er wusste es.
    »Lindsay hat dich gefeuert«, rief sie ihm durch das offene Beifahrerfenster zu.
    »Ich hatte nichts anderes erwartet«, gab er zurück. »Pech für mich, dass er ausgerechnet heute in der Tankstelle war.«
    Kaye fuhr ein Stück voraus und hielt an. Will lief am Auto vorbei.
    »Wenn du wusstest, dass dein Chef da ist, warum hast du ihn nicht einfach geholt und ihm die Lösung des Problems überlassen?«, rief sie.
    »Weil ich keine Lust hatte, mich von so einem Arschloch erniedrigen zu lassen«, rief Will zurück.
    Diesmal lenkte Kaye den Jeep direkt vor seine Füße. Will starrte auf die offene Beifahrertür.
    »Nun steig schon ein«, bat sie ihn. »Ich habe deine Kleider, dein Geld... Und ich will sowieso zu Großvater Sam. Ich habe heute zwei seiner Stücke verkauft und will ihm den Erlös bringen.«
    Will schwang sich auf den Beifahrersitz und blickte stur geradeaus.
    »Das war wirklich filmreif«, sagte Kaye. »Aber jetzt hast du keine Arbeit mehr. Fünf Tage sind nicht die Wucht.«
    »Werd schon was finden«, brummte er.
    »Ich kann ja mal meinen Vater fragen«, schlug sie vor. »Der Zaun muss gebaut werden und es stehen eine Menge Reparaturen an. Da braucht er jede Hand.«
    »Nein«, antwortete Will, »lass es. Ich will nicht für deinen Vater arbeiten.«
    »Ich glaube nicht, dass du wählerisch sein kannst.«
    »Dein Vater kann mich nicht leiden, Kaye. Wieso sollte er mich einstellen?«
    »Ich könnte ein gutes Wort für dich einlegen.«
    Will warf ihr einen kurzen Seitenblick zu, dann sah er wieder nach vorn. »Ich bin nicht dein Sozialkundeprojekt, okay? Ich komme schon klar, auch ohne dass du dich dauernd in mein Leben einmischst.«
    Kaye schwieg. Was er gesagt hatte, musste sie erst einmal verarbeiten. Nur mit Mühe konnte sie die Tränen zurückdrängen, die ihr in die Augen stiegen und für einen Moment den Blick verschleierten. Warum redete er so mit ihr? Was war bloß los mit ihm? Er musste doch wissen, dass seine Worte sie verletzen würden.
    Die Macht des Wortes ist im Bösen so stark wie im Guten , hatte ihre Mutter immer gesagt.
    Vor dem gelben Holzhaus setzte Kaye Will ab und gab ihm auch das Geld für seinen Großvater mit. Sie wollte nicht hineingehen, weil sie fühlte, dass sie sonst in Wills

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