Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
Gefrierfach. »Sicher ist sicher«, sagte er.
    Ich schloß hinter Morelli ab und überprüfte die Fenster. Ich sah unter das Bett und in sämtliche Schränke. Erst als ich mich vergewissert hatte, daß niemand außer mir in der Wohnung war, ging ich ins Bett. Aber das Licht ließ ich brennen.
    Um sieben Uhr klingelte das Telefon. Blinzelnd ließ ich den Blick zwischen Wecker und Telefon hin und her wandern. So etwas wie eine gute Nachricht um sieben Uhr morgens gab es nicht. Aus Erfahrung wußte ich, daß man zwischen elf Uhr nachts und neun Uhr früh ausschließlich Hiobsbotschaften bekam.
    Ich nahm ab. »Ja? Was ist passiert?«
    Es war Morelli. »Nichts ist passiert. Bis jetzt jedenfalls nicht.«
    »Es ist sieben Uhr. Spinnst du, mich um diese Uhrzeit anzurufen?«
    »Dein Vorhang ist noch zugezogen. Ich wollte mich nur überzeugen, daß dir nichts zugestoßen ist.«
    »Mein Vorhang ist zu, weil ich noch im Bett liege. Und woher weißt du überhaupt, daß er zu ist?«
    »Weil ich vor deinem Haus stehe.«

9
    Ich wälzte mich aus dem Bett, riß den Vorhang auf und sah durchs Fenster. Tatsächlich, der hellbraune Fairlane stand neben Onkel Sandors Buick auf dem Parkplatz. Die Stoßstange lag noch auf dem Rücksitz, und jemand hatte das Wort BULLE auf die Fahrertür gesprüht. Ich machte das Fenster auf und streckte den Kopf hinaus. »Zieh Leine.«
    »Ich habe in fünfzehn Minuten eine Besprechung«, rief Morelli. »Es dauert höchstens eine Stunde, und danach habe ich den Rest des Tages frei. Warte auf mich, bevor du zu Stiva fährst.«
    »Okay.«
    Als Morelli um halb zehn zurückkam, war ich schon ziemlich unruhig. Wie der Blitz war ich aus dem Haus, den abgeschnittenen Finger in der Handtasche. Ich hatte die Doc Martens angezogen, für den Fall, daß ich jemandem einen Fußtritt verpassen mußte. Das Tränengas hing griffbereit am Gürtel, der Elektroschocker steckte aufgeladen in der Jackentasche.
    »Wozu die Eile?« fragte Morelli.
    »George Mackeys Finger macht mich nervös. Ich kann es kaum erwarten, ihn wieder mit seinem Besitzer zu vereinen.«
    »Wenn du zwischendurch mit mir reden willst, ruf mich einfach an«, sagte Morelli. »Du hast meine Autotelefonnummer?«
    »Ja, im Kopf.«
    »Und die Piepsernummer?«
    »Habe ich mir auch gemerkt.«
    Ich ließ den Buick an und fuhr los. Morelli hielt respektvoll Abstand. Eine Straßenecke vom Institut Stiva entfernt, kam mir mit blinkendem Blaulicht eine Motorradeskorte entgegen. Toll. Eine Beerdigung. Ich fuhr rechts ran, bis der Leichenwagen, der Blumentransporter und die Limousine mit den engsten Angehörigen vorbeigerollt waren. In der Limousine saß Mrs. Mackey.
    Ein Blick in den Rückspiegel verriet mir, daß Morelli hinter mir angehalten hatte. Er schüttelte den Kopf, als ob er sagen wollte: Vergiß es.
    Ich rief ihn an. »Die wollen George ohne seinen Finger begraben!«
    »Als ob George sich noch für den Finger interessieren würde. Du kannst ihn mir geben. Ich bewahre ihn als Beweisstück auf.«
    »Als Beweis? Wofür?«
    »Leichenschändung.«
    »Das glaube ich dir nicht. Wahrscheinlich willst du ihn bloß auf den Müll schmeißen.«
    »Ich hatte eher daran gedacht, ihn dem Kollegen Goldstein in den Spind zu schmuggeln.«
    Der Friedhof lag anderthalb Meilen vom Bestattungsinstitut entfernt. Vor mir schlichen sieben bis acht Wagen im Trauerzug dahin. Es war ein sonnig frischer Tag, der Himmel leuchtete winterlich blau, und ich hatte eher das Gefühl, auf dem Weg zu einem Football-Spiel als auf dem zu einer Beerdigung zu sein. Wir ließen das Friedhofstor hinter uns und fuhren noch ein gutes Stück weiter auf das Gelände, bis wir zu dem frisch ausgehobenen Grab mit den Stühlen für die Trauergäste kamen. Spiro geleitete die Witwe Mackey zu ihrem Platz.
    Nachdem ich geparkt hatte, stellte ich mich dicht neben Spiro. »Ich habe Georges Finger.«
    Keine Antwort.
    »Georges Finger«, wiederholte ich so eindringlich wie eine Kindergartentante. »Den echten. Den verschwundenen. Ich habe ihn in meiner Handtasche.«
    »Was zum Henker macht Georges Finger in Ihrer Handtasche?«
    »Das ist eine ziemlich lange Geschichte. Aber jetzt müssen wir erst einmal dafür sorgen, daß der gute Mann vollständig unter die Erde kommt.«
    »Sind Sie wahnsinnig? Meinen Sie etwa, ich mache den Sarg noch mal auf? Wen interessiert denn schon Georges Finger? Keine Sau.«
    »Doch, mich.«
    »Suchen Sie lieber meine verdammten Särge. Sie erwarten doch nicht, daß ich Ihnen für den

Weitere Kostenlose Bücher