Zweite Chance fuer die Liebe
vermutlich ebenso reagieren.
Nein, würde sie nicht. Sie würde sich viel zu sehr um den anderen Menschen sorgen, um ihn so … so respektlos zu behandeln. „Hör zu“, setzte sie an, wurde jedoch sofort unterbrochen.
„Nein, du hörst zu. Du hast keine Wahl. Oder doch … eine Gefängniszelle. Wenn dir das lieber ist, können wir gern wieder zu den Beamten zurückgehen.“
Lily wurde bleich. „Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen.“
„Spar dir deine Unschuldsbeteuerungen für den Richter auf. Ich habe nicht das geringste Interesse daran.“
„Verdammt, ich habe Rechte!“
„Nein.“ Er sprach leise, und doch war sein Ton unerbittlich. „Deine Rechte hast du verspielt, als du mit einer Tasche voller Drogen durch den Zoll marschiert bist. Deine Rechte gehören jetzt alle mir. Wenn ich sage: ‚Spring‘, dann fragst du nur: ‚Wie hoch?‘ Ist das klar?“
Der Mann hatte Nerven! Sie schnaubte, inzwischen genauso wütend wie er. „Davon träumst du auch nur.“
Nein, dachte Tristan bitter, wenn er von ihr träumte, dann lag sie normalerweise nackt auf seinem Bett und lockte ihn mit begehrenden Blicken zu sich. Doch hier handelte es sich nicht um einen Traum, und im Moment war ihm nun wirklich nicht danach, mit ihr zu schlafen.
Ihr das süffisante Lächeln von den vollen Lippen zu küssen wäre allerdings etwas anderes.
Es verwunderte ihn nicht, dass er nach all den Jahren noch immer solchen Träumereien nachhing. Lily Wild war die fleischgewordene Fantasie eines jeden Mannes, selbst mit den dunklen Ringen unter den blauen Augen. Aber sie war nicht seine Fantasie. Dieses Mal nicht.
Er hätte schlicht Nein zu Jordana sagen sollen, hätte sich irgendeine Story einfallen lassen sollen, dass nichts zu machen sei. Nur ließ seine Integrität Lügen nicht zu. Und so hatte er einen Freund, einen Fachanwalt für Strafrecht, um Rat gefragt, und der hatte dieses Kaninchen aus dem Hut gezogen: ein Schlupfloch im Gesetz aus dem neunzehnten Jahrhundert.
„Hörst du mir überhaupt zu, Tristan?“ Ihre wunderschönen Augen sprühten Funken. „Ich werde mich nicht von dir herumschubsen lassen.“
Oh ja, er hatte ihr zugehört. Nur hatte sie in dieser Sache keine Entscheidungsfreiheit, und je eher sie das begriff, desto besser. „Provozier mich besser nicht, Lily“, warnte er und warf ihr einen Blick zu, den er normalerweise für seine Gegner im Gerichtssaal aufsparte.
Er sah, wie sie die Fäuste an den Seiten ballte. Vermutlich wäre sie ihm zu gern an die Gurgel gegangen. Er musste sich eingestehen, dass er ihren Kampfgeist bewunderte. Die meisten anderen in ihrer Situation, ganz gleich, ob Frau oder Mann, hätten sich gefügig und unterwürfig verhalten, dieser schöne Hitzkopf jedoch schien immer noch allen Ernstes zu überlegen, ob das Gefängnis nicht seiner Obhut vorzuziehen wäre.
„Dann provozier du mich gefälligst auch nicht!“, schleuderte sie zurück.
Still ermahnte er sich, dass er vor allem deshalb so erfolgreich als Anwalt war, weil er sich grundsätzlich nicht von Emotionen mitreißen ließ. „Du hast eine Einwilligungserklärung unterzeichnet. Halte dich daran.“
Sie stemmte die Hände in die Hüften. Dabei klaffte die weite Strickjacke auseinander und zog seine Aufmerksamkeit automatisch auf ihre vollen festen Brüste.
„Ich sagte dir bereits“, protestierte sie, „ich wusste nicht, was ich da unterschreibe.“
Sicher, so wie sie auch nicht wusste, wie die Drogen in ihre Tasche gekommen waren. Ha, den Straftäter musste er erst noch treffen, der sich schuldig bekannte! Ihr ständiges Leugnen wurde langsam langweilig.
Ihm fiel auf, dass die beiden Geschäftsmänner, die vorhin noch in angeregter Diskussion dagesessen hatten, immer häufiger zu Lily blickten. Verständnis hatte er dafür. Wer würde sich nicht von einer wallenden blonden Mähne und einer Traumfigur mit endlos langen Beinen ablenken lassen?
Damals hatten diese Beine noch länger gewirkt, als Lily an jenem Wochenende in einem knappen silbernen Kleid und Stilettos die Treppe in Hillesden Abbey, dem Haus seiner Eltern, herabgestiegen war …
„Hast du Lust zu tanzen?“ Sie hatte sich genau vor ihn positioniert, eine Hand in die Hüfte gestützt, die blutrot geschminkten Lippen zum Schmollmund verzogen.
Natürlich hatte er verneint. Ihr Anblick hatte eine dunkle Lust in ihm geweckt, mit der sie in ihrem Alter gar nicht hätte umgehen können.
„Mit Jordana hast du aber getanzt.“ Sie klimperte mit den
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