Zweite Chance fuer die Liebe
kunterbunt Bücher und Ordner, sondern praktisch überall. Bei jemandem, der so durchorganisiert und kontrolliert war wie Tristan, hätte sie mehr Ordnung erwartet. Zwischen den überquellenden Bücherregalen hing ein – offenbar echtes – Gemälde von Gustav Klimt an der Wand. Auch das überraschte sie. Klimts Werke besaßen eine verträumte, fast märchenhafte Qualität, etwas, das sich mit ihrem Bild von Tristan überhaupt nicht vereinbaren ließ.
„Eine Investition“, sagte er, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Also, was bedeutet er dir?“
„Wer? Klimt?“
Tristan schnaubte ungeduldig. „Der bedauernswerte Kerl, dessen Namen du im Schlaf gemurmelt hast.“
Lily schüttelte den Kopf. Sie hatte immer noch keine Ahnung, von wem Tristan sprach. Immerhin wurde ihr bewusst, dass ihr so heiß war, weil sie immer noch sein Jackett trug. „Ich weiß wirklich nicht … Oh, du meinst Jonah?“
„Es wird ihn kaum freuen zu hören, dass er so schnell in Vergessenheit geraten ist. Obwohl … wie soll eine ‚moderne‘ Frau wie du sich bei so vielen Lovern auch alle Namen merken können, was?“
Mit gerunzelter Stirn sah sie ihn an. Seine Laune hatte sich also offensichtlich nicht gebessert. Und was ihre sogenannten „Lover“ betraf – die Spekulationen in der Presse überschlugen sich, sobald sie sich nur mit einem Angehörigen des anderen Geschlechts ein Taxi teilte.
Sie wollte ihn gerade wissen lassen, dass sie sehr gut ohne seinen Sarkasmus auskomme, als er einen großen braunen Umschlag hochhielt.
„Ich habe einen Bericht über dich erstellen lassen.“
Aha. „Schon mal auf die Idee gekommen, mich zu fragen? Hättest dir eine Menge Geld sparen können.“
Er tippte mit dem Füller auf den Schreibtisch. „Ich finde, Detektive arbeiten genauer und sind objektiver. Zum Beispiel wohnst du mit Cliff Harris zusammen …“
„Ein sehr netter Mann.“ Und ein lieber Freund, der ihr Gästezimmer nutzte, weil es ihm im Moment finanziell nicht sehr rosig ging.
„… während man dich auf den Fotos immer wieder am Arm dieses Bildhauers mit dem affektierten Getue sieht, Piers Bond.“
„Ein sehr talentierter Künstler.“ Mit Piers hatte sie ein paar Vernissagen besucht. Und ja, Tristan hatte recht, Piers gab sich wirklich ein wenig affektiert.
„Und in Thailand schläfst du hinter dem Rücken der beiden mit diesem Kamerawagenschieber?“
Sie schenkte ihm ihr schönstes Mona-Lisa-Lächeln, das alles und nichts bedeuten konnte. „Korrekt heißt es Dollyfahrer.“
„Oder Junkie.“
„Früher hatte Jonah ein Drogenproblem, heute nicht mehr.“
„Na, du musst es ja wissen. Schließlich sieht man euch zusammen in diesem New Yorker Entzugszentrum ein- und ausgehen.“
Auch das stimmte. Sie arbeitete ehrenamtlich dort, wann immer sie konnte. So hatte sie Jonah getroffen. Vermutlich führte Tristan jetzt als Nächstes den Direktor an, für dessen gescheiterte Ehe sie angeblich verantwortlich sein sollte …
„Und Guy Jeffrey? Oder liegt das schon so lange zurück, dass du dich nicht mehr erinnern kannst?“
„Dein Mann ist wirklich sehr gründlich“, lautete ihr trockener Kommentar. „Hättest du etwas dagegen, wenn ich das Bad aufsuche, bevor du mir die restlichen Sünden meines liederlichen Lebens aufzählst? Ich glaube, so lange halte ich nicht durch.“
Er funkelte sie so böse an, dass sie fast aufgelacht hätte. Fast. Sie bückte sich nach ihrer Tasche.
Mit dem Kopf deutete er zu einer Tür am anderen Ende des Raums. „Deine Tasche bleibt hier.“
„Wieso?“
„Weil ich es sage.“
Unhöflich, unverschämt, unerträglich! Lily erdolchte ihn mit Blicken. Es war reine Schikane, er wollte ihr nur beweisen, dass er das Sagen hatte. Oder glaubte er tatsächlich, dass sie die konfiszierten Drogen irgendwie wieder in ihre Tasche gezaubert hätte? „Da ist nichts drin.“
Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und taxierte sie lauernd. „Dann sollte es auch kein Problem für dich sein, sie hier stehen zu lassen.“
Lily presste die Lippen zusammen. Es wäre auch kein Problem für sie, ihm das gute Stück um die Ohren zu hauen! Mit der Tasche stapfte sie auf ihn zu und leerte den gesamten Inhalt auf seinem Schreibtisch aus. Es befriedigte sie ungemein, dass er verdattert dreinschaute. „Vorsicht.“ Sie setzte ihr bestes Hollywoodlächeln auf. „Ich glaube, irgendwo hatte ich noch eine Kobra mit eingepackt …“
Das Bad hatte definitiv Klasse – graue Schieferfliesen und
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