Zweite Chance fuer die Liebe
mach dir bloß keine großen Hoffnungen. Gut möglich, dass ich nichts ausrichten kann.“
„Oh Tristan, du bist der beste Bruder, den man sich wünschen kann! Soll ich mitkommen?“ Fast jubelte Jordana, so glücklich und erleichtert war sie.
In Gedanken ging Tristan bereits die notwendigen Schritte durch, deshalb dauerte es einen Moment, bis er Jordanas Frage registrierte. „Auf keinen Fall.“ Seine kleine Schwester, die sich in alles einmischte, konnte er dabei überhaupt nicht gebrauchen. „Ich lasse dich wissen, sobald es etwas Neues gibt. Geh zurück zu deinen Hochzeitsvorbereitungen und überlass die Sache mir. Ich werde mich um das Debakel kümmern, in das du uns beide hineinziehst.“
Er merkte kaum, dass sie ihm einen Kuss auf die Wange drückte und sein Büro verließ, während er seiner Sekretärin bereits Anweisungen gab. „Kate, verschieben Sie mein Nachmittagsmeeting und holen Sie mir Stuart Macintyre ans Telefon. Ich muss ihn dringend sprechen.“
Mit einem Seufzer lehnte er sich in seinem Stuhl zurück. Er musste verrückt geworden sein.
Lily Wild sorgte immer für Schwierigkeiten. Und sollte das Bild, wie sie sich an Jos achtzehntem Geburtstag über einen Kokainhaufen auf dem antiken Schreibtisch seines Vaters beugte, als Beweis nicht ausreichen, dann tat es der heutige Versuch, Drogen durch den Zoll von Heathrow zu schmuggeln, auf jeden Fall.
Damals auf der Party hatte Lily nicht zugegeben, dass sie Drogen nahm. Sie hatte ihn nur mit ihrem typisch hochmütigen Lächeln bedacht, und er hatte rotgesehen. Danach war er für keine Erklärung mehr zugänglich gewesen. Wozu auch? Seiner Erfahrung nach waren alle Drogenkonsumenten aus eigener Sicht so unschuldig wie die Lämmer.
Was ihn an jenem Abend jedoch viel mehr aufgewühlt hatte, war der Blick, mit dem sie ihn aus ihren veilchenblauen Augen ansah. Als wäre er der einzige Mann auf der Welt für sie. Und er – Narr, der er war – wäre fast darauf hereingefallen.
Er hatte mit ihr getanzt, hatte sie in seinen Armen gehalten, hatte sie geküsst … Es nagte noch immer an ihm, dass er fast die Kontrolle verloren hatte. Aber sie hatte so süß geschmeckt, sich so warm und weich angefühlt, so gut …
Fluchend schüttelte Tristan den Kopf. Anstatt sich an ihren Geschmack zu erinnern, sollte er besser an die Gruppe jugendlicher Randgestalten denken, die er im Arbeitszimmer seines Vaters mit gut einem Pfund Kokain erwischt hatte. Zehn Minuten hatte es gedauert, um die Party aufzulösen und jeden außer seiner Schwester hinauszuwerfen, vierundzwanzig Stunden, um die Fotos von Jordana, die jemand mit dem Handy aufgenommen und ins Internet gestellt hatte, zu löschen.
Lilys Geschmack jedoch war wesentlich langlebiger.
Unruhig setzte Lily sich auf dem harten Plastikstuhl um, auf dem sie die letzten vier Stunden und siebzehn Minuten verbracht hatte, und fragte sich, wann dieser Albtraum endlich vorbei sein würde. Im Moment war sie allein in dem kahlen Raum, über den jeder Regisseur einer Polizei-Realityserie in wahre Begeisterungsstürme ausgebrochen wäre.
Heute früh war sie ebenso nervös gewesen – allerdings vor freudiger Aufregung, zum ersten Mal nach sechs Jahren wieder in ihre Heimat England zurückzukehren.
Die Schlange am Zoll hatte sich nur zäh vorwärtsgeschoben, und sie war gerade an der Passkontrolle angekommen, als der Beamte hinter der Glasscheibe sie zu den beiden Uniformierten mit den Rauschgifthunden weiterleitete. Sie hatte sich nichts dabei gedacht, Stichproben gehörten nun mal zum üblichen Prozedere. Mit ihren Gedanken war sie schon bei dem Wiedersehen mit Jordana gewesen. Sie hoffte, dass das Hochzeitsgeschenk aus Thailand Oliver und ihr gefallen würde. Und sie freute sich auf die wohlverdiente Pause.
Dann hatte einer der Polizisten einen Plastikbeutel aus ihrer Handtasche gezogen und gefragt, ob der ihr gehöre. An einen solchen Beutel konnte sie sich beim besten Willen nicht erinnern.
„Ich weiß es nicht“, hatte sie ehrlich geantwortet.
„Dann muss ich Sie bitten, mitzukommen.“
Und so saß sie nun hier in dem kleinen Zimmer und fragte sich, wohin die beiden Zöllner verschwunden waren. Nicht, dass sie sie vermisste, vor allem den jüngeren nicht, der nur auf ihren Busen gestarrt und ihr angedroht hatte, sie nach Thailand abzuschieben, wenn sie nicht kooperiere.
Lachhaft! Seit man sie aus der Reihe gezogen hatte, tat sie nichts anderes als kooperieren! Ja, die Tasche gehörte ihr. Nein, sie hatte
Weitere Kostenlose Bücher