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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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entgegen.
    »Was hat er da von einer Grabstätte gefaselt?« fragte sie. »Wir haben doch schon ein sehr schönes Grab. Ganz in der Nähe vom Brunnen. Da liegt die ganze Familie. Als deine Tante Marion unter die Erde kam, mußten sie Onkel Fred etwas tiefer legen, damit sie über ihm Platz hatte. Mich werden sie wohl auf deinen Großvater packen. Immer dasselbe. Noch nicht einmal als Tote hast du deine Ruhe.«
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Sokolowsky sie von oben bis unten taxierte.
    Grandma Mazur hatte es ebenfalls bemerkt.
    »Sieh dir diesen Sokolowsky an«, sagte sie. »Der verschlingt mich geradezu mit den Augen. Das muß an meinem neuen Kleid liegen.«
    Unser nächstes Ziel war das Institut Mosel. Dann ging es weiter zu Dorfman und zur Letzten Ruhe. Bis wir uns endlich auf den Weg zur Stätte des ewigen Friedens machten, hatte ich den Tod gründlich satt. Der Duft der Blumen und das pietätvolle Geflüster gingen mir auf die Nerven. Bei Mosel hatte Grandma sich noch gut amüsiert, aber schon bei Dorfman hatte sie mächtig abgebaut. Zur Letzten Ruhe ging sie gar nicht mehr mit rein, sondern wartete im Jeep auf mich, während ich schnell hineinlief und mich nach Sargpreisen erkundigte.
    Die Stätte des ewigen Friedens war das letzte Bestattungsinstitut auf meiner Liste. Es war schon nach neun, und die Straßen der Innenstadt gehörten jetzt Nutten und ihren Freiern, Dealern und Junkies.
    Kaum war ich in die Stark Street eingebogen, befanden wir uns in einer trostlosen Gegend, geprägt von schmuddeligen Reihenhäusern und kleinen Läden. Aus den geöffneten Bars fielen qualmige Lichtkegel auf den dunklen Bürgersteig. Männer standen vor den Bars herum, machten ihre Geschäfte oder schlugen einfach nur die Zeit tot. Das kühle Wetter hatte die meisten Anwohner in die Wohnungen getrieben und dafür gesorgt, daß nur noch die Verlierer auf der Straße waren.
    Grandma Mazur drückte sich die Nase an der Scheibe platt. »Das ist also die Stark Street«, sagte sie. »Wimmelt es hier nicht nur so von Huren und Drogenhändlern? Die würde ich zu gerne mal sehen. Letztens waren zwei Nutten im Fernsehen, und am Ende stellte sich heraus, daß es verkleidete Männer waren. Der eine hatte eine knallenge Radlerhose an und erzählte, er müßte sich seinen Penis zwischen den Beinen mit Heftpflaster festkleben, um ihn zu kaschieren. Stell dir das mal vor.«
    Kurz vor dem Bestattungsinstitut hielt ich an und betrachtete die Stätte des ewigen Friedens. Es war eines der wenigen Gebäude in der Straße, das nicht mit Graffiti beschmiert war. Das weiße Mauerwerk sah aus wie frisch geschrubbt, und eine Lampe über der Tür erhellte die Straße. Ein paar Männer in Anzügen standen rauchend und plaudernd im Lichtschein. Zwei Frauen in Sonntagskleidern kamen heraus, suchten ihre Männer und gingen mit ihnen zu einem Auto. Sie fuhren davon, und die Übriggebliebenen kehrten ins Haus zurück. Die Straße war nun menschenleer.
    Ich nahm eine der freigewordenen Parklücken und ging meine Geschichte noch einmal durch. Ich war hier, um dem im Alter von achtundsechzig Jahren verstorbenen Fred »Duffy« Wilson die letzte Ehre zu erweisen. Wenn jemand Fragen stellte, würde ich behaupten, er sei ein Freund meines Großvaters gewesen.
    Grandma Mazur und ich betraten das Bestattungsunternehmen und sahen uns um. Es war klein. Drei Säle und eine Kapelle. Nur einer der Säle wurde genutzt. Die Beleuchtung war gedämpft, die Einrichtung schlicht, aber geschmackvoll.
    Grandma nuckelte an ihrem Gebiß und sah sich die Leute an, die aus dem Saal strömten. »Das nimmt uns keiner ab«, sagte sie. »Wir haben die falsche Hautfarbe. Hier können wir uns nicht unauffällig unters Volk mischen.«
    Genau das dachte ich auch. Eigentlich war dieser Teil der Stark Street ein einziger großer Schmelztiegel, in dem das Zusammengehörigkeitsgefühl eher durch das gemeinsame schwere Los gewachsen war als durch die Hautfarbe.
    »Verrätst du mir, was hier gespielt wird?« fragte Grandma.
    »Was willst du in den ganzen Bestattungsinstituten? Suchst du jemanden? Ich wette, wir jagen gerade einen Kriminellen.«
    »Da liegst du nicht ganz falsch. Aber leider kann ich dich nicht einweihen.«
    »Mach dir keine Sorgen. Ich schweige wie ein Grab.«
    Ich warf einen Blick auf Duffys Sarg, und sogar aus dieser Distanz konnte ich sehen, daß der Familie nichts zu teuer gewesen war. Eigentlich hätte ich weiter ermitteln sollen, aber ich war zu müde, um mich noch einmal

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