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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Meines Wissens hatte noch nie einer von der Sippschaft eine alte Frau mit einem Eispickel angegriffen, aber die Mancusos und Morellis waren berüchtigt für ihr gewalttätiges Temperament und für ihre besondere Begabung, den Frauen so lange Honig ums Maul zu schmieren, bis sie sich auf eine unerträgliche Beziehung einließen.
    Das hatte ich schon am eigenen Leib erfahren. Als Morelli mich vor vierzehn Jahren verführt hatte, hatte er zwar keine Gewalt angewendet, aber besonders nett war er auch nicht gewesen.
    Um sieben Uhr war Grandma eingeschlafen und schnarchte wie ein betrunkener Holzfäller.
    Ich zog die Jacke an und nahm meine Tasche.
    »Wo willst du hin?« fragte meine Mutter.
    »Zu Spiro Stiva. Er bezahlt mich dafür, daß ich ihm abends beim Abschließen des Instituts helfe.«
    »Endlich mal ein anständiger Job«, sagte meine Mutter. »Du kannst froh sein, daß Stiva dich genommen hat.«
    Nachdem die Haustür hinter mir ins Schloß gefallen war, atmete ich ein paarmal tief durch. Die Abendluft strich mir wohltuend kühl über das Gesicht. Das Zucken im Auge verschwand. Auf der Veranda gegenüber machte Poochie sich seine Hundegedanken und wartete darauf, daß die Stimme der Natur ihn rief.
    Im Institut Stiva stand Andy Roche auf seinem Posten.
    »Na, wie geht's?« fragte ich.
    »Gerade hat mir eine alte Dame gesagt, daß ich wie Harrison Ford aussehe.«
    Ich nahm mir ein Plätzchen vom Teller. »Sollten Sie nicht bei Ihrem verstorbenen Bruder sein?«
    »Wir haben uns nicht sehr nahegestanden.«
    »Wo ist Morelli?«
    Roche ließ den Blick durch den Raum schweifen. »Die Antwort weiß nicht einmal der Wind.«
    Ich hatte es mir gerade wieder im Buick gemütlich gemacht, als das Telefon klingelte.
    »Wie geht es deiner Großmutter?« fragte Morelli.
    »Sie schläft.«
    »Hoffentlich wohnst du nur vorübergehend wieder bei deinen Eltern. Ich wollte mir doch noch etwas für deine lila Schuhe einfallen lassen.«
    Ich war überrascht. Statt Spiro zu beschatten, war Morelli mir gefolgt. Und ich hatte ihn nicht einmal bemerkt. Ich kniff die Lippen zusammen. Was für eine miserable Kopfgeldjägerin ich doch war. »Mir ist nichts Besseres eingefallen. Ich hatte Angst um Grandma Mazur.«
    »Du hast eine tolle Familie, aber ich glaube nicht, daß du es ohne Valium länger als achtundvierzig Stunden bei ihnen aushältst.«
    »Wir Plums schlucken kein Valium. Wir essen Käsekuchen.«
    »Hauptsache, es wirkt«, sagte Morelli und legte auf.
    Um zehn vor zehn fuhr ich in die Einfahrt des Bestattungsinstituts. Ich parkte so, daß Spiro sich noch an mir vorbeiquetschen konnte. Dann schloß ich den Buick ab und ging durch den Nebeneingang ins Haus.
    Spiro, der gerade die letzten Trauergäste verabschiedete, machte einen nervösen Eindruck auf mich. Von Louie Moon war nichts zu sehen, Andy Roche war verschwunden. Ich schob die fünfte Patrone in den .38er und steckte die Waffe ins Holster. Ich klipste eine Halterung für das Tränengas und eine zweite für die Taschenlampe an den Gürtel. Für hundert Dollar pro Abend konnte ich Spiro ruhig eine kleine Show bieten. Daß ich Herzrasen bekommen würde, wenn ich die Waffe benutzen müßte, war mein kleines Geheimnis.
    Über meiner Kampfausrüstung trug ich eine halblange Jacke. Praktisch bedeutete das, daß ich verdeckt eine Waffe trug, was, streng genommen, gesetzlich verboten war. Hätte ich die Jacke aber ausgezogen, wären im Viertel sofort sämtliche Telefone heißgelaufen, weil ich bewaffnet bei Stiva herumlief. Im Vergleich zu einem solchen Skandal erschien mir die Gefahr, verhaftet zu werden, eher gering.
    Als sich die Veranda geleert hatte, begleitete ich Spiro auf einem Rundgang durch die öffentlich zugänglichen Stockwerke, bei dem wir uns vergewisserten, daß alle Fenster und Türen verriegelt waren. Nur zwei Säle waren belegt, einer davon mit dem falschen Bruder.
    Es war gespenstisch still, und meine Scheu vor dem Tod wurde durch die Gegenwart Spiro Stivas, des dämonischen Bestattungsunternehmers, noch verstärkt. Ich hatte die ganze Zeit die Hand am Griff meines kleinen Revolvers und ärgerte mich schwarz, daß ich keine Silberkugeln geladen hatte.
    Wir gingen durch die Teeküche und kamen im hinteren Korridor wieder heraus. Spiro öffnete die Tür zum Keller.
    »Augenblick«, sagte ich. »Wo wollen Sie hin?«
    »Wir müssen den Kellerausgang überprüfen.«
    »Wir?«
    »Jawohl, wir. Ich und meine Leibwächterin.«
    »Ich verzichte.«
    »Sie wollen doch, daß ich

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