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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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wollte bei ein paar Bestattungsinstituten vorbeischauen.«
    »Bei welchen?« rief Grandma aus der Diele.
    »Ich fange bei Sokolowsky an.«
    »Wer ist dort aufgebahrt?«
    »Helen Martin.«
    »Kenne ich nicht, aber vielleicht sollte ich ihr trotzdem die letzte Ehre erweisen, wenn ihr so gut befreundet wart«, sagte Grandma.
    »Danach gehe ich zu Mosel und dann zur Stätte des ewigen Friedens.«
    »Stätte des ewigen Friedens? Nie gehört!« sagte Grandma. »Ist das neu? Ist es in unserem Viertel?«
    »In der Stark Street.«
    Meine Mutter bekreuzigte sich.
    »So schlimm ist die Stark Street auch wieder nicht«, sagte ich.
    »Da wimmelt es von Rauschgifthändlern und Mördern. Du gehörst da nicht hin. Frank, willst du sie wirklich in die Stark Street gehen lassen?«
    Mein Vater blickte von seinem Teller auf. »Was?«
    »Stephanie will in die Stark Street.«
    Mein Vater war mit dem Kuchen beschäftigt gewesen und hatte offensichtlich nicht zugehört. »Soll ich sie hinfahren?«
    Meine Mutter verdrehte die Augen. »Da seht ihr, was ich jeden Tag mitmache.«
    Grandma war aufgesprungen. »Ich brauche nicht lange. Ich hole nur schnell meine Handtasche, dann können wir los.«
    Vor dem Spiegel im Flur zog Grandma sich die Lippen nach, dann schlüpfte sie in ihren guten Wollmantel und hängte sich das Lacktäschchen über den Arm. Der Mantel hatte einen Nerzkragen und leuchtete königsblau. Über die Jahre schien er in dem Maße zu wachsen, in dem Grandma schrumpfte. Jetzt ging er ihr fast bis zu den Knöcheln. Ich nahm ihren Arm und führte sie zum Jeep. Beinahe fürchtete ich, sie würde unter dem schweren Wollstoff zusammenbrechen. Ich sah sie bereits in einem Meer von Königsblau hilflos am Boden liegen und wie die böse Hexe im »Zauberer von Oz« mit den Beinchen strampeln.
    Wie geplant fuhren wir zuerst zu Sokolowsky. Die Verstorbene sah in ihrem hellblauen Rüschenkleid und den passend getönten Haaren einfach hinreißend aus. Grandma begutachtete ihr Make-up mit den kritischen Augen eines Profis.
    »Die hätten einen grünen Abdeckstift unter den Augen benutzen sollen«, sagte sie. »Bei so einem Licht muß man viel abdecken. Stiva hat in den neuen Räumen indirekte Beleuchtung, da sieht die Sache schon wieder anders aus.«
    Ich überließ Grandma sich selbst und machte mich auf die Suche nach Melvin Sokolowsky. Ich fand ihn in seinem Büro gleich neben dem Eingang. Die Tür stand offen. Sokolowsky saß hinter einem beachtlichen Mahagonischreibtisch an seinem Laptop. Ich klopfte, um mich bemerkbar zu machen.
    Er war ein gutaussehender Mann von Mitte Vierzig und trug einen dunklen Anzug, weißes Hemd und eine dezent gestreifte Krawatte.
    Als er mich in der Tür stehen sah, zog er fragend die Augenbrauen hoch. »Ja, bitte?«
    »Ich hätte mich gern über die Kosten einer Beerdigung informiert«, sagte ich. »Meine Großmutter ist nicht mehr die Jüngste, und ich dachte mir, es könnte nicht schaden, sich schon mal nach Sargpreisen zu erkundigen.«
    Er holte einen großen, in Leder gebundenen Katalog aus den Tiefen seines Schreibtischs hervor und schlug ihn auf. »Unser Angebot umfaßt verschiedene Komplettprogramme und eine große Auswahl an Särgen.«
    Er blätterte darin herum und tippte dann auf einen Sarg, der den Namen Montgomery trug.
    »Sehr schön«, sagte ich. »Sieht aber ein bißchen teuer aus.«
    Er blätterte ein paar Seiten weiter zu den Fichtenholzmodellen.
    »Das ist die günstigere Preisklasse. Wie Sie sehen, sind sie durchaus attraktiv, mit Mahagonifurnier und Messingbeschlägen.«
    Ich sah mir die Abbildung an, konnte aber nichts auch nur annähernd so Schäbiges entdecken wie Spiros verschwundene Särge. »Gibt es nichts Billigeres?« fragte ich. »Haben Sie etwas ohne Furnier?«
    Sokolowsky verzog das Gesicht. »Für wen, sagten Sie, soll der Sarg sein?«
    »Für meine Großmutter.«
    »Sind Sie enterbt worden?«
    Ein sarkastischer Totengräber hatte mir gerade noch gefehlt. »Haben Sie nun einfache Holzkisten da oder nicht?«
    »So etwas wird in diesem Viertel nicht gekauft. Vielleicht könnten wir ja Ratenzahlungen vereinbaren. Oder wir sparen am Make-up und frisieren die Haare Ihrer Großmutter nur vorne.«
    Jetzt war ein schneller Rückzug angesagt. »Ich werde es mir überlegen.«
    Er drückte mir noch rasch einige Prospekte in die Hand. »Wir werden sicher eine Lösung finden. Ich könnte Ihnen auch eine wirklich günstige Grabstätte vermitteln.«
    In der Eingangshalle kam mir Grandma Mazur

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