Zweite Chance - zu dritt
Jahr mit chinesischem Fastfood vor dem Fernseher gemütlich machte.
In diesem Augenblick hätte sie nichts gegen eine Liebesszene mit Jared gehabt. Bei dem Gedanken überlief Kate ein Kribbeln. Entschlossen schlang sie nun beide Hände um ihren Kaffeebecher.
„Ist dir kalt?“, fragte Jared.
Nein, ihr war so heiß, dass er ihr es schon geradezu ansehen musste. Wieder schüttelte sie den Kopf.
„Hast du schon mal mit einem Kinderarzt geredet? Darüber, dass sie nicht schlafen und immer herumgetragen werden will?“, erkundigte sich Jared weiter.
Gut, dass sie über das Baby sprachen, das lenkte von anderen Gedanken ab. „Nein, habe ich noch nicht.“
„Was ist mit meinen Eltern?“ Er nahm wieder sein Sandwich. „Macht sie das tagsüber bei ihnen auch? Vielleicht ist sie durch das Krankenhaus verwöhnt. Dort bekam sie rund um die Uhr Aufmerksamkeit und Zuwendung.“
„In den Büchern steht, dass man ein Baby in der Hinsicht gar nicht verwöhnen kann. Warum fragst du das eigentlich alles?“
Sein eingehendes Interesse verwirrte sie. Die männlichen Mitglieder von Jareds Familie hielten die Babys höchstens einmal auf einem Familienfest im Arm, aber normalerweise beteiligten sie sich nicht an Gesprächen über das Thema Kinder.
„Ich muss doch wissen, was los ist“, sagte Jared.
Also nahm er seine neue Verantwortung wirklich ernst! Kate war überrascht, aber froh, dass er seine neue Verantwortung so ernst nahm.
„Ich glaube, es ist eher die Tatsache, dass sie ihre Eltern verloren hat und die Tage in dem einen Haus und die Nächte in einem anderen verbringt. Ziemlich viel Hin und Her für ein Baby.“
Zu viel? Sie spürte, wie sich wieder Schuldgefühle in ihr meldeten.
Jared wischte sich mit der Serviette über den Mund.
„Vielleicht wird es jetzt besser, wenn wir alle zusammen sind“, erklärte er zuversichtlich.
Kate seufzte innerlich. Zusammen waren sie schließlich nur für ein paar Tage. Danach würde alles wieder genauso sein.
Sie nickte und versuchte dabei, sich die Niedergeschlagenheit nicht anmerken zu lassen.
Jetzt sah er sie direkt an. „Übrigens, wo schlafe ich heute Nacht?“
Sein Unterton veranlasste sie, die Tasse abrupt abzusetzen. Beinahe wäre sie ihr aus den zitternden Fingern gerutscht. „Im Gästezimmer.“
Jared schwieg. Sicher überraschte ihn das doch nicht, oder? So lautete schließlich die Vereinbarung. Die Regeln, die sie selbst aufgestellt hatten.
Sie wartete darauf, dass er irgendetwas sagte. Doch Jared blieb stumm, und die Stille ließ ihre Anspannung ins Unermessliche wachsen.
„Ich habe das Zimmer saubermachen lassen.“ Sie füllte seinen Becher neu und hoffte, dass ihre Worte nicht so lahm klangen, wie sie ihr selbst vorkamen. „Sogar Bilder habe ich an die Wand gehängt.“
Als ob das für Jared eine Rolle spielte.
Er nahm noch einen Bissen von seinem Sandwich.
„Fehlt nur noch ein Kleiderschrank“, fuhr Kate fort. Sie hätte jetzt das Blaue vom Himmel herunter geredet, nur damit nicht wieder diese Stille eintrat. „Wir können ja zusammen einen kaufen.“
„Du hast an alles gedacht“, bemerkte er und warf ihr wieder einen dieser schwer zu deutenden Blicke zu.
An seinem Ton erkannte sie, dass die Bemerkung nicht als Kompliment gemeint war. „Ich hab’s versucht“, antwortete sie tapfer.
Ja, sie hatte versucht, sich für alle Möglichkeiten zu wappnen. Aber in ihr tobte ein Gefühlschaos.
So viel zum Thema Nachhausekommen. Jared verzog das Gesicht. Sein neues Zimmer war klein, nahezu winzig, ohne Schrank. Und ohne seine Frau.
Er lag auf der zu kurzen Matratze, die Füße über den Rand hängend, und sah auf die Uhr. Mitternacht. Es war unmöglich, einfach einzuschlummern, wenn die eigene Frau, mit der man seit zwei Monaten und zweiunddreißig Tagen nicht mehr geschlafen hatte, im anderen Zimmer lag. Allein in einem riesigen Bett. Vermutlich in einem ihrer kurzen Hemdchen, das ihr bis zur Hüfte hochgerutscht war.
Er sehnte sich danach, ihre weiche Haut zu berühren, ihren warmen Körper an seinem zu spüren.
Während er noch Pläne entwarf, wie er Kates Gunst wiedergewinnen konnte, wurden ihm die Augenlider schwer. Eine lange Arbeitswoche forderte ihren Tribut. Mit einem Seufzer rollte er sich auf die Seite und schlief in der nächsten Sekunde ein.
Ein Schrei zerstörte die Stille im Haus. Jared fuhr hoch und sah auf den Wecker: zwei Uhr. Wieder ein Schrei.
Cassidy.
Er krabbelte aus dem Bett, stieß sich an seinem Koffer und
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