Zweimal Hölle und zurück (German Edition)
Ernst der Lage!«
»Da hast du recht. Aber du weißt nicht, wann es an der Zeit ist, ein wenig zu entspannen und aufzuleben. Das ist nicht deine Schuld, es liegt an deiner Erziehung. Deine Familie ist immer so damit beschäftigt, ihren Mitmenschen zu helfen, dass sie nie innehalten und die weicheren Seiten des Lebens genießen können. Jetzt ist die Zeit gekommen …«
»Das hier ist kein Roman, Betsy. Es ist dein Leben. Unser aller Leben.«
Ich ignorierte diese Spaßbremse und redete einfach weiter. »… dass wir es uns richtig gut gehen lassen und allen unsere verrückten Abenteuern erzählen können. Und wenn wir das getan haben, reden wir darüber, was wir daraus gelernt haben. Danach ruhen wir uns ein paar Tage oder Wochen oder (hoffen wir’s!) Monate aus, und dann passiert wieder irgendwas Schräges und Schreckliches, und wir müssen alles fallen lassen und uns darum kümmern. Das Schreckliche bestimmt ein paar Tage lang unser Leben, dann fällt uns eine Lösung ein, und der Kreislauf des Feierns beginnt von vorn.«
»Wir haben sehr viel zu tun«, wiederholte sie. »Und müssen uns auf vieles gefasst machen.« Laura klang sehr grimmig und entschlossen, was ziemlich cool war. Ich dagegen fühlte mich erschöpft und ein wenig verängstigt, was ziemlich normal war. Ich war einfach froh, dass Antonia wieder bei uns war, dass Garrett seine Freundin wiederhatte, dass ich den Teufel mal so richtig in den Arsch getreten hatte und dass Laura in dieser schwierigen Zeit an meiner Seite stand und wir nicht mehr gegeneinander kämpften.
Aber all das war so schnell geschehen! Verflixt, vor zwei Wochen hatte ich weder die Hölle noch die Vergangenheit gekannt, geschweige denn die Zukunft. Vor zwei Wochen waren Garrett und Antonia noch tot gewesen, und Mom hatte in Hastings ein ruhiges Single-Dasein geführt. Vor zwei Wochen hatte sich Christian Louboutin auf die Präsentation seiner Frühjahrskollektion vorbereitet …
Doch es war zu schmerzlich, daran zu denken.
»Vielleicht sollte ich im Schlafzimmer Salz ausstreuen, wenn die beiden fertig sind. Das klingt doch nach einer guten Strategie. Und ist doch keine Überreaktion, oder?«
»Ja, tu das.« Laura klang zerstreut, zerrte mich aber nichtsdestotrotz weiter von der Stätte des Verbrechens fort. »Hör zu, wir müssen Sinclair finden. Und wir müssen unbedingt mit dem Marc-Wesen sprechen.«
»Oh … verdammt!«
Das hatte ich vergessen. Das hatte ich ja total vergessen! Wir hatten immer noch einiges zu erledigen, auch wenn wir die Hölle im Triumph verlassen hatten.
Sich auf den eigenen Lorbeeren auszuruhen stand leider noch nicht an. Mist!
42
Wir lenkten unsere Schritte in Richtung Keller. Unser feuchter, fieser, unheimlicher Keller, der aufs Haar denjenigen glich, die Sie aus den einschlägigen Horrorfilmen kennen. Wir hatten Leichen hier unten gehabt, böse und gute Typen, und lassen Sie mich gar nicht erst von dem Tunnelsystem anfangen! Ja, wirklich. Ein Tunnelsystem. Ich hatte zu Sinclair gesagt, dass ich mir vorkäme wie in einem Roadrunner -Cartoon, aber zuweilen erinnere es auch an eine Folge von Scooby Doo .
Der Keller erstreckte sich unter der gesamten Länge des Hauses, was in jeder Hinsicht beachtlich war. Denn eine Villa ist niemals eine kleine Behausung.
Wir stürmten also die Treppe hinunter, rasten einige Korridore entlang, trabten an der Küche vorbei (in der sich jemand aufhielt, aber damit konnten wir uns jetzt nicht aufhalten), nahmen weitere Treppen und gelangten schließlich in unseren düsteren, muffigen, uralten, ekligen Keller.
Ich vermutete, dass sie den Marc-Vampir in einem der alten Weinkeller eingesperrt hatten. Ja genau, »einer« besagt schon, dass wir mehrere besitzen. Ich muss gestehen, dass ich mich dort unten nicht besonders gut auskannte – ich verabscheute den Keller fast ebenso sehr wie den Dachboden (nie kommt etwas Gutes aus dem Dachboden!). Die Male, die ich hier unten gewesen war, konnte ich an einer Hand abzählen, und ich hoffte inständig, es werde auch dabei bleiben.
Jedenfalls waren die Weinkeller solide gebaut, kühl (aber nicht feucht oder kalt), und vor allem waren sie durch ungeheuer massive Türen mit altmodischen Riegeln gesichert. Riegel! Als wären es mittelalterliche Verliese! Drei solcher Eisenriegel (zwei mehr, als irgendjemand jemals brauchte) vor jeder Tür, und jeder so dick wie mein Handgelenk. Wofür die Vorbesitzer sie gebraucht hatten, wusste ich nicht und wollte ich auch nicht wissen.
Es
Weitere Kostenlose Bücher