Zweite Chance fuer die Liebe
der Zeremonienmeister ans Mikrofon und bat das Brautpaar und die Trauzeugen, den Tanz zu eröffnen.
Schon?! Lily ließ den Blick durch den Saal wandern. Tristan stand in einer Ecke des Saals und starrte unablässig zu ihr hinüber.
Auf gar keinen Fall! Sie konnte nicht mit ihm tanzen! Den ganzen Tag war es ihr gelungen, sich von ihm fernzuhalten. Sie würde sich auf die Toilette flüchten!
Hastig stand sie auf und bahnte sich einen Weg durch die Gäste zum Saalausgang. Hinter sich hörte sie die Band einen romantischen Lovesong anspielen. Doch sie hatte es bereits geschafft! Sie trat hinaus in den Gang … und lief direkt in Tristans Arme.
„Wohin so eilig?“, fragte er spöttisch.
Ihr Puls raste. „Zur Toilette.“
„Während des Brautwalzers? Das denke ich eher nicht.“
„Du hast nicht mehr über mich zu bestimmen, schon vergessen?“
„Nein, aber das ist deine letzte offizielle Pflicht für den heutigen Tag. Ich hätte nicht gedacht, dass du dich darum drückst.“
Sie schnaubte. Ihr war nicht entgangen, dass sich inzwischen mehrere Köpfe zu ihnen umgedreht hatten. „Ich mache es nur, weil es erwartet wird, nicht wegen dir.“
Tristan lächelte. „Braves Mädchen.“
Sie kam nicht mehr dazu, sich über seinen Spruch zu empören, denn da standen sie bereits auf der Tanzfläche und Tristan zog sie in seine Arme. Lily hielt sich steif wie eine Schaufensterpuppe, sie konnte sich einfach nicht entspannen.
„Du sieht heute absolut hinreißend aus.“ Tristan suchte ihren Blick, sie jedoch starrte konzentriert auf einen Punkt über seiner Schulter. „Aber du sieht ja immer hinreißend aus.“
Er drehte sich schwungvoll mit ihr im Kreis, und sie musste sich an seiner Schulter festklammern, um nicht zu stolpern. Sein maskuliner Duft, vermischt mit einem Hauch Rasierwasser, berauschte sie.
„Wie geht es Hamish?“
Gestern Abend hatte Jordana ihr kichernd verraten, was sie sich als „große Überraschung“ für Lily ausgedacht hatte – nämlich sie mit einem von Olivers ledigen Cousins zusammenzubringen. Lily konnte sich vorstellen, dass Tristans Ego erheblich gelitten haben musste, als Jordana ihm dann weisgemacht hatte, dass Lily angeblich begeistert von dem Plan sei. Was sie nicht war. Sie hatte sich sogar bei allen drei Männern für das offensichtliche Missverständnis entschuldigt, denn sie sei keineswegs frei, wie Jordana wohl angedeutet habe. Ihre Gefühle für Tristan waren zu stark, zu frisch, als dass sie im Moment auch nur einen Gedanken an einen anderen Mann verwenden könnte.
Tristans Frage ließ vermuten, dass sein Ego sich noch immer nicht erholt hatte.
„Gut, nehme ich an.“
Er runzelte die Stirn, nahm ihre Finger und drückte sie an seine Brust, während er Lily mit der anderen Hand umschlang. Sie tanzten jetzt so eng, dass Lily das raschelnde Geräusch ihres Tüllrocks hören konnte, der sich an seinen Hosenbeinen rieb.
Tristan wirkte plötzlich angespannt, tanzte langsamer. Dann blieb er ganz stehen. Erst hörte sie das Raunen, das durch die Menge ging, gleich darauf sein raues Murmeln: „Ach, zum Teufel damit“, und schon fühlte sie sich auf seine Arme gehoben.
„Entschuldigt uns“, sagte er zu einem verblüfften Oliver und einer perplexen Jordana, als er mit Lily auf dem Arm an den beiden vorbeimarschierte.
„Was soll das?“, zischte Lily und erntete dafür nur den geknurrten Befehl, den Mund zu halten.
Sie lächelte angestrengt in die verdutzten Gesichter der Gäste, die zur Seite wichen, um Tristan durchzulassen.
„Oh, ich will gar nicht wissen, was sie denken.“ Böse funkelte sie den Kellner an, der höflich lächelnd die Tür zu einem kleineren privaten Speisesaal aufhielt und diese leise hinter ihnen wieder schloss. Sobald Tristan sie absetzte, eilte sie an das andere Ende des Raumes. Mit dem drei Meter langen Esstisch zwischen ihnen fühlte sie sich immerhin etwas sicherer.
Die Hände in die Taschen geschoben, schaute Tristan sie an. „Sie werden denken, dass ich verliebt bin. Entweder das“ – er wartete ab, um ihre Reaktion einschätzen zu können – „oder sie glauben, ich hätte den Verstand verloren.“
„Wir beide wissen, dass Ersteres nicht infrage kommt.“
Tristan atmete geräuschvoll aus. „Lily, ich muss mit dir reden, und dies ist der einzige Weg.“ Er kam um den Tisch herum auf sie zu … allerdings setzte sie sich ebenfalls in Bewegung, wich zurück, sodass der Abstand sich nicht verringerte. „Würdest du wohl stehen
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