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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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ausgiebig die Hände gewaschen hatte, schlich ich vorsichtig wieder in die Küche. Der Finger lag auf dem Fußboden. Er machte einen ziemlich balsamierten Eindruck. Ich nahm mir das Telefon, wich so weit wie möglich vor dem sterblichen Überrest zurück und rief Morelli an.
    »Du mußt herkommen«, sagte ich.
    »Ist etwas passiert?«
    »Du MUSST SOFORT KOMMEN!«
    Zehn Minuten später ging die Fahrstuhltür auf.
    »Hm«, sagte Morelli. »Daß du im Hausflur auf mich wartest, ist wohl kein gutes Zeichen.« Er warf einen Blick auf meine Tür. »Du hast nicht zufälligerweise eine Leiche da drin, oder?«
    »Nicht ganz.«
    »Könntest du dich etwas genauer ausdrücken?«
    »Ich habe einen toten Finger auf dem Küchenfußboden liegen.«
    »Sonst noch etwas? Hängt der Finger beispielsweise an einer Hand oder einem Arm?«
    »Es ist bloß ein Finger. Ich glaube, er gehörte George Mackey.«
    »Du hast ihn erkannt?«
    »Nein. Aber George hat einen zuwenig. Wenn Mrs. Mackey nicht soviel von seiner Loge und dem Ring geschwärmt hätte, mit dem er unbedingt begraben werden wollte, hätte Grandma Mazur ihm nie den Finger abgebrochen. Der war aber nur aus Wachs. Irgendwie muß Kenny heute morgen in das Bestattungsinstitut eingedrungen sein. Er hat Spiro eine Nachricht hinterlassen und George den Finger abgehackt. Und als ich vorhin mit Mary Lou einkaufen war, hat Kenny mich in der Schuhabteilung bedroht. Dabei muß er mir den Finger in die Tasche gesteckt haben.«
    »Hast du getrunken?«
    Ich sah ihn empört an und zeigte mit ausgestrecktem Arm zur Küche.
    Morelli schob sich an mir vorbei, stemmte die Hände in die Hüften und starrte auf den Küchenfußboden. »Du hast recht. Es ist tatsächlich ein Finger.«
    »Als ich nach Hause kam, hat das Telefon geklingelt. Es war Kenny, der mir sagen wollte, daß er mir eine Nachricht in die Jackentasche gesteckt hatte.«
    »Und die Nachricht war der Finger?«
    »Genau.«
    »Wie kommt er auf den Fußboden?«
    »Er wird mir wohl aus der Hand gefallen sein, als ich ins Badezimmer gelaufen bin, weil mir schlecht geworden ist.«
    Morelli hob den Finger mit einem Küchentuch auf. Er packte ihn in einen Plastikbeutel, den er oben zuband und einsteckte. Dann lehnte er sich an den Küchenschrank und verschränkte die Arme vor der Brust. »Fang noch einmal ganz von vorne an.«
    Bis auf den Zwischenfall mit Joyce Barnhardt erzählte ich ihm alles. Ich berichtete ihm von dem Brief mit den silbernen Klebebuchstaben, von dem silbernen K an meiner Schlafzimmerwand und von dem Schraubenzieher im Weißwandreifen, lauter Aufmerksamkeiten, die ich wahrscheinlich Kenny verdankte.
    Als ich fertig war, schwieg Morelli erst einmal eine Weile. Dann wollte er wissen, ob ich die Schuhe gekauft hatte.
    »Ja«, sagte ich.
    »Zeig her.«
    Ich ließ mich nicht lange bitten.
    »Sehr sexy«, sagte er. »Mir wird schon ganz anders.«
    Schnell verstaute ich die Schuhe wieder im Karton. »Kannst du dir vorstellen, was Kenny damit meint, daß Spiro etwas hat, was ihm gehört?«
    »Nein. Du?«
    »Nein.«
    »Würdest du es mir sagen, wenn du eine konkrete Vermutung hättest?«
    »Vielleicht.«
    Morelli machte den Kühlschrank auf, aber er fand nichts außer leeren Fächern. »Du hast kein Bier im Haus.«
    »Ich mußte mich zwischen Lebensmitteln und den Schuhen entscheiden.«
    »Du hast dich richtig entschieden.«
    »Wetten, daß es um die gestohlenen Waffen geht? Spiro steckt garantiert mit drin. Vielleicht mußte Moogey deshalb sterben. Möglicherweise wußte er, daß Spiro und Kenny bei dem Waffenraub gemeinsame Sache gemacht haben. Oder sie haben das Ding zu dritt gedreht, und Moogey hat hinterher kalte Füße gekriegt.«
    »Ich finde, du könntest dich ruhig ein bißchen näher mit Spiro anfreunden«, sagte Morelli. »Geht mal zusammen ins Kino. Haltet Händchen.«
    »Igitt! Was für eine eklige Idee!«
    »Aber ich würde an deiner Stelle nicht in den neuen Schuhen mit ihm ausgehen. Sonst gerät er am Ende noch völlig aus dem Häuschen. Die Schuhe reservierst du besser für mich, und dazu ziehst du ein aufreizendes Kleid an – und Strapse. Dazu gehören eindeutig Strapse.«
    Wenn ich das nächste Mal einen Finger in der Jackentasche fand, würde ich ihn im Klo versenken. »Es gefällt mir gar nicht, daß wir Kenny nirgendwo aufspüren können, während er mich nach Lust und Laune verfolgt.«
    »Wie sah er aus? Hatte er einen Bart? Gefärbte Haare?«
    »Mir ist nichts Besonderes aufgefallen. Er sah jedenfalls nicht

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