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Zweiherz

Titel: Zweiherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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werden. Eiserne Kreuze am Straßenrand zeugten von zahllosen tödlichen Unfällen.
    Als Kaye den Fußgänger erreicht hatte, fuhr sie einen großen Bogen, aber dann erkannte sie ihn. Es war Will. Er war auf dem Heimweg von seinem Besuch bei Maria Yazzie.
    Sollte sich wirklich niemand aus der Familie Yazzie bereit erklärt haben, ihn nach Hause zu fahren? Das war ungewöhnlich und wenig gastfreundlich.
    Kaye trat auf die Bremsen und hielt an. Sie beugte sich herüber und öffnete Will die Beifahrertür, damit er einsteigen konnte. Er blieb kurz stehen, aber nur um zu sagen: »Fahr weiter, ich will laufen.«
    »Aber...?« Kaye fuhr ein Stück voraus, bremste und die Tür schlug zu. Sie öffnete sie erneut und wartete, bis Will wieder neben ihr war. »Was ist denn los, verdammt noch mal?«
    »Nichts, ich will nur laufen. Und reden will ich auch nicht.« Seine Stimme klang fremd und ablehnend. Er schien bedrückt, und sie hätte gerne gewusst, warum. Aber er würde es ihr nicht sagen. Stattdessen schlug er die Tür zu.
    »Wie du willst.« Kaye trat aufs Gas und ließ ihn am Straßenrand zurück. Bis zum Haus seines Großvaters waren es noch vier oder fünf Meilen. Das war ein langer Marsch und Will würde erst weit nach Mitternacht zu Hause sein.
    Er will mich nicht haben, dachte sie, während Tränen ihre Sicht verschwimmen ließen.

7. Kapitel

    S tetiger Wind hatte in einen der roten Felsen, die den Ort wie versteinerte Urtiere umzingelten, ein gigantisches rundes Fenster gefräst. Window Rock. Daher kam auch der Name für die Hauptstadt des Reservats. Unterhalb des gewaltigen Sandsteinfensters drängten sich mehrere größere und kleinere Gebäude. Der Sitz der Stammesregierung war ein erdfarbener, achteckiger Bau - dem Grundriss eines Hogans nachempfunden. In seiner unmittelbaren Nachbarschaft befanden sich die Zentrale der Navajo-Polizei und das Navajo-Museum.
    Weiter unten wurde der Ort durch eine große Kreuzung geteilt, und es gab noch ein paar Straßenzüge, die Namen hatten. Das Navajo Nation Inn war das einzige Motel im Ort. Es gab ein Einkaufszentrum, Garland Lindsays Shell-Tankstelle, Ted Northridges Bingohalle, ein Kino, ein Asia Restaurant und den Schnellimbiss von Shelleys Mutter. Und natürlich Kaye Kingleys Buchladen, der auch Kunstgewerbliches im Angebot hatte.
    Im Sommer kamen ab und zu Touristen, füllten ihre Tanks auf für den Weg zum Grand Canyon oder zur Hubbel Trading Post in Ganado. Sie kauften kalte Drinks und stillten ihren Appetit im Asia-Restaurant oder - wenn sie es eilig hatten - im Green-Garden Imbiss. Auch Kayes Laden statteten die Touristen einen Besuch ab und nahmen meist eine Kleinigkeit mit. Eine detaillierte Karte vom Reservat, farbenprächtige Ansichtskarten, ein paar Ohrringe aus Sterling Silber, verziert mit Türkisperlen oder winzigen Tieren aus Halbedelsteinen. Kleine Tierfetische mit einer Pfeilspitze auf dem Rücken, eine bemalte Tonschale oder einen gewebten Tischläufer. Größere Stücke, für die die Leute tiefer in die Taschen greifen mussten, verkaufte Kaye nur selten.
    An diesem Freitag jedoch hatte sie unerwartet guten Umsatz gemacht. Einem weißen Ehepaar hatte sie gleich drei große gewebte Navajodecken verkauft und einer älteren Frau aus Deutschland zwei schöne Silberarmreifen mit eingearbeiteten Türkisen. Außerdem waren vier Landkarten über den Ladentisch gegangen, ein Arizona-Reiseführer und beinahe hundert Ansichtskarten. Zufrieden zählte Kaye ihre Tageseinnahme. Das Geld sparte sie eisern. Wenn sie und Will heiraten würden, dann sollte etwas da sein, womit sie ihr neues Leben aufbauen konnten.
    Aber es war nicht nur das Geld. Die Arbeit im Laden machte Kaye Spaß. Mit der Frau aus Deutschland hatte sie ein längeres Gespräch geführt. Die grauhaarige Dame war sehr interessiert gewesen und hatte viele Fragen gestellt. Manchmal machte es Kaye Freude, sich mit Fremden zu unterhalten, vor allem wenn sie spürte, dass deren Interesse an der Kultur ihres Volkes ehrlich war.
    Auch mit dem Mann aus New York hatte Kaye eine Weile geredet. Zuerst war er an einem teuren, mit Silberconchos aus alten Dollarstücken besetzten Ledergürtel interessiert gewesen, hatte aber dann doch nur eine Karte vom Reservat gekauft. Der Conchogürtel war sehr schön, aber er lag schon lange im Laden. Der Besitzer wollte einfach zu viel dafür haben. Sie würde ihn bitten müssen, den Gürtel zurückzunehmen oder im Preis runterzugehen.
    Immer wieder musste Kaye den Indianern, die

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