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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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gesagt für einen, der selbst so etwas Reptilienhaftes hatte.
    »Gehen wir die Sache noch mal von Anfang an durch«, sagte ich. »Wann haben Sie den Brief erhalten?«
    »Ich wollte vom Büro aus telefonieren und habe ihn bei der Gelegenheit auf meinem Schreibtisch gefunden. Das muß kurz vor zwölf gewesen sein.«
    »Und der Finger? Wann haben Sie gemerkt, daß er ab war?«
    »Bevor wir öffnen, mache ich immer einen kleinen Kontrollrundgang. Dabei fiel mir auf, daß Georges Finger fehlte, und ich habe die entsprechenden Reparaturen vorgenommen.«
    »Das hätten Sie mir sagen sollen.«
    »Eigentlich wollte ich es für mich behalten. Ich habe nicht gedacht, daß es jemals publik werden würde. Woher sollte ich wissen, daß mir Ihre Katastrophenoma einen Strich durch die Rechnung machen würde?«
    »Wissen Sie, wie Kenny ins Haus gekommen ist?«
    »Er muß einfach reinspaziert sein. Wenn ich abends gehe, schalte ich die Alarmanlage ein, und wenn ich morgens komme, schalte ich sie wieder aus. Tagsüber ist die Hintertür für Lieferanten geöffnet. Vorne kann man auch so gut wie jederzeit herein.«
    Ich hatte den Haupteingang am Morgen mehrere Stunden beobachtet, und er war von niemand benutzt worden. Es war eine Blumenlieferung gekommen, das war aber auch schon alles. Allerdings hätte Kenny sich natürlich einschleichen können, bevor ich meinen Posten bezogen hatte.
    »Sie haben nichts gehört?«
    »Louie und ich haben den ganzen Vormittag in dem neuen Anbau gearbeitet. Die Lieferanten wissen, daß sie uns über die Sprechanlage rufen können, wenn sie uns brauchen.«
    »Und wer war heute da?«
    »Clara, die bei uns für die Frisuren zuständig ist. Sie ist so gegen halb zehn gekommen, um Mrs. Grasso die Haare zu richten. Sie ist ungefähr eine Stunde geblieben. Wenn Sie möchten, können Sie gern mit ihr reden. Aber bitte erzählen Sie ihr nichts. Sal Munoz hat Blumen gebracht. Ich habe die Lieferung selbst entgegengenommen, daher weiß ich, daß er Ihnen nicht weiterhelfen kann.«
    »Vielleicht sollten Sie mal nachsehen, ob noch etwas fehlt.«
    »Ich will gar nicht so genau wissen, was sonst noch weg ist.«
    »Aber was will Kenny eigentlich von Ihnen? Was haben Sie, was er nicht hat?«
    Spiro griff sich in den Schritt. »Er war schon immer ein bißchen unterentwickelt. Sie wissen schon.«
    Ich bleckte die Zähne. »Das meinen Sie doch nicht ernst?«
    »Man weiß nie, was für Motive die Leute haben. Solche Sachen können ganz schön an einem nagen.«
    Ich holte Grandma Mazur ab. Mrs. Mackey war wieder auf den Beinen und wirkte recht munter. Marjorie Boyer war noch etwas grün im Gesicht, aber vielleicht lag es ja auch nur an der Beleuchtung.
    Als wir auf den Parkplatz kamen, fiel mir auf, daß der Buick auf der einen Seite wegzusacken schien. Louie Moon stand selig lächelnd daneben, den Blick auf einen großen Schraubenzieher geheftet, der aus dem Reifen ragte. Genausogut hätte er dem Gras beim Wachsen zusehen können.
    Großmutter ging in die Hocke. »Was für eine Schande, einem Buick so etwas anzutun.«
    Man soll ja nicht gleich paranoid werden, aber ich glaubte keine Sekunde, daß die Attacke auf meinen Wagen ein Zufall war.
    »Haben Sie gesehen, wer das getan hat?« fragte ich Louie.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin gerade rausgekommen, um auf den Krankenwagen zu warten.« Seine Stimme war ebenso ausdruckslos wie sein Blick.
    »Und sonst war niemand auf dem Parkplatz? Haben Sie ein Auto wegfahren sehen?«
    »Nein.«
    Ich gönnte mir einen Seufzer und ging wieder ins Haus, um den Pannendienst anzurufen. Als ich nach Kleingeld für den Münzautomaten in der Eingangshalle suchte, mußte ich feststellen, daß meine Hand zitterte. Dabei war es doch bloß ein platter Reifen. Keine große Sache. Bloß ein Auto, ein altes Auto.
    Ich ließ Grandma Mazur von meinem Vater abholen. Während ich wartete, daß der Reifen gewechselt wurde, versuchte ich mir vorzustellen, wie sich Kenny in das Bestattungsinstitut eingeschlichen und Spiro den Brief auf den Schreibtisch gelegt hatte. Ungesehen durch die Hintertür zu kommen wäre ein Klacks gewesen. Einen Finger abzuschneiden, war schon schwieriger. Das dauerte seine Zeit.

8
    Durch den Hintereingang des Bestattungsinstituts gelangte man in einen kurzen Korridor, von dem Türen zum Keller, zur Küche und zum Büro abgingen und der in die Eingangshalle mündete. Zwischen Büro und Keller ging es durch eine Glastür auf die asphaltierte Garagenzufahrt hinaus. Durch diese

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