Zweite Chance - zu dritt
unglückliche Schnute, und ihre Unterlippe zitterte.
Kate gab ihr einen Kuss auf die Wange. Die Wange war glühend heiß. „Oh nein.“
„Was ist?“, fragte Maisie. Sie war schon vom Tisch aufgestanden.
„Cassidy hat Fieber“, erklärte Kate resigniert und fühlte dem Baby die Stirn.
„Seid ihr den Ablauf für sein Fernseh-Interview noch mal durchgegangen?“, fragte Kate zwei Tage später mit Cassidy auf dem Arm. Die Kleine hatte eine Ohrenentzündung und war völlig aus dem gewohnten Rhythmus geraten. Und Kate mit ihr. Nur pausenlose Koffein-Schübe hielten sie noch aufrecht.
Sie hatte Jared nichts von der Ohrenentzündung, der Krise bei BeBuzz und den schlaflosen Nächten erzählt. Er glaubte, sie könnte alles schaffen. Und sie wollte ihn nicht enttäuschen.
Sie lauschte auf das Gemurmel am anderen Ende der Konferenzleitung und massierte sich die schmerzende Schläfe.
Sean drückte auf den Knopf. „Das sieht nicht gut aus.“
Cassidy jammerte. Kate seufzte. „Hast du Hunger, mein Schatz?“
„Ich nehme sie.“ Maisie erhob sich. „Cassidy und ich, wir verstehen uns, wenn’s ums Essen geht. Stimmt’s, Kleines?“
„Danke“, sagte Kate, gleichzeitig erleichtert und schuldbewusst. Sie verdankte ihren beiden Angestellten so viel. Die beiden hatten alles stehen und liegen gelassen, um mit ihr zu versuchen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Morgen kam Jared zurück, und bis dahin hatte sich an der Baby- und Arbeitsfront alles wieder etwas beruhigt. Hoffte Kate jedenfalls.
„Guck mal, Kate“, sagte Sean.
Während Maisie den Brei für Cassidy wärmte, setzte sich Kate an den Tisch und starrte auf Seans Laptop-Bildschirm. Die Aktien von BeBuzz waren seit Börsenöffnung vor zwei Stunden um acht Prozent gestiegen. Ein gutes Zeichen, nach dem Absturz von siebenundfünfzig Prozent seit Montag. „Die Schadensbegrenzung funktioniert.“
Sean nickte. „Du hast es geschafft.“
Kate wollte ihm gerade antworten, dass sie das keineswegs allein geschafft hatte, aber plötzlich schien sich der Raum um sie herum zu drehen.
Sie rieb sich die Stirn und sah abwesend zu Cassidy hinüber, die ihren Möhrenbrei aß. Überall sah sie Möhrenbrei, außer in Cassidys Mund.
Maisie wischte dem Kind das Gesicht mit einem … Geschirrtuch ab. Hatten sie keine Feuchttücher und Servietten mehr?
„Okay“, erklang aus dem Lautsprecher die Stimme von Emily Butler, die in Portland die Stellung hielt. „Wir haben den Ablaufplan. Ich begleite Mister Leclerc ins Studio zu seinem Interview und der anschließenden Pressekonferenz.“
Kate drückte auf den Sprechknopf. „Klingt gut. Die Aktien sind leicht gestiegen, aber noch sind wir nicht über den Berg.“
Dann stand sie auf, und in dem Moment verschwamm ihr der Bildschirm vor den Augen. Sie blinzelte und versuchte sich zu konzentrieren. Der Schlafmangel machte sich bemerkbar! Mechanisch ging sie ein paar Schritte in Richtung Kaffeemaschine.
Als sie sich nach den Tassen im Schrank über der Spüle streckte, wurde ihr schwindlig. Weich in den Knien. Etwas fiel krachend auf die Ablage.
„Kate?“, fragte jemand hinter ihr.
Ihre Knie gaben nach, und sie versuchte sich an der Arbeitsplatte festzuhalten.
Dann wurde alles schwarz.
Als Jared im Laufschritt das Krankenhaus betrat, konnte er an nichts anderes denken als an Kate. Seit er vor fünf endlosen Stunden die Nachricht bekommen hatte, kreisten unaufhörlich die Gedanken in seinem Kopf, und er wurde vor Sorge fast verrückt.
Eine ältere, grauhaarige Frau im rosa Arbeitskittel wies ihm den Weg zum Wartebereich, wo er Sean, Maisie und die schlafende Cassidy in ihrem Wagen antraf.
Der friedliche Ausdruck auf dem Babygesicht erfüllte ihn einen Moment lang mit Erleichterung. Wenigstens Cassidy ging es gut.
„Wo ist Kate?“, fragte er. „Wie geht es ihr?“
„Der Arzt ist gerade bei ihr“, erklärte Sean. „Sie hat eine Gehirnerschütterung. Sie hat sich den Kopf angestoßen, als sie umgekippt ist.“
„Wieso ist sie umgekippt?“, fragte Jared. Er bemerkte, wie die beiden Angestellten seiner Frau vielsagende Blicke wechselten.
„Reden Sie mit Kate darüber“, meinte Sean.
Genau das wollte Jared, so schnell es ging. „Würde es Ihnen etwas ausmachen, noch bei Cassidy zu bleiben?“
„Kein Problem, Mr. Malone“, sagte Maisie, und Jared verspürte kein Bedürfnis, sie zu korrigieren. „Sie ist ein braves Mädchen und nimmt ihre Medizin wie eine Große.“
„Medizin?“, fragte Jared
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