Zweite Chance - zu dritt
kostbar.
„Man könnte denken, ihr zwei steckt unter einer Decke“, flüsterte sie.
„War es so schlimm?“, fragte Jared.
Sie wollte nicht eingestehen müssen, wie verzweifelt sie sich durch diese Woche gekämpft hatte. „Na ja, ‚schlimm‘ ist vielleicht ein bisschen hart.“
„Komm, wir setzen uns und reden“, schlug Jared vor. „Ich war lange nicht mehr zu Hause.“
Kate dachte an das letzte Mal, als er an einem Freitagabend von einer Geschäftsreise nach Hause gekommen war. Sie hatte ihm beim Ausziehen geholfen und dabei seinen Duft genossen. Mit den Knöpfen seines Hemdes war sie ziemlich rücksichtslos umgesprungen. Sie waren auf das Bett gefallen und hatten den Nachttisch umgeworfen. Und dann … Kate holte tief Luft. Die Erinnerung daran vergrub sie lieber ganz weit unten in ihrem Gedächtnis.
Sich einzubilden, man wäre verliebt, war einfach, wenn man sich kaum je sah. Sie wollte nicht noch einmal in diese Falle tappen.
In der Küche zog sie eine braune Papiertüte aus dem Kühlschrank und hielt sie Jared hin. „Ich habe dir ein Sandwich gekauft, falls du Hunger hast.“
Er nahm die Tüte mit einem leisen Lachen entgegen. „Danke.“
„Was ist daran so lustig?“, fragte Kate.
„Ich hätte gar nicht erwartet, heute noch etwas zu essen zu bekommen.“
„Worauf hast du denn gehofft?“
„Eine Tasse Kaffee und vielleicht ein Lächeln.“
Wenn das alles war … Sie lachte erleichtert. „Du hast Glück, Kaffee ist fertig. Aber es gibt auch Bier, wenn dir das lieber ist.“
„Nach all den Tränen wäre ein Schluck Whisky vielleicht nicht schlecht.“ Jared zog sein Jackett aus, setzte sich an den Tresen, der die Küche vom Wohnraum trennte, und wickelte sein Sandwich aus. „Aber ich nehme gern eine Tasse Kaffee. Danke.“
„Bitte.“
Na, also. Sie konnten freundlich und zivilisiert miteinander umgehen. Vielleicht würde es wirklich funktionieren. Wenn sie natürlich erst einmal anfingen, sich mit anderen zu treffen … Nein, daran wollte sie nicht denken.
Jared lockerte seine Krawatte. „Wäre es unverschämt, sich nach einem kleinen Nachtisch zu erkundigen?“
„Das kommt darauf an, was dir vorschwebt“, gab Kate zurück, während sie zwei weiße Becher mit blauem Muster aus dem Schrank nahm – ein Hochzeitsgeschenk von einem von Jareds Kollegen. Mit allem anderen, was sie an ihre Ehe erinnerte, hatte sie sie in einen Karton gepackt, aber vorgestern hatte sie die Becher wieder herausgeholt. Sie wollte Jared nicht unnötig kränken.
Er krempelte nun langsam die Ärmel hoch. „Ich denke da an …“
Oje. Sie sah ihm an, woran er dachte. Als er lächelte, erschienen auf seinem Gesicht wieder diese hinreißenden Grübchen. Ihr Herz hämmerte. Sein Lächeln war noch atemberaubender, als sie es in Erinnerung hatte. Schnell sah sie woanders hin, aber trotzdem spürte sie seinen Blick auf sich ruhen. Ihre Knie fühlten sich an wie Butter.
„Kekse“, sagte er endlich.
„Kekse“, wiederholte sie und versuchte, die Fassung wiederzugewinnen. „Ich habe Schoko mit Nuss da.“
„Meine Lieblingssorte.“
Er sollte bloß nicht glauben, dass sie sich extra seinetwegen Mühe gegeben hatte! Dass sie ein paar seiner Lieblingssachen eingekauft hatte, war schließlich nur eine Frage der Höflichkeit. Nichts weiter. Sie goss Kaffee in die beiden Becher. „Ich wusste ja, dass du kommst.“
Als sie ihm den dampfenden Becher reichte, streifte sie seine Hand mit dem Arm und spürte die Hitze zwischen ihnen. Abstand! Sie ging zum Schrank und holte die Packung Kekse heraus.
„Danke“, sagte er.
Verlegen wich sie seinem Blick aus.
„Stimmt was nicht, Kate?“
Du. Nein, ihre Gefühle waren schuld. Sie schüttelte den Kopf.
Jared trank einen Schluck. „Mhm, perfekt.“
Er mochte seinen Kaffee stark und schwarz. Der Typ für Zucker oder Sahne oder andere Zusätze war er nie gewesen. Lächelnd goss sie einen Schluck Milch in ihren Becher.
„Eines Tages landest auch du noch bei Cappuccino und Café au Lait“, bemerkte sie im Plauderton.
„Niemals“, erklärte Jared ernst.
Wahrscheinlich hatte er sogar recht. Jared und seine ganze Familie legten Wert auf Tradition. Es gab große Traditionen, zum Beispiel die Kinder nach älteren Verwandten zu nennen, und kleine, zum Beispiel, dass sie alle ihren Kaffee schwarz tranken.
Kate schluckte. In ihrem eigenen Leben gab es keine festen Traditionen. Es sei denn, man wollte die Oscar-Verleihung dazurechnen, zu der sie es sich einmal im
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