Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
Vom Netzwerk:
Zwerge durch unwirtliches Gebiet unterwegs, und Warlon wagte gar nicht daran zu denken, wie lange sie zu Fuß gebraucht hätten. Je weiter nach Norden sie kamen, desto kühler wurde es. Dass dem Kalender nach eigentlich Sommer herrschte, davon war hier nichts mehr zu spüren. Zugleich wurde auch der Boden karger, und die Bevölkerungsdichte
nahm noch weiter ab. Nur ganz vereinzelt entdeckten sie noch ein Gehöft oder gar eine kleine Siedlung.
    Schließlich wurde der Boden steiniger, verwandelte sich in eine scheinbar endlose Geröllwüste, in der selbst Gras nur noch an wenigen Stellen wuchs. Viel schlimmer aber war, dass der Untergrund zu uneben wurde, als dass sie ihre Reise mit dem Wagen fortsetzen konnten.
    »Ab hier werden wir wohl wieder zu Fuß weitergehen müssen«, sagte Malcorion. »Aber zumindest brauchen wir uns nicht mit Gepäck zu belasten. Das können die Pferde für uns tragen.«
    »Und wie weit ist es noch?«, erkundigte sich Warlon.
    »Schwer zu sagen. Wenn ich früher hier war, bin ich geritten. Zu schade, dass ihr nicht reiten könnt.« Er schüttelte den Kopf. »Ich denke, zu Fuß werden wir noch etwa zwei Wochen brauchen, je nachdem, wie schnell wir vorankommen.«
    »Die schaffen wir auch noch, nach allem, was wir bereits durchgemacht haben.« Warlons Stimme klang fast fröhlich. Zwei Wochen bedeuteten noch einen langen Marsch, vor allem in dieser kalten und trostlosen Einöde, aber trotzdem hatte er das Gefühl, dass ihr Ziel nun bereits zum Greifen nahe vor ihnen lag.
    Mit jeder Meile, die sie weiter vordrangen, fielen die Temperaturen. Längst schon trugen sie wieder die Fellmäntel, die sie den radonischen Soldaten abgenommen hatten. Vier Tage lang quälten sie sich durch die Geröllwüste, dann begann sich die Landschaft vor ihnen weiß zu färben.
    »Schon wieder Schnee«, stöhnte Lokin. »Allmählich hasse ich dieses Zeug!«
    »Was hast du dir denn unter einer Eiswüste vorgestellt?«, erkundigte sich Malcorion und lächelte matt.
    »Und hierher haben sich die Elben freiwillig zurückgezogen?«, fragte Ailin. »Ausgerechnet sie, die alles, was wächst und lebt, so sehr lieben?«
    »Wartet ab, bis ihr das goldene Tal seht.« Erneut lächelte Malcorion.
»Und macht euch auf etwas gefasst, das ihr hier bestimmt nicht zu sehen erwartet.«
    Sosehr sie auch in ihn drangen, außer diesen geheimnisvollen Andeutungen war nichts über das Ziel ihrer Reise aus ihm herauszubekommen.
    Den ganzen Tag stapften sie durch den Schnee. In weiter Ferne zeichneten sich undeutlich die Umrisse eines Gebirges ab.
    »Ja«, bestätigte Malcorion auf eine entsprechende Frage hin. »Dorthin müssen wir. In diesen Bergen liegt das goldene Tal.«
    Als es bereits zu dämmern begann, schirmte Malcorion seine Augen mit der Hand ab und starrte angestrengt nach Norden.
    Kurz darauf sah auch Warlon, dass sich ihnen jemand näherte. Es handelte sich um fünf Reiter, die in ihren weißen Mänteln wegen des Schnees kaum zu erkennen waren. Auch ihre Pferde waren weiß.
    »Elben«, stieß Malcorion hervor. »Vielleicht werden wir unser Ziel doch schneller als erwartet erreichen.«
    Wenige Minuten später hatten sich die Reiter so weit genähert, dass man sie deutlicher erkennen konnte. Für einen schrecklichen Moment fühlte sich Warlon bei ihrem Anblick an die Dunkelelben erinnert. Auf eine gewisse Art ähnelten sie ihnen. Sie waren von gleichem Wuchs, und ihre schmalen, ebenfalls von langem, hellem Haar eingerahmten Gesichter waren ähnlich geschnitten, aber dennoch waren sie ganz anders. Ihre Haut war zwar hell, aber längst nicht so totenbleich, und auch ihr Haar war nicht so weißlich, sondern zeigte eher einen goldfarbenen Ton.
    Den größten Unterschied jedoch bildeten ihre Augen, wie er erkannte, als die Reiter gleich darauf heran waren und dicht vor ihnen ihre Pferde zügelten. Hatten die der Dunkelelben rötlich geglüht und nur Hass und Mordlust versprüht, so waren die der Hochelben dunkel, und es stand große Weisheit in ihnen. Warlon wagte sich nicht vorzustellen, was diese Augen bereits alles gesehen haben mochten.
    »Sei gegrüßt, Malcorion Elbenfreund«, sagte einer von ihnen.
»Es ist lange her, dass du zuletzt unser Gast warst. Lange, zumindest nach menschlichen Maßstäben.«
    »Sei ebenfalls gegrüßt, Lhiuvan vom großen Fluss. Auch ich freue mich schon darauf, das goldene Tal wiederzusehen und die berühmte Gastfreundschaft der Elben zu genießen. Aber wie du siehst, bin ich nicht allein gekommen. Dies

Weitere Kostenlose Bücher