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Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Titel: Zweimal Hölle und zurück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Und wir können in aller Ruhe besprechen, was zu tun ist.«
    Sinclair drehte sich um und beugte sich über mich. Sein dunkler Blick war stechend, die Stirn gerunzelt. Er sah furchtbar, furchtbar besorgt aus. »Was? Was müssen wir besprechen?«
    »Was wir jetzt unternehmen müssen. Sinclair, weißt du nicht mehr? Hast du mein Memo nicht gelesen? Wir können alles tun. Alles.«
    »Ich liebe dich.« Er küsste mich leidenschaftlich. Sein Mund ruhte lange, lange Zeit auf meinem, und ich dachte wieder, dass ich erst hatte sterben müssen, um die Liebe kennenzulernen.
    Ich löste mich nicht ohne Bedauern von ihm.
    »Doch da ist etwas, das ich mich immer gefragt habe, Sinclair. Und mit ›immer‹ meine ich ›in den letzten Stunden‹.«
    »Ah, ich erwarte mit Spannung deine zahllosen Fragen.«
    »Wenn du als junger Mann von achtzehn Jahren gestorben bist, warum siehst du dann heute wie ein schmucker, aber leicht verwitterter Mittdreißiger aus? Ich erinnere mich noch, wie ich dich zum ersten Mal sah und für dreißig plus hielt, doch in deiner Vergangenheit bist du kaum mehr als ein Halbwüchsiger gewesen. Jünger als Laura sogar! Oh, lass mich bloß nicht von ihr anfangen!«
    »Ganz gewiss nicht.« Mein Ehemann wackelte mit den schwarzen Augenbrauen. Wie Jim Carrey und ich besaß er das Gen, das ihn befähigte, seine Brauen unabhängig voneinander hochzuziehen. Er tat es jedoch selten, deshalb war es urkomisch, wenn er sich mal dazu bequemte. Nach meinem anerkennenden Schnauben bemerkte er: »Du entsinnst dich vermutlich, dass die letzte Woche meines Lebens als Mensch einigermaßen aufreibend war.«
    »Deine Schwester war tot und ebenso deine Eltern.« Mir schnürte sich die Kehle zu. Wie würde ich damit fertigwerden, wenn meine Mom … oder Baby Jon … Schon einer von beiden wäre schlimm genug, aber sie beide innerhalb einer Woche zu verlieren?
    Sie hatten Eric Sinclair allein gelassen – mit Tina, dem familieneigenen Kuschel-Vampir. Kaum verwunderlich, dass er sich für ein Leben als Vampir entschieden hatte! Es war das Beste, was er zum damaligen Zeitpunkt hatte tun können. Doch der Preis dafür war seine Seele gewesen … und Jahrzehnte der Einsamkeit.
    Der Tod meines Vaters und meiner Stiefmutter war für mich erschreckend, aber keineswegs traumatisch gewesen. Hey, ich will nicht so tun, als hätte ich die beiden je geliebt. Wir waren nie gut miteinander ausgekommen, und der Tod hatte daran nichts geändert.
    »Das ist so … Mir fehlen die Worte.«
    »Ein seltenes und wundersames Ereignis.«
    »Und es tut mir so leid für dich! Schon damals hat es mir leidgetan, aber ich hatte … hatte nie die Gelegenheit, es dir zu sagen. Deshalb sage ich es dir jetzt: Es tut mir so furchtbar, furchtbar leid.«
    »Ich weiß«, erwiderte er, beugte sich vor und küsste mich über der rechten Braue. »Ich weiß immer, woran du denkst, auch wenn du es nicht aussprechen kannst.«
    »Okay, das ist jetzt ein bisschen unheimlich. Darüber reden wir ein andermal. Aber was deine Vergangenheit angeht – deine Schwester und … und … Ich kann einfach nicht glauben, dass du nicht von einer Brücke gesprungen bist.«
    Sinclair zog die Augenbrauen noch ein wenig höher, falls das überhaupt möglich war. »In gewisser Weise bin ich gesprungen. Auf jeden Fall bin ich kurz danach gestorben. Doch selbst wenn ich nicht die schlimmste Woche meines Lebens erlebt hätte, wäre Freitod für einen kernigen Bauernjungen niemals eine Option gewesen. Immerhin war es das frühe zwanzigste Jahrhundert, Darling. Das Leben war hart und schwer.«
    »Und ihr habt schwer gegessen. Ich schmecke noch jetzt dein köstliches lebendiges Blut … Ich glaub’ nicht, dass ich das gerade gesagt habe.«
    »Da wir gerade von deinem Biss sprechen, Geliebte …«
    »Ach, haben wir das?«
    Er leckte mein Halsgrübchen. »Nicht direkt …«
    »Wow!«
    »Wirklich?« Er sah erfreut aus und verdoppelte seine Anstrengungen.
    »Es ist kalt hier!«
    Er schnaubte und rollte sich wieder auf den Rücken. »Ich hatte gehofft, dich mit meinen Verführungskünsten zu beeindrucken.«
    Ich hielt die traurigen Reste meines zerfetzten T-Shirts hoch und sah ihn mahnend an. Der Penner wirkte nicht einmal schuldbewusst, sondern deutete lediglich auf eine Kommode und rekelte sich genüsslich. Wie kommt es nur, dass es den Kerlen ein »Ich-Tarzan«-Gefühl verleiht, wenn sie einer Frau die Kleider vom Leib reißen, aber dass sie das Gehabe eines Vierjährigen zur Schau tragen, wenn sie

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