Zweite Chance fuer die Liebe
immer dachte er nur das Schlechteste von ihr. Je eher sie hier weg kam, desto besser.
„Sag mal, Honey Blossom, hast du eigentlich schon in einem Film mitgespielt, in dem du deine Kleider anbehalten durftest?“
Lily schäumte. Seit ihrem siebten Lebensjahr nannte sie niemand mehr Honey Blossom, und in ihren Filmen war sie nie nackt. „Ich heiße Lily, und deine Frage entbehrt nicht nur jeglicher Grundlage, sie ist schlichtweg beleidigend.“
Er zeigte ihr nur ein gelangweiltes Lächeln und deutete nochmals auf den Drink. „Trink endlich aus. Ich habe noch anderes zu tun.“
Jetzt reichte es ihr! Dankbar oder nicht, seine ungehobelten Bemerkungen musste sie sich nicht länger anhören. „Ich will deinen blöden Drink nicht!“ Sie hob das Kinn und rückte die Kappe zurecht. „Und deine Unhöflichkeit habe ich auch satt. Nochmals Danke für die Hilfe bei dieser … misslichen Angelegenheit, aber weitere Umstände brauchst du dir nicht zu machen. Und wenn du auf der Hochzeit einen großen Bogen um mich machst – ich werde es dir ganz bestimmt nicht übel nehmen.“
Sie wollte gehen, aber er versperrte ihr den Weg. „Nette kleine Rede, doch diese ‚missliche Angelegenheit‘, wie du es nennst, hat dich unter meine Obhut gestellt. Was heißt, dass ich jetzt die Anordnungen gebe.“
Lily riss die Augenbrauen in die Höhe. „Unter deine Obhut ?“ Fast hätte sie aufgelacht.
Offensichtlich missfiel ihm ihre Reaktion, denn er erwiderte drohend: „Hast du geglaubt, die Bedingungen für deine Freilassung wären nur zum Spaß, und man würde dich einfach so auf die Öffentlichkeit loslassen?“
Lily stieß gegen den Barhocker, als sie zurückwich. Sie hatte das Formular lediglich überflogen, bevor sie es unterschrieben hatte. Jetzt machte sich das ungute Gefühl in ihr breit, dass sie das bereuen würde.
„Diese Bedingung habe ich gar nicht gesehen.“ Sie zog die Oberlippe zwischen die Zähne, wie sie es immer tat, wenn sie nervös war – eine Angewohnheit aus der Kindheit, die sie nie abgelegt hatte.
Tristan musterte sie durchdringend und musste wohl entschieden haben, dass sie die Wahrheit sagte, denn er lachte spöttisch auf.
„Wie schön, dass du das lustig findest“, fauchte sie.
„‚Lustig‘ wäre die letzte Beschreibung, die mir für diese Situation einfällt“, konterte er grimmig. „Mit deiner Unterschrift hast du schriftlich versichert, dich unter meine Obhut zu begeben, bis du entweder freigesprochen“ – sein Tonfall ließ deutlich durchblicken, für wie unwahrscheinlich er das hielt – „oder wegen Drogenbesitzes angeklagt wirst.“
Lily wurde schwindelig, sie musste sich auf den Hocker stützen. „Ich verstehe nicht …“
„Was denn? Hast du angenommen, die Beweise lösen sich auf magische Weise in Luft auf? Ich bin gut, Honey, aber so gut nun doch nicht.“
„Nein.“ Sie wedelte sich Luft zu und schloss kurz die Augen. „Ich meine das mit der Obhut.“
„Du stehst unter Hausarrest.“
„Was genau heißt das?“
Er sah sie an, als wäre sie schwachsinnig. „Das heißt, dass wir bis auf Weiteres jede einzelne Minute jedes einzelnen Tages miteinander festsitzen.“
Lily blinzelte. Vierundzwanzig mal sechzig Minuten am Tag mit diesem Mann? Sie massierte sich die Schläfen. Es musste eine andere Lösung geben!
„Das kann ich nicht!“, sprudelte es aus ihr heraus, bevor sie ihre Gedanken geordnet hatte.
„Glaub mir, dir kann es nicht unangenehmer sein als mir.“
„Du hättest mir das sagen sollen.“
„Und du hättest die Dokumente durchlesen sollen, bevor du sie unterschreibst.“
Natürlich hatte er recht, und das hasste sie am meisten. „Du hast mich gehetzt.“
„Ach, jetzt ist es also meine Schuld?“
Sie fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „Das sage ich nicht. Aber du hättest mich zumindest darauf hinweisen können.“
„Und dann?“, fragte er kalt. Mit der langen welligen Mähne erinnerte er Lily an einen Löwen, und dieser Löwe war zum Sprung bereit.
„Ich hätte nach einer anderen Lösung gesucht, andere Optionen durchgespielt …“
„Durchgespielt?“ Er schnaubte abfällig. „Honey, wir sind hier nicht beim Film. Die Szenen lassen sich nicht endlos wiederholen, bis die richtige im Kasten ist.“
Wenn er sie noch einmal Honey nannte, würde sie ihn ohrfeigen! Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen, erinnerte sich daran, dass er guten Grund hatte, wütend zu sein. Wäre die Situation andersherum, würde sie
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