Zweite Chance - zu dritt
Jared versuchte, es nicht persönlich zu nehmen. Es ging hier um eine andere Farbe, nicht um einen anderen Mann! „Sieht gut aus, so blau“, brachte er heraus.
Kate hob kämpferisch das Kinn. „Finde ich auch.“
Auf ihren herausfordernden Ton hin besah Jared sich den Raum noch genauer. Die Farbe war nicht der einzige Unterschied. Ihr Hochzeitsfoto hing nicht mehr an der Wand, und überall gab es neue Bilder, gerahmte Blumendrucke. Der bunte Wandteppich, den sie einmal zusammen erstanden hatten, war auch verschwunden. Und die Bücherregale wirkten leerer. Fehlten seine Bücher?
„Was denkst du?“, fragte Kate.
„Viele Veränderungen.“ Jared hatte das merkwürdige Gefühl, als hätte Kate ihr gemeinsames Heim bereits in ihr eigenes verwandelt. Es gefiel ihm gar nicht. Ja, sie waren dabei, sich scheiden zu lassen, aber konnte sie nicht wenigstens so lange warten? Außer, sie hatte sich innerlich schon längst von ihm getrennt, und der Rest war jetzt nur noch Formsache. Er schüttelte den düsteren Gedanken ab. „Wo ist denn unser Hochzeitsfoto?“
„Ich lasse den Rahmen wechseln, damit es besser zu dem Blau passt.“
Erleichtert atmete Jared auf. Kate räumte der Erinnerung an ihre Ehe einen Platz in ihrem neuen Wohnzimmer ein. Sie warf das Alte nicht ganz weg.
Das Baby gähnte.
Er bewegte es ein bisschen in seinen Armen. „Müde, Kleines?“
„Baaaaa“, antwortete Cassidy und steckte sich alle Finger in den Mund.
„Lass dich nicht täuschen“, bemerkte Kate. „Sie versucht, dich rumzukriegen.“
„Sie ist ein Baby.“
„Sie ist ein schlaues Baby, das nicht schlafen will.“
Jared lachte. „Heute läuft das nicht, Cassidy.“ Er klang erheblich sicherer dabei, als er sich fühlte.
Kate verdrehte die Augen. „Das hättest du wohl gern.“
Nein, meine Frau hätte ich gern. In meinem Bett. „Wart’s nur ab“, sagte er.
Cassidys Lider flatterten und senkten sich kurz, dann riss sie die Augen wieder auf.
Kate verschränkte die Arme. „Ich hab’s dir gesagt.“
„Nur Geduld.“ Er wiegte Cassidy sanft und küsste sie oberhalb ihres Verbandes. „Stimmt’s, Schlafmütze?“
„Du gibst wohl nicht auf, was?“, bemerkte Kate und lächelte beinahe.
Ihr Lächeln hatte ihm so gefehlt. „Niemals. Das nennt man: den längeren Atem haben.“
„Oder: stur sein.“
„Wenn ich am Ende gewinne …“ Er sah auf das schlafende Baby in seinen Armen. „Was soeben geschehen ist. Es hat funktioniert.“
„Nein!“
„Guck selbst“, flüsterte er.
„Du hast ein goldenes Händchen, das ist sicher“, wisperte Kate zurück. „Aber schaffst du es auch, sie in ihr Bettchen zu verfrachten, ohne dass sie aufwacht?“
Er war sich da überhaupt nicht sicher. Aber wenn Kate so vor ihm stand, lächelnd, neckend, wie in alten Zeiten, dann fühlte er sich zu allem fähig.
Er zwinkerte ihr zu. „Komm und sieh den Meister am Werk.“
„Wo gibt’s die Eintrittskarten?“
Das amüsierte Glitzern in ihren Augen beflügelte ihn.
Kate stand in der Tür von Cassidys Zimmer und beobachtete Jared in Aktion. In seinem dunkelblauen Anzug, dem hellblauen Maßhemd und der blaugestreiften Krawatte sah er eher wie ein Hugo-Boss-Model aus als wie ein frischgebackener Vater. Aber er schlug sich großartig. Kate fand seinen Erfolg gleichzeitig hinreißend und ein bisschen kränkend. Widerwillig gestand sie sich ein: Es ärgerte sie, dass ihm so mühelos gelang, was sie nicht geschafft hatte.
Als Jared das Baby sanft in sein Bettchen legte, hielt Kate den Atem an. Das war der Moment, in dem Cassidy bei ihr immer wieder aufwachte. Aber die Kleine schlummerte selig weiter. Es war nicht zu fassen. Außer dem bisschen Babysitting bei seinen Nichten und Neffen hatte Jared noch nie etwas mit Säuglingspflege zu tun gehabt, aber er wirkte völlig in seinem Element. Als hätte er das schon tausend Mal gemacht.
Leise kam er heraus. „Mission ausgeführt.“
Der Mann musste einen Engel auf seiner Schulter sitzen haben. Oder mit dem Teufel im Bunde sein. Er verlor niemals, wenn er sich etwas vorgenommen hatte. Selbst die Sache mit ihrer Scheidung, erkannte Kate. Am Ende hatte er seinen Willen bekommen. Wie immer.
Verdammter Jared.
Einen Augenblick lang packte sie die Lust, gegen die Tür zu treten oder irgendeinen Gegenstand krachend auf den Boden zu schleudern, aber die Vernunft siegte. Vielleicht war es auch nur der Selbsterhaltungstrieb: Die Aussicht auf ein paar Stunden Schlaf am Stück war einfach zu
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