Zweite Chance fuer die Liebe
sie nicht unbeaufsichtigt gelassen. Ja, ein Freund war bei ihr im Hotelzimmer gewesen, als sie gepackt hatte. Nein, sie hatte nicht gesehen, dass er an ihre Sachen gegangen wäre. Und nein, die kleinen Plastiksäckchen mit Ecstasy und Kokain gehörten definitiv nicht ihr!
Stundenlang hatte man sie nach jedem ihrer Schritte befragt, bis sie nicht mehr wusste, wo rechts und links war. Dann waren die beiden gegangen, vermutlich, um sich mit den anderen hinter der Spiegelscheibe zu beraten.
Wahrscheinlich verdächtigten sie jetzt Jonah Loft, einen aus der Filmcrew, weil er als Letzter bei ihr im Zimmer gewesen war. Sie hatte Jonah in einem Drogenentzugszentrum in New York getroffen, in dem sie ehrenamtlich arbeitete. Bestimmt würde man schnell herausfinden, dass er einmal ein Drogenproblem gehabt hatte. Doch er war schon lange clean. Lily hatte ihm eine Chance geben wollen und ihn in die Filmcrew geholt. Nein, Jonah würde ihr so etwas nicht antun, ganz bestimmt nicht.
Vier Stunden und achtundzwanzig Minuten. Lily seufzte. Ihre Beine waren inzwischen taub. Sie massierte sich die Schläfen. Ob sie wohl aufstehen und im Zimmer umherlaufen durfte? Sie hoffte nur, dass Jordana verständigt worden war, sonst würde sie sich Sorgen machen. Obwohl … wenn sie den Grund erfuhr, weshalb Lily festgehalten wurde, würde sie sich noch mehr sorgen. Lily schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass Jordana nicht auf die Idee kam und ihren großen Bruder um Hilfe bat.
Das war das Letzte, was sie brauchte – dass der verboten gut aussehende Tristan Garrett von ihrer misslichen Lage erfuhr. Sicher, es hieß, er sei einer der besten Anwälte weltweit, aber Lily hatte nur unangenehme Erfahrungen mit ihm gemacht – außer den magischen zehn Minuten damals auf Jordanas Geburtstagsparty.
Er hatte ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt. Erst hatte er sie geküsst, dann den Rest des Abends ignoriert. Und schließlich war er in das Arbeitszimmer seines Vaters geplatzt, als sie gerade die Beweise der kleinen Privatparty beseitigen wollte, und hatte genau die falschen Schlüsse gezogen.
Er hatte sie für die Schuldige gehalten und sie – und „ihresgleichen“ – hinausgeworfen. Sie war am Boden zerstört gewesen … genau wie ihre Teenagerfantasien, dass er der Mann ihres Lebens sein könnte.
Rückblickend fragte sie sich, wie sie sich das je hatte einbilden können. Sie beide stammten aus völlig verschiedenen Welten. Er war abgestoßen von ihr, dem einzigen Kind eines berüchtigten Rockstarpärchens, gestorben an einer Überdosis.
Sosehr sie selbst ihre Herkunft verachtete, hatte sie sich einen Satz ihres Vaters doch zu Herzen genommen: „Lass sie nie merken, dass es dir etwas ausmacht, Honeybee.“ Natürlich hatte er damit die Kritiken über seine Musik gemeint, doch dieser Rat hatte ihr oft geholfen, wenn wieder einmal der nächste Skandal um ihre Eltern anstand oder die Spekulationen über sie selbst hochkochten.
Die Tür ging auf, und der jüngere Officer kam dreist grinsend zurück in den Raum. „Sie haben wirklich Glück, Miss Wild. Sieht aus, als könnten Sie gehen.“
Lilys Miene blieb reglos, auch als der Beamte sich ihr gegenübersetzte und einen Stapel Papiere auf den Tisch legte. Und schon wieder starrte er ihr unverschämt auf den Ausschnitt. Der Typ gefiel sich in seiner Autoritätsrolle, nur war ihm offensichtlich nicht klar, dass sein Möchtegern-Rambo-Gehabe und der kurze Bürstenhaarschnitt ihn nicht männlich, sondern lächerlich wirken ließen. Doch selbst wenn er den Schliff eines Prince Charming an den Tag gelegt hätte – Lily war nicht interessiert. Sie mochte Liebesfilme drehen, doch sie glaubte nicht an solche Märchen. Nicht nach den Erfahrungen ihrer Mutter mit Johnny Wild.
„Sie haben richtig gehört“, feixte der Mann, als sie nichts erwiderte. „Ihr Stars kennt immer jemanden, der jemanden kennt, der jemanden kennt, und dann ist alles wieder in bester Ordnung. Ich hätte Sie ja nach Thailand zurückgeschickt und Sie mit denen da drüben die Suppe auslöffeln lassen. Glück für Sie, Lady, dass ich das nicht zu entscheiden habe.“
Dem Himmel sei Dank! Trotzdem würdigte sie ihn keiner Reaktion.
„Unterschreiben Sie.“ Er schob ihr die Papiere zu.
„Was ist das?“
„Die Bedingungen für Ihre Freilassung.“
Mit klopfendem Herzen beugte Lily sich über die Dokumente. Als die Tür ein zweites Mal aufging, sah sie gar nicht auf. Das musste der zweite Beamte sein. Doch dann drang eine
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