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Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Titel: Zweimal Hölle und zurück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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heute zum ersten Mal davon.« Ich versuchte, mich ohne die Unterstützung helfender Hände aufzusetzen. Nicht, dass ich ihnen nicht dankbar gewesen wäre. Okay, doch, ich war ihnen nicht dankbar. Aber vor allem war es mir peinlich. Ich war so verbissen auf Rettung bedacht gewesen, dass ich geradewegs vor eine verriegelte Tür gerannt war und mich selbst ausgeknockt hatte … ziemlich dämlich. »Wo steckt denn Marc? Sollte er mir nicht meinen nicht vorhandenen Puls fühlen?«
    »Dort drin.« Tina deutete auf die geschlossene und verriegelte Tür.
    »Nicht der Marc. Ich meine den lebenden, geistig gesunden, nicht (allzu) unheimlichen Marc.«
    »Der ist auch dort drin.«
    Ich blinzelte, dann ging mir ein Licht auf. »Was? Ihr habt ihn mit der Marc-Kreatur eingeschlossen? Hat er beim Münzwerfen verloren?«
    »Nein, er hat …«
    »Was zum Teufel ist bloß los mit euch?«, rief ich. Scheibenkleister. Da verbringe ich mal eben ein paar Stunden in der Hölle, und wenn ich nach Hause komme, haben alle den Verstand verloren.
    Wie der Blitz war ich auf den Beinen, zerrte an den Riegeln und bekam sie schließlich auf. Statt mir zu helfen, standen die anderen nur dumm herum und glotzten. Unglaublich! Ich schob die Tür auf (das Scheißteil war schwer!) und schickte mich an, hineinzuhechten und Marc vor der schlimmen Dummheit meiner Mitbewohner zu ret…
    Beide Marcs, die ins Gespräch vertieft gewesen waren, schauten auf. »Was gibt’s?«, fragten sie unisono.
    Ich starrte sie nur an, ich konnte nicht anders, denn der Anblick war faszinierend. Jetzt begriff ich, warum meine Mitbewohner so unbekümmert waren: Das Marc-Wesen war immer noch gefesselt, und unser Marc, der sich mit dem anderen hatte einschließen lassen, war von oben bis unten mit Kreuzen behangen.
    Ja, genau. Kreuze hingen überall an unserem Marc. Wenn er auch nur die kleinste Bewegung machte, zuckte das Marc-Wesen zusammen und konnte ihn nicht anschauen. Und das Isolierband hielt großartig.
    Die perfekte Verhörtechnik. Ich war begeistert ob ihrer genialen Einfachheit. Denn mit wem würde der andere Marc wohl am ehesten reden? Natürlich mit seinem jüngeren Ich. Und wer würde am besten beurteilen können, ob sein älteres, totes Ich die Wahrheit verdrehte oder etwas verbarg? Natürlich der jüngere Marc.
    »Ohhhh.«
    »Tja«, meinte Jessica selbstgefällig.
    »Hey.« Unser Marc winkte mir lässig zu. »Du bist also endlich wieder da.«
    »Tja, ich war schwer beschäftigt.«
    »Das haben wir schon gehört.« Sinclair hatte ein Taschentuch (wer trägt heutzutage ein Taschentuch bei sich?) aus der Brusttasche gezogen und tupfte mir sanft das Blut vom Gesicht. »Du hast den Teufel verprügelt und die Seele unserer Freundin befreit.«
    »Ich weiß nicht genau, wie dieser Körper-und-Seele-Zusammenhang in der Hölle funktioniert«, gab ich zu bedenken. »Überlegt doch mal … Antonias Leiche wurde auf Cape Cod beigesetzt. Und jetzt ist ihr Körper wieder da, ihr lebender Körper. Aber wo ist ihre Seele? Antonia ist jedenfalls wieder bei uns, in Fleisch und Blut.« Igitt, Fleisch! Ich durfte auf keinen Fall an das Gemetzel denken, das in meinem Schlafzimmer vor sich ging! »Ich meine, wie soll das überhaupt gehen?«
    Laura blinzelte erstaunt. »Stimmt. Daran hab ich noch gar nicht gedacht, Betsy. Das ist wirklich unheimlich.«
    »Ich hab euch ja so viel zu erzählen.« Mir fiel auf, dass ich mich an Sinclair anlehnte, seit ich wieder auf den Füßen stand. »Und … ähm, tut mir leid, dass ich euch nicht Bescheid gegeben habe, bevor ich wieder in die Hölle gereist bin.«
    »Stimmt doch gar nicht.«
    »Okay, also, es tut mir leid, dass ich …«
    »Nein, stimmt auch nicht.«
    »Okay, okay, aber schau doch nur, was Tolles dabei herausgekommen ist!«
    »Das«, sagte mein Ehemann, »ist ja auch der Grund, warum du nicht auf dem Grunde des Mississippi aufgewacht bist.«
    »Bitte.« Ich versetzte ihm einen Klaps. »Als ob du mir jemals wehtun könntest!«
    Sinclair seufzte. Er blickte immer noch grimmig drein, beugte sich aber dennoch vor, zog mich in seine Arme und rieb sein Kinn auf meinem Scheitel. Das sollte wohl liebevoll und tröstlich gemeint sein, doch er quetschte meine Nase, die furchtbar wehtat. »Nein, aber ich darf ja mal träumen.«
    »Ich muss jetzt los«, verkündete unser Marc und erhob sich. Er verließ die Weinzelle (ich hatte soeben beschlossen, dass dieser Weinkeller einen neuen Namen verdiente) im Rückwärtsgang. Ein kluger Schachzug, denn so

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