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Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Titel: Zweimal Hölle und zurück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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ziemlich gut. Der erste Teil zumindest.
    »Elizabeth!«
    »Ich bin in einem Roadrunner -Cartoon, Sinclair. Und ich bin der Kojote.« Genau in diesem Augenblick wurden mir die Ereignisse der vergangenen Stunden oder Jahrhunderte zu viel, und ich brach in Tränen aus. »Kommst du mich holen, Sinclair, okay? Sinclair? Okay?« Ich weinte so laut, dass ich seine Antwort nicht verstehen konnte. Was ich aber hörte, war mein erbärmliches Gequengel, deshalb beendete ich das Gespräch.
    Ich rutschte an der Wand herunter. Dr. Graham hatte mich offenbar freundlicherweise in einen abgelegenen Teil des Kellers gebracht, und hier konnte ich mich in aller Ruhe meinem Nervenzusammenbruch widmen. Also schluchzte ich und streckte die Beine aus und trat mit meinen bloßen Füßen um mich und prügelte auf die Wand ein und wischte mir die Augen mit dem Handy ab … Ich konnte zwar keine Tränen mehr produzieren, doch alte Gewohnheiten sind eben schwer abzule… Da schrillte es in meiner Hand.
    »Wer ist da?«, heulte ich. »Dr. Graham ist nicht hier. Und ich sollte auch nicht hier sein.«
    »Meine Liebste, meine Königin, du hast vergessen, mir zu sagen, wo du bist.«
    Ich weinte noch lauter. »Sorry. Ist eine furchtbare Nacht.«
    »Weine doch nicht, Elizabeth, es zerreißt mir noch das Herz!«
    »Und ich habe keine Schuhe!«
    »Und doch musst du die Kraft finden weiterzumachen«, tröstete mich der König der Vampire.
    »Machst du dich etwa über mich lustig?«
    »Das würde ich nie tun. Und ich würde sofort den herzlosen Hundesohn töten, der sich solches anmaßt.«
    »Ja, das wäre gut. Herzlose Hundesöhne töten.« Ich lebte ein wenig auf. »Okay. Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch, mein Herz, aber …«
    »Da kommt Dr. Graham. Ich sollte jetzt lieber …«
    »Elizabeth!«
    » Schrei doch nicht so, ich hab eine echt beschissene Nacht.«
    » Wo zum Teufel bist du, Liebste?«
    »Ach so. Tja, das wäre nützlich zu wissen, nicht? In Chicago, in der Cook County Morgue.«
    Ich vernahm einen lang gezogenen Seufzer am anderen Ende der Leitung. Und das war rührend, weil Sinclair ja nicht mehr atmen musste. Manchmal jedoch, wenn er es schwer hatte, vergaß er das.
    »Wir kommen und holen dich, Liebste. In weniger als sechs Stunden bin ich da.«
    »Sechs Stunden? Es ist doch schon dunkel, warum also diese Verzögerung? Was ist mit Jessicas Privatj…?«
    »Wenn sich irgendjemand zwischen dich und mich stellt, will ich, dass du ihn tötest, Elizabeth. Selbst …«
    »Selbst wenn was?«
    »Selbst, wenn er ein Freund ist.«
    »Ja, ich werd’s mir merken.«
    »Oder ein Freund war. Du bist fern, Darling, und viele unseres Volkes haben dich noch nicht als Königin anerkannt. Die Stadt Chicago sollte nicht erfahren, dass die Vampirkönigin allein und ungeschützt in ihren Mauern weilt. Halte dich bedeckt, so gut es geht! Such dir ein Schaf, wenn du kannst, schließ dich mit ihm ein und gewinne deine Kraft zurück!«
    »Sinclair!« Ich war wirklich schockiert. Menschen waren doch keine Schafe! Was ich Dr. Graham angetan hatte, war schon schlimm genug. Ich würde gewiss keine bedauernswerte Seele von der Straße kidnappen, sie zwingen, mich mit nach Hause zu nehmen, und ihr Blut trinken wie ein blonder Holzwurm, bis die Kavallerie anrückte, während ich gleichzeitig sämtliches Trinkbare aus ihrem Kühlschrank plünderte. Wi-der-lich!
    Wieder seufzte Sinclair. »Wenn du diese Maßnahme nicht ergreifen willst oder kannst, dann halte dich verborgen, so gut du kannst. Und, Elizabeth?«
    »Ja?« Allmählich fühlte ich mich nicht mehr getröstet, sondern einsam und verängstigt.
    »Bete nicht für mich! Bete für dich! Und sag … sag ihm «, seine Stimme klang erstickt, kaum noch vernehmlich, »… dass er dich schützen soll!«
    »Das mach ich«, erwiderte ich gerührt. »Ich liebe dich.«
    »Ja«, sagte er und legte auf, der arrogante Arsch.

22
    Stunden später schrillte Dr. Grahams Handy erneut. Diesmal war es Tina, die mir ein paar knappe Anweisungen erteilte. Ohne auch nur einmal zu sagen: Gott sei Dank, dass Ihr noch am Leben seid, Majestät! Sie hätte jedem General den Rang abgelaufen.
    Ich versprach, mich an ihre Anweisungen zu halten, dann bedankte ich mich bei Dr. Graham und gab ihm sein Handy zurück. Als ich ihn fragte, ob er Probleme bekommen würde, lachte er bloß und löschte sämtliche Anrufe und Mitteilungen. Ich hatte ihm das nicht befohlen, und Tina hatte es mir auch nicht aufgetragen. Das war wirklich interessant.

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