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Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Titel: Zweimal Hölle und zurück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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war auf jeden Fall der geeignete Ort, um einen wahnsinnigen und wahnsinnig starken Vampir einzusperren. Selbst wenn er sich zappelnder- und zerrenderweise von acht Rollen Isolierband befreite, würde er noch mit drei starken Riegeln zu kämpfen haben. Das konnte ihn zwar nicht ewig aufhalten, aber für uns reichte die Zeit, um herauszufinden, was das Marc-Wesen eigentlich im Schilde führte, und zu gegebener Zeit die Warnung auszustoßen: »Achtung! Er versucht zu entkommen!«
    Und ich wusste, dass er entkommen war. Ich wusste es einfach. Zwar war die Tür zum Weinkeller noch nicht in Sicht, doch ich wusste jetzt schon, dass wir sie schief in den Angeln hängend vorfinden würden. Ich wusste, sie würde zerschmettert sein, und ein Freund oder Verwandter würde tot oder bewusstlos danebenliegen. Im Raum selbst würden wir einen zersplitterten Stuhl und Fetzen von Isolierband vorfinden. Und dann würden wir einander bestürzt anstarren und uns fragen, wie wir nur so dumm gewesen sein konnten.
    Es war ein Szenario wie in den Filmen, in denen der Bösewicht erst einmal gefesselt in der Ecke liegt, nur mit dem Unterschied, dass ich im Gegensatz zu den nichts ahnenden Protagonisten hätte vorausahnen sollen, dass es nicht dabei bleiben würde. Der Schurke wartet nämlich stets ab, bis alle abgelenkt oder anderweitig beschäftigt sind … bis zum Beispiel die Heldin davonbraust, um nach ihrer Mutter zu sehen, und besagte Heldin jegliche Verbindung zur Heimatbasis verliert, weil sie erst gegen eine Straßenlaterne und dann in die Hölle fährt. Dann nutzt der Bösewicht die günstige Gelegenheit, entkommt und richtet wieder einmal unendlichen Schaden an. Danach wird er erneut eingefangen. Und endgültig besiegt. Aber dann ist es zu spät, um seine Taten ungeschehen zu machen.
    Mithin wusste ich genau, was uns erwartete, und war bereits megasauer auf mich, weil ich mich genauso naiv benommen hatte wie die nichts ahnenden Tölpel in jedem x-beliebigen Horrorstreifen.
    Tatsächlich war ich dermaßen sicher, was wir vorfinden würden, dass ich vor die geschlossene und verriegelte Tür rannte, und zwar so heftig, dass ich Nasenbluten bekam und für eine Minute das Bewusstsein verlor.
    Ich fiel eine lange, lange Zeit. Lange genug, um zu denken, dass dies doch eine erfreuliche Überraschung war, dass in den Filmen auch nicht immer alles stimmte, dass ich mehr Vertrauen zu meinen Mitbewohnern haben sollte und dass …
    … dass …
    (Aua.)

43
    »… wieder gut?«
    »… schon eine Minute.«
    »… voll in die Tür gerannt, ich konnte es nicht verhindern.«
    »… bluten aufgehört.«
    »… schauen, ob ich noch etwas tun kann.«
    Ein Wortgewirr. Ein Gewirr aus Worten wie Watte, die in meinem Wattekopf nachhallten. Doch allmählich wurden sie klarer. Gut. Ich würde also weiterleben. Ich würde nur nie vergessen können.
    »Keiner macht dir einen Vorwurf, Laura.« Ich hörte die Stimme meines Gatten. Und ich spürte seine Hand, die meine ergriff. »Ich werde sie jetzt in unser Schlafzimmer tragen, und dann …«
    »Um Gottes willen, nein! Bloß das nicht!« Ich riss die Augen auf. »Bitte. Bitte nicht unser Schlafzimmer, trag mich bloß nicht in unser Schlafzimmer! Du hast ja keine Ahnung, Sinclair. Keine Ahnung!« Ich schaute in die kleine Runde von Gesichtern. Tina, N/Dick, Jessica, Laura. »Keiner von euch kann den Horror ermessen, der sich in diesem Augenblick in unserem Schlafzimmer abspielt.«
    »Es wäre besser für dich, wenn du dir mindestens eine Gehirnerschütterung eingehandelt hättest«, teilte mir meine beste Freundin mit. »Weißt du, wie viele Treppen ich jetzt hochsteigen muss, um aus diesem Rattenloch herauszukommen?«
    »Und Sinclair hat unrecht«, sagte ich zu meiner Schwester. »Ich mache dir sehr wohl einen Vorwurf. Warum hast du mich nicht zurückgehalten?«
    »Wie konnte ich? Du hast dich hier unten wie die Sieben-Millionen-Dollar-Frau aufgeführt. Ich hatte kaum gesehen, dass der Riegel vorlag, als du auch schon voll gegen die Tür gerasselt bist.«
    »Tja, ich … ich hab halt geglaubt, wir würden etwas anderes vorfinden.« Ich spürte etwas Nasses auf der Lippe und wischte mir mit dem Handrücken den Mund ab. Mein Gesicht tat furchtbar weh. Von meiner Hand tropfte mein träges, untotes Blut. »Verdammt. Jetzt sag nicht, dass ich mir auch noch die Nase gebrochen habe.«
    »Es scheint dir ganz gut zu gehen«, tröstete mich Sinclair.
    »Ha! Falls du einen Doktor in Medizin hast, Sink Leer, dann höre ich

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