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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Kranz geschickt… Er ist soooo groß!«
    »Georges Ring ist ein echtes Prachtstück«, sagte Grandma.
    Mrs. Mackey schüttete den Rest ihres »Tees« in sich hinein. »Das ist der Logenring. George wollte unbedingt damit begraben werden.«
    Grandma beugte sich über den Sarg und berührte den Ring. »Hoppla.«
    Keiner wagte zu fragen, was geschehen war.
    Grandma richtete sich wieder auf. »Jetzt seht euch das an«, sagte sie und hielt etwas Wurstförmiges in die Höhe. »Sein Finger ist abgefallen.«
    Mrs. Mackey sackte ohnmächtig zu Boden, während Marjorie Boyer schreiend davonrannte.
    Ich wagte mich ein paar Schritte näher. »Bist du sicher?« fragte ich Grandma Mazur. »Wie konnte das passieren?«
    »Ich habe bloß den Ring bewundert, und plötzlich hatte ich den Finger in der Hand«, sagte sie.
    Gefolgt von Marjorie Boyer stürmte Spiro in den Saal. »Was haben Sie mit dem Finger gemacht?«
    Grandma hielt den Finger hoch. »Ich habe ihn mir nur ein bißchen genauer angesehen, und schon ist er abgegangen.«
    Spiro versuchte, Grandma den Finger aus der Hand zu reißen. »Das ist kein echter Finger. Das ist Wachs.«
    »Ich hatte ihn plötzlich in der Hand«, sagte Grandma. »Sehen Sie doch selbst.« Wir starrten auf den Stummel an Georges Hand, wo eigentlich der Mittelfinger hätte sitzen müssen.
    »Vor ein paar Tagen war ein Mann im Fernsehen, der behauptet hat, Außerirdische würden Menschen fangen und an ihnen Experimente durchführen«, sagte Grandma. »Könnte doch sein, daß hier auch so etwas passiert ist. Vielleicht haben die Außerirdischen Georges Finger. Oder sogar noch andere Körperteile. Sollen wir mal genauer nachsehen?«
    Spiro klappte den Sargdeckel zu. »Wenn wir die Toten präparieren, kann schon mal ein kleines Mißgeschick passieren«, sagte er. »Dann müssen wir zu Hilfsmitteln greifen.«
    Ein schrecklicher Gedanke befiel mich. Nein, sagte ich mir. Kenny Mancuso wäre zu so einer Tat nicht fähig. So etwas Widerwärtiges war ihm nicht zuzutrauen.
    Spiro stieg über Mrs. Mackey hinweg und ging zur Sprechanlage neben der Tür. Ich folgte ihm und hörte, wie er Louie Moon bat, einen Krankenwagen zu rufen und etwas Modelliermasse in den Saal Nummer vier zu bringen.
    »Wegen des Fingers…«, sagte ich zu Spiro.
    »Wenn Sie etwas von Ihrem Job verstünden, säße er schon längst hinter Gittern«, sagte Spiro. »Ich weiß überhaupt nicht, warum ich Sie wegen der Särge engagiert habe, wenn Sie noch nicht mal in der Lage sind, Mancuso zu finden. Das kann doch nicht so schwer sein. Der Kerl muß völlig durchgedreht sein, wenn er hier Briefe hinterläßt und die Leichen verstümmelt.«
    »Haben Sie die Polizei verständigt?«
    »Machen Sie Witze? Ich kann nicht zur Polizei gehen. Die rennen doch sofort zu Con. Wenn der etwas davon erfährt, ist hier die Hölle los.«
    »Ich bin zwar kein Jurist, aber es scheint mir doch, daß es Ihre Pflicht ist, Anzeige zu erstatten.«
    »Schließlich habe ich es Ihnen gemeldet.«
    »O nein, das können Sie sich abschminken, dafür übernehme ich keine Verantwortung.«
    »Es wird doch wohl meine Sache sein, ob ich ein Verbrechen anzeige oder nicht«, sagte Spiro. »In keinem Gesetz steht geschrieben, daß ich der Polizei alles erzählen muß.«
    Spiro sah über meine linke Schulter. Neugierig geworden drehte ich mich um und zuckte zusammen, als ich Louie Moon nur einige Zentimeter hinter mir stehen sah. Er war leicht zu identifizieren, weil sein Name in roten Buchstaben auf die Brust seines weißen Overalls gestickt war. Er war mittelgroß, von durchschnittlicher Statur und etwa dreißig Jahre alt. Er war blaß und hatte ausdruckslose, wäßrig blaue Augen. Sein blondes Haar begann bereits schütter zu werden. Er sah mich nur kurz an und gab Spiro die Modelliermasse.
    »Uns ist jemand in Ohnmacht gefallen«, sagte Spiro zu ihm. »Würdest du den Rettungswagen zur Hintertür lotsen und die Sanitäter hierher schicken?«
    Moon drehte sich schweigend um und ging. Er war die Ruhe in Person. Vielleicht brachte der Umgang mit Toten eine solche Ausgeglichenheit mit sich. Die Arbeit hatte sicher ihre friedlichen Seiten, wenn man sich erst einmal an die verschiedenen Körpersäfte gewöhnt hatte. Viel Ansprache hatte man wohl kaum, aber dafür einen niedrigen Blutdruck.
    »Was ist mit Moon?« fragte ich Spiro. »Kam er an den Lagerschlüssel ran? Weiß er etwas von den Särgen?«
    »Moon weiß gar nichts. Er hat den Intelligenzquotienten einer Eidechse.«
    Schön

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