Zweite Chance fuer die Liebe
derart auf jemanden reagieren, der sie so unmöglich behandelt hatte?
Als sie sich das Wiedersehen mit Tristan ausgemalt hatte, da wäre ihr ein Szenario wie dieses hier nie in den Sinn gekommen. Ein wenig hatte sie sogar darauf gehofft, dass sie Freunde werden und zusammen über ihre Teenagerschwärmerei und seinen Irrtum, sie hätte die Kokainparty organisiert und die Fotos ins Internet gestellt, lachen könnten. In diesem Traum hatte sie sich selbst gesehen, wie sie nonchalant abwinkte und sagte: „Oh bitte, das alles ist doch schon so lange her.“
Leider hatte sie bei dieser Fantasie nicht bedacht, dass sie am Londoner Flughafen wegen Drogenbesitzes festgenommen werden könnte.
Jetzt musste sie sich mit aller noch verbliebenen Kraft zusammennehmen, um ihn nicht mit offen stehendem Mund und weit aufgerissenen Augen anzuhimmeln. Still ermahnte sie sich, dass sie kein leicht zu beeindruckender Teenager mehr sei, sondern eine erwachsene Frau. Hatte sie sich nicht vorgenommen, Tristan auf Augenhöhe gegenüberzutreten? Die jugendlichen Fantasien, die sie so oft gequält hatten und an denen sie so viele andere Männer gemessen hatte, endgültig aufzugeben?
„Jordana hat mich zur Hochzeit eingeladen“, erwiderte sie endlich so höflich sie konnte, auch wenn seine rüde Frage eigentlich das genaue Gegenteil von Höflichkeit verdient hätte.
„Ein kapitaler Fehler“, meinte er abfällig. „Ich weiß nicht, was meine Schwester sich dabei gedacht hat.“ Er stürzte den Whisky hinunter, stellte das Glas ab und deutete auf ihres. „Trink. Du siehst aus, als könntest du es gebrauchen.“
„Was ich brauche, ist ein Bett“, murmelte sie und wurde sich erst bewusst, was sie da gesagt hatte, als er eine Augenbraue in die Höhe zog.
„Falls das eine Einladung sein soll“, sagte er spöttisch, „vergiss es.“
Einladung?! Sie schnappte empört nach Luft und wünschte, sie hätte es nicht getan, denn jetzt drang sein Duft in ihre Nase und stellte tief in ihr unmögliche Dinge mit ihr an. Ihr Puls beschleunigte sich, und bevor sie es verhindern konnte, eilten ihre Gedanken wieder zurück zu dem Kuss …
Wie muskulös und männlich Tristan gewesen war! Wie verlangend sie sich an ihn geschmiegt hatte! Noch jetzt schoss ihr die Hitze in die Wangen, wenn sie an ihren jugendlichen Überschwang dachte. Himmel, vielleicht hatte sie diesen Kuss ja sogar initiiert! Wie erniedrigend! Vor allem angesichts der Tatsache, dass sie sich an die Küsse von anderen Männern nicht so genau erinnern konnte.
Still verfluchte sie die eigene Dummheit, zog sein Jackett von den Schultern, um es ihm zurückzugeben, und kramte in der großen Handtasche nach ihrer Lieblingsstrickjacke und Baseballkappe. Sie setzte die Mütze auf und zog die viel zu große Strickjacke über. Weder wollte sie von übereifrigen Fans noch von herumlungernden Paparazzi erkannt werden.
Tristans vernichtenden Blick ignorierte sie. Seine schneidende Art erzürnte sie mehr und mehr. Natürlich hatte er Grund, verärgert zu sein, aber sie hatte nichts Falsches getan. Würde ihm ein Zacken aus der Krone brechen, zivilisiertes Benehmen an den Tag zu legen? Schließlich war nicht er stundenlang verhört worden, sondern sie, noch dazu wegen etwas, das sie nicht getan hatte!
Sie rang sich ein Lächeln ab und schulterte die Tasche. „Auf jeden Fall Danke für deine Hilfe. Mir ist klar, dass du dich nicht freiwillig gemeldet hast, dennoch weiß ich es zu schätzen.“
„Was du schätzt oder nicht schätzt, ist mir herzlich egal. Ich fasse es nicht, dass du tatsächlich den Nerv hast, so etwas zu versuchen! Und das bei deiner Vorgeschichte! Hast du gedacht, es würde reichen, keinen BH zu tragen und die blonde Mähne zu schütteln, damit niemand darauf achtet, was du in deiner Tasche mitschleppst?“
Ihr Blick flog zu seinem Gesicht. Er hielt sie also für schuldig?! „Wie kannst du es wagen!“ Die Ungerechtigkeit des Ganzen trieb ihr Wuttränen in die Augen. „Ich wusste nichts von dem Zeug in meiner Tasche. Und so reise ich immer. Ich bin doch wohl vollständig bekleidet, oder etwa nicht?“
„Darüber lässt sich streiten. Wahrscheinlich sollte ich froh sein, dass du wenigstens etwas weniger Fleisch zeigst als auf den Filmplakaten.“
Darauf konnte sie nichts entgegnen. Filmplakate wurden immer freizügiger aufgemacht, als vielen Schauspielerinnen lieb war. Viele ihrer Kolleginnen frustrierte es ebenso wie sie.
Nicht, dass Tristan ihr glauben würde. Wie
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