Zweite Chance - zu dritt
flüsterte Kate und beobachtete dabei die ruhigen Atemzüge des Babys.
Jared stopfte ein Kissen zwischen sie beide ans Fußende. „Mit dir auf der einen und mir auf der anderen Seite und dem Kissen unten kann sie nirgends entkommen.“
Jared blieb! Aber Kate war zu müde, um sich weiter darüber Gedanken zu machen. Vielleicht mussten sie morgen neue Regeln aufstellen, aber jetzt wollte sie einfach nur schlafen.
Jared beugte sich herüber und küsste sie sanft auf den Mund. „Schlaf gut.“
Es war ein freundschaftlicher, platonischer Kuss. Nichts als ein Gutenachtkuss. Sie durfte nichts anderes hineinlesen, auch wenn sie sich nur mühsam davon abhalten konnte, ihre prickelnden Lippen zu berühren.
„Mach die Augen zu, Kate.“
Sie tat es, aber leider konnte sie damit nicht die Bilder abstellen, die ihr durch den Kopf gingen.
„Gute Nacht, Katie.“
Er nahm seine Hand immer noch nicht fort. Also gut. Kate schluckte. „Gute Nacht, Jared.“
Außer dass er in seinem eigenen Bett geschlafen hatte, wurde das Wochenende nicht besser, musste Jared feststellen. Die süße, kleine, hilflose Cassidy wurde zum rasenden, fordernden Schreimonster, sobald es ums Schlafen ging. Mittag und Abend wurden jedes Mal Kampfzeiten, aus denen Cassidy durch schieres Durchhaltevermögen als Siegerin hervorging.
Kate wollte nicht, dass Cassidy sich daran gewöhnte, mit ihr in dem großen Bett zu schlafen, und ausnahmsweise war Jared mit ihr einer Meinung. Er wollte der Einzige sein, der mit Kate das Bett teilte.
Aber sie stießen immer wieder an ihre Grenzen, und am Sonntagabend fühlte Jared sich beinahe wie ein Flüchtling: schlaflos, heimatlos, traumatisiert. Er konnte es kaum erwarten, nach Seattle zurückzukehren, auch wenn er Kate vermissen würde. Sein Job war selbst in den kritischsten Zeiten niemals so anstrengend gewesen wie diese zwei Tage mit dem Baby. Er war erholungsreif.
Das einzig Gute an dem Ganzen war, dass ihre vereinten Bemühungen um Cassidy ihn und Kate zu einem Team zusammengeschweißt hatten.
Die Vorstellung, Kate jetzt allein mit Cassidy zurückzulassen, behagte Jared gar nicht. Sie war so erschöpft gewesen, als er ankam, und sein Besuch hatte daran nicht viel geändert. Wie sollte sie eine weitere Woche mit einem brüllenden Baby überstehen?
„Es tut mir so leid, dass ich wegmuss“, sagte er und sah Cassidy zu, wie sie auf dem Boden liegend versuchte, ihren bunten Ball zu greifen.
„Du hast deine Arbeit“, sagte Kate ruhig. „Das verstehe ich.“
Ihr Verständnis verstärkte sein Schuldgefühl nur noch. „Aber wir müssen etwas wegen Cassidy unternehmen.“
„Ich weiß.“ Kate seufzte hilflos. „Bei deinen Eltern macht sie das nie.“
„Zumindest behauptet meine Mutter das.“
„Vielleicht braucht sie mehr Beständigkeit.“
„Beständigkeit?“, fragte Jared.
„Wenn Cassidy tagsüber mehr Zeit hier verbringen würde und nicht nur zum Essen, Baden und Schlafen herkäme, wäre es vielleicht auch leichter.“ Sie sah so mutlos aus.
„Du hast mal etwas von Urlaub nehmen gesagt“, meinte er zögernd.
„Ja, aber das kann ich einfach nicht machen. Ich versuche immer noch, alles aufzuarbeiten, was liegengeblieben ist, als ich in Boise war.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Es würde drunter und drüber gehen in der Firma.“
Er hätte es wissen sollen. Ihre Arbeit und ihre Firma kamen zuerst. Vor ihrer Gesundheit, ihrer Ehe oder Cassidy.
Aber dann erkannte Jared, dass er ihr unrecht tat. Viele junge Mütter arbeiteten, freiwillig oder gezwungenermaßen. Kate tat alles, was sie konnte, um tagsüber einem anspruchsvollen Beruf und nachts einem fordernden Baby gerecht zu werden. Sie arbeitete ungleich viel mehr als er. Aber dabei war sie auf dem besten Wege, sich zu überfordern.
Er holte tief Luft und sagte: „Kate, du kannst doch nicht so weitermachen.“
Kate schwieg.
„Es wird schon“, sagte sie dann. „Ich muss nur aufhören, jedes Mal gleich zu rennen, wenn Cassidy einen Ton von sich gibt.“
Sie klang zuversichtlich, und was sie sagte, schien sinnvoll. Aber Jared glaubte ihr nicht. Normalerweise hätte er sie beim Wort genommen und wäre mit einem lachenden und einem weinenden Auge abgereist. Aber diesmal … konnte er einfach nicht fahren.
Er starrte auf Kate und Cassidy. Etwas musste passieren.
„Okay. Ich nehme mir ein bisschen frei und bleibe eine Weile mit Cassidy zu Hause“, erklärte er unvermittelt.
Kate sah ihn fassungslos an. „Was?“ „Ich bleibe
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