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Zweite Chance fuer die Liebe

Zweite Chance fuer die Liebe

Titel: Zweite Chance fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Conder
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eine riesige begehbare Duschkabine aus Glas. Für eine heiße Dusche hätte Lily jetzt alles gegeben, aber der Gedanke, danach wieder in ihre verschwitzte Reisegarnitur steigen zu müssen, war wenig anregend. Außerdem saß Tristan nebenan. Sie wollte nicht riskieren, dass er plötzlich hereinmarschiert kam. Also wusch sie sich nur das Gesicht und starrte sich in dem großen Spiegel über dem Waschbecken an. Sie sah grässlich aus. Die Ringe unter ihren Augen waren inzwischen dunkelviolett, und das Haar stand seltsam verknotet von ihren Schläfen ab. Vage erinnerte sie sich an streichelnde Finger, Gleichzeitig fiel ihr auf, dass die Kopfschmerzen verschwunden waren. Hatte Tristan etwa ihre Kopfschmerzen wegmassiert? Eine anrührende Geste, die in krassem Gegensatz zu seinem barschen Verhalten stand. Aber die Vorstellung entzückte sie.
    Entzücken? Sie schüttelte den Kopf. Solche Gedanken führten nur zu Komplikationen. Er hatte doch überdeutlich gemacht, dass ihm jede Minute mit ihr zuwider war. Und ihr ging es ebenso. Der Mann war einfach nur ungehobelt, arrogant und unausstehlich – um es harmlos auszudrücken.
    Geräuschvoll atmete sie aus und band ihr Haar mit einem Gummiband zu einem Pferdeschwanz zusammen, das sie genau für solche Situationen ums Handgelenk trug – eine Angewohnheit, die Jordana schon immer entsetzt hatte. Aber Lily legte keinen großen Wert auf eine makellos elegante Erscheinung, so wie Jordana. Deshalb war Jordana ja auch Managerin eines exklusiven Kaufhauses, und Lily trug praktisch alles, was Jordana empfahl.
    Die Hand schon am Türknauf, stockte sie. Sie empfand fast so etwas wie Angst, in die Höhle des Löwen zurückzukehren. Dann schalt sie sich für ihre Unsicherheit.
    Tristan grübelte sicher schon wieder darüber, wie er sie schikanieren könnte: Den Mund halten und kooperieren. Da würde sie ihm nicht widersprechen. Je weniger sie miteinander redeten, desto besser.
    Sicher hatte sie Fragen, aber sie würde sie nicht stellen. So oder so würde sie bald herausfinden, wie es weiterging. Zwar sträubten sich ihr die Nackenhaare bei der Vorstellung, Tristan auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein, doch im Moment blieb ihr wohl nicht wirklich etwas anderes übrig.
    Also gut. So würde sie es machen: Sich höflich-reserviert geben. Sich zurückhalten. Und hoffen, dass er ebenfalls Distanz hielt.
    Tristan sah auf, als Lily aus dem Bad kam, und musterte sie kühl. Sie hatte ihr Haar zusammengebunden, was irgendwie noch unordentlicher aussah – und unglaublich süß. Noch unglaublicher war allerdings, dass er so dachte. Normalerweise zog er schicke Frauen mit makellosem Äußeren vor.
    Es ärgerte ihn noch immer, dass er sich vergessen und sie über ihr Liebesleben ausgefragt hatte. Wie ein eifersüchtiger Freund. Ihm wäre es sogar lieber gewesen, wenn sie den ganzen Nachmittag im Bad geblieben wäre. Dann hätte er in Ruhe arbeiten können.
    War sie aber nicht. Und jetzt flogen ihre Augen zu dem Tablett, das seine Sekretärin soeben hereingebracht hatte. Er nahm an, dass Lily hungrig und durstig war. Die Zollbeamten hatten ihr sicherlich keine Erfrischungen angeboten.
    Er musste sich das Grinsen verkneifen, als sie sich suchend nach ihrer Tasche umschaute. „Nein, ich habe sie nicht in den Abfallcontainer geworfen. Obwohl nicht viel drin war, was sich zu behalten lohnt … außer vielleicht das schwarze Spitzenhöschen.“
    Warum hatte er das jetzt gesagt? Das war nicht seine Absicht gewesen. Eigentlich hatte er Lily befehlen wollen, sich aufs Sofa zu setzen und still zu sein.
    Ihr stand der Mund offen vor Verlegenheit. Doch sie fing sich schnell wieder. „Ich glaube nicht, dass es deine Größe ist, aber wenn du möchtest, kannst du es gern behalten.“
    „So etwas ziehe ich Frauen eher aus, nicht selber an“, konterte er süffisant und genoss es, wie ihre Augen sich unmerklich weiteten.
    „Ja, das habe ich schon gehört.“ Dann schien das Tablett endgültig ihre volle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie deutete auf die Tassen. „Kann ich davon ausgehen, dass eine davon für mich bestimmt ist?“
    „Such dir aus, was du möchtest. Ich wusste nicht, ob du Kaffee oder Tee trinkst, daher habe ich beides bestellt.“
    Der Blick, den sie ihm zuwarf, besagte eindeutig, dass sie ihm solche Umsicht nie zugetraut hätte, und irgendwie ärgerte ihn das. Er beobachtete, wie sie Tee für sich einschenkte und den Mund zögerlich um den Tassenrand schloss. Vor sechs Jahren hatte

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