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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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und geborgen.
    Morelli schlug den Kragen meiner Kostümjacke hoch. Seine Finger streiften meinen Nacken, und sein Blick verweilte auf meinen Lippen. »Du hast eine nette Familie«, sagte er.
    Ich kniff die Augen zusammen. »Wenn du mich küßt, schreie ich, bis mein Vater kommt und dich verprügelt.«
    Allerdings hätte ich wahrscheinlich vorher schon ein feuchtes Höschen.
    »Ich könnte es mit deinem Vater aufnehmen.«
    »Aber du würdest es nicht.«
    Morelli hatte meinen Kragen immer noch nicht losgelassen. »Nein, das würde ich nicht.«
    »Erzähle mir mehr über das Auto. Gab es keine Anzeichen für einen Kampf?«
    »Keine. Der Schlüssel steckte im Zündschloß, und die Fahrertür war zugezogen.«
    »Gab es in der Umgebung des Wagens Blutspuren?«
    »Ich war noch nicht vor Ort, aber die Spurensicherung hat nichts gefunden.«
    »Fingerabdrücke?«
    »Die werden gerade ausgewertet.«
    »Irgendwelche persönlichen Habseligkeiten?«
    »Es wurde nichts gefunden.«
    »Dann hat er also nicht in dem Auto gehaust«, folgerte ich.
    »Du machst Fortschritte«, sagte Morelli. »Endlich stellst du die richtigen Fragen.«
    »Ich bilde mich mit Fernsehkrimis fort.«
    »Wir sollten uns über Spiro unterhalten.«
    »Spiro hat mich in einer bestattungstechnischen Angelegenheit engagiert.«
    Morelli lachte. »In einer bestattungstechnischen Angelegenheit?«
    »Ich will nicht darüber reden.«
    »Aber es hat nichts mit Kenny zu tun?«
    »Ich schwöre.«
    Im ersten Stock ging ein Fenster auf, und meine Mutter steckte den Kopf heraus. »Stephanie«, rief sie halblaut. »Was machst du da draußen? Was sollen denn die Nachbarn denken?«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Mrs. Plum«, rief Morelli. »Ich wollte sowieso gerade los.«
    Bei meiner Heimkehr trainierte Rex in seinem Laufrad. Als ich das Licht anmachte, hörte er abrupt auf, riß die schwarzen Augen auf und zuckte empört mit den Barthaaren, weil die Nacht so plötzlich vorbei sein sollte.
    Auf dem Weg in die Küche zog ich meine Schuhe aus. Dort angelangt, landete die Handtasche auf der Anrichte, dann hörte ich den Anrufbeantworter ab.
    Es war nur eine Nachricht von Gazarra darauf, der mich am Ende seiner Schicht angerufen hatte, um mir zu sagen, wie wenig er über Morelli hatte in Erfahrung bringen können. Nur, daß er an einem großen Ding arbeitete, das irgendwie mit der Mancuso-Bues-Geschichte zusammenhing.
    Ich rief Morelli an.
    Er nahm erst nach dem sechsten Klingeln ab und schien etwas außer Atem. Höchstwahrscheinlich war er gerade erst zur Tür hereingekommen.
    Es gab keinen Grund für den Austausch höflicher Floskeln.
    »Du Ratte«, sagte ich ohne weitere Umschweife.
    »Wer mag das wohl sein?«
    »Du hast mich angelogen. Ich habe es ja gleich gewußt, du Wichser.«
    Ein angespanntes Schweigen breitete sich zwischen uns aus, bis mir klar wurde, daß meine Anschuldigung ziemlich vage ausgefallen war. Ich wurde etwas deutlicher.
    »Ich will wissen, an welchem geheimen Fall du gerade arbeitest, und ich will wissen, wie das alles mit Kenny Mancuso und Moogey Bues zusammenhängt.«
    »Ach so«, sagte Morelli.
»Die
Lüge meinst du.«
    »Also?«
    »Über die Lüge kann ich leider nicht mit dir sprechen.«

4
    In der Nacht wälzte ich mich meist schlaflos im Bett hin und her, die Gedanken an Kenny Mancuso und Joe Morelli ließen mir keine Ruhe. Um sieben stand ich groggy und schlechtgelaunt auf. Ich duschte, zog Jeans und T-Shirt an und machte Kaffee.
    Mein Hauptproblem war, daß mir zu Joe Morelli zuviel und zu Kenny Mancuso zuwenig einfiel.
    Ich machte mir eine Schüssel Cornflakes, goß Kaffee in meine Donald-Duck-Tasse und nahm mir Spiros Briefumschlag vor. Die Lagerhalle der Spedition lag in einem Gewerbegebiet an der Route 1. Das beigelegte Foto stammte offensichtlich aus einem Katalog oder einer Broschüre. Es zeigte einen Sarg, der unverkennbar am unteren Ende des Sortiments rangierte. Es war kaum mehr als eine schmucklose Holzkiste, ohne die üblichen Schnitzereien und Beschläge. Warum Spiro sich vierundzwanzig dieser Dinger zugelegt hatte, überstieg mein Vorstellungsvermögen. In unserem Viertel leistete man sich teure Hochzeiten und Bestattungen. In so einem Sarg beerdigt zu werden war undenkbar. Sogar Mrs. Ciak, die von der Sozialhilfe lebte und abends um neun das Licht ausmachte, um zu sparen, hatte für ihr Begräbnis ein paar Tausender zurückgelegt.
    Nachdem ich gefrühstückt hatte, spülte ich Schüssel und Löffel, goß mir eine zweite Tasse

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