Zweite Chance - zu dritt
eilte zum Kinderzimmer. Aber Kate war ihm schon zuvorgekommen.
Eine kleine Lampe tauchte den Raum in schummriges Licht, und er erblickte Kate in einem kurzen Hemd, das ihre langen, schlanken Beine sehen ließ. Sie hatte das Baby im Arm.
„Dann machen wir dir mal eine Flasche, mein hungriges Mädchen“, sagte sie.
Cassidy brüllte.
„Kann ich helfen?“, fragte Jared entschlossen.
Kate fuhr zusammen. „Ich habe dich gar nicht kommen hören.“
„Tut mir leid.“ Er gähnte. „Soll ich mich um das Fläschchen kümmern?“
„Das kann ich schon machen.“ Aber anstatt zur Küche zu gehen, legte sie das jammernde Kind auf dem Wickeltisch ab und zog eine Windel aus dem Regal.
„Lass mich die Windeln wechseln“, bot Jared an. „Während du die Flasche machst.“
Kate knöpfte schon Cassidys Schlafanzug auf.
„Wenn wir zusammenarbeiten, kommen wir umso schneller wieder ins Bett“, bemerkte Jared.
Jeder in seines.
„Cassidy muss gewickelt werden.“ Kate reichte ihm die Windel. Einen Augenblick lang hielten sie beide fest, dann wandte Kate den Blick ab und ließ los. „Hier im Regal ist alles, auch ein frischer Schlafanzug, falls sie einen braucht. Ich komme gleich mit der Flasche.“
Gewonnen. Sie ließ sich tatsächlich von ihm helfen.
Er öffnete Cassidys Windel, und sein Hochgefühl verflog auf der Stelle. Großes Geschäft. Er hätte das Fläschchenmachen übernehmen sollen.
Nachdem er die Windeln gewechselt hatte, wiegte und schaukelte Jared die Kleine und trug sie spazieren, aber nichts schien sie zufriedener oder müde zu machen.
Kate erschien wieder, die Flasche in der Hand.
„Jetzt kann ich sie wieder nehmen“, erklärte sie müde.
„Du hast das die ganze Woche über gemacht.“ Jared griff nach der Flasche und streifte dabei absichtlich Kates Finger. Er bemerkte, wie sie rasch die Hand zurückzog. Also spürte auch sie die Hitze, die Verbindung zwischen ihnen!
Er steckte den Sauger des Fläschchens in Cassidys erwartungsvoll aufgesperrten Mund.
„Geh du ruhig wieder ins Bett“, sagte er zu Kate.
„Bist du sicher?“, fragte Kate. „Sie schläft nicht so schnell wieder ein.“
„Dann solltest du jetzt erst recht mal ein bisschen Schlaf aufholen.“
Kate biss sich auf die Unterlippe. „Ruf mich, wenn du mich brauchst.“
Damit verließ sie das Zimmer.
Jared stellte sich vor, wie sie wieder ins Bett und unter ihre Decke kroch. Wie gern hätte er einen kurzen, heimlichen Blick riskiert! Aber im Augenblick beanspruchten andere Dinge seine Aufmerksamkeit.
Seufzend wandte er sich Cassidy zu, die gierig an der Flasche saugte, ohne abzusetzen. „Hol mal Luft, mach ein Bäuerchen“, murmelte er und half ihr sanft dabei.
Nachdem Cassidy ein Bäuerchen gemacht, die Flasche ausgetrunken und noch einmal ordentlich aufgestoßen hatte, brachte er sie zu ihrem Bettchen. Und hier weinte sie los, bis ihr kleines Gesicht vom Schreien rot anlief. Erschrocken nahm er sie wieder auf, wiegte sie hin und her und beschwor sie flüsternd, ein braves Mädchen zu sein und endlich einzuschlafen. Ein Seufzen war die Antwort.
Jared setzte sich mit ihr in den Schaukelstuhl, den er noch mit Brady zusammen gebaut hatte. Cassidy blieb etwa fünf Minuten lang ruhig, dann schrie sie wieder los.
Als er anfing, mit ihr durchs Zimmer zu wandern, verstummte sie. Bis er stehenblieb und das Brüllen wieder begann.
Jetzt erst begriff er, was Kate gemeint hatte und warum sie so erschöpft aussah. Wie hatte sie diesen Kampf nur jede Nacht durchgehalten, ohne die Nerven zu verlieren? Es war erst sein erster Einsatz, und schon hatte er es satt und sehnte sich nach seinem Bett.
„Es ist spät, Baby.“ Mechanisch wie ein Roboter marschierte er auf und ab, und die Bewegung beruhigte Cassidy. „Du hattest deine Flasche. Die Windel ist trocken. Zeit für die Heia.“
Aber Cassidy schien ihn nicht zu verstehen. Oder es war ihr egal. Seine Hochachtung vor Kate wuchs. Sie hatte sich jede Nacht mit einem schreienden Baby herumgeschlagen und war am nächsten Morgen trotzdem zur Arbeit gegangen!
„Ich mach weiter“, bot eine leise Stimme hinter ihm an.
„Kate“, sagte er überrascht. „Ich dachte, du schläfst.“
„Hab ich auch, aber ich bin aufgewacht.“
Er hatte nicht vor, seine Niederlage einzugestehen. Und die Ringe unter ihren Augen kamen ihm jetzt noch tiefer vor. Jared überlegte, ob sie wohl wirklich geschlafen hatte, und der Gedanke wurmte ihn. Nie konnte sie die Dinge einfach mal aus der Hand
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