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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Mahlzeit an, sogar ohne Geld dafür zu verlangen, wenn sie im Gegenzug etwas über ihr Volk erzählten, an dem die Menschen hier großes Interesse zu haben schienen. Vermutlich, weil nach Warlons Wissen niemals Zwerge in Udan gelebt hatten, sodass man sie hier für so etwas wie Sagengestalten hielt. Beliebte und heldenhafte Sagengestalten allerdings, der Art zufolge, wie man ihnen entgegentrat.
    Nur war man nirgendwo bereit, ihnen ein Fuhrwerk zu verkaufen. Die Bauern waren dringend auf ihre Wagen und Pferde angewiesen, um die Ernte einzuholen und ihre Waren in die nächste Stadt zu bringen. Auch in den wenigen Ortschaften, auf die sie trafen, hatten sie nicht mehr Glück.
    »Holz ist Mangelware in Udan«, erklärte Malcorion. »Es gibt keine großen Wälder hier. Der Boden ist zu trocken und unfruchtbar, die Bauern müssen schon darum kämpfen, ihm etwas Getreide und Gemüse abzuringen. Hier wachsen fast nirgendwo Bäume. Ohne Bäume kein Holz, und ohne Holz keine Fuhrwerke. Die, die es hier gibt, wurden wahrscheinlich weit entfernt gekauft.«
    »Wie es aussieht, bleibt uns dann wohl nichts anderes übrig, als wieder einen Wagen zu stehlen«, stellte Lokin schließlich ernüchtert fest, schnitt eine Grimasse und machte eine weit ausholende Geste auf das scheinbar unendliche flache Land um sie herum. »So kann es jedenfalls nicht weitergehen. So langsam, wie wir vorankommen, brauchen wir noch Monate, um unser Ziel zu erreichen. Die Zeit zerrinnt uns zwischen den Fingern.«
    Widerwillig musste Warlon zugeben, dass er recht hatte, wobei sich sein Widerwillen nicht gegen Lokin richtete. Seine anfänglichen Vorbehalte ihm gegenüber hatte er längst überwunden. Er glaubte nicht mehr, dass sein Gefährte vor Jahren seine Kameraden während einer Patrouille im Stich gelassen hatte,
weshalb man ihn aus der Kriegerkaste verbannt und zu einem Ausgestoßenen ohne Ehre und Zugehörigkeit zu einem Haus erklärt hatte. Dass Lokin alles andere als feige war, hatte er mittlerweile bewiesen, und inzwischen konnte Warlon ihm auch nachsehen, dass er sich in den letzten Jahren mit Diebstählen und Schmuggel am Leben gehalten hatte.
    Aber es widerstrebte Warlon zutiefst, die Freundlichkeit der Menschen hier damit zu vergelten, dass sie sie bestahlen. Selbst wenn sie ihnen Geld hinterlegten, würde das nicht viel ändern. Sie führten nicht annähernd genug bei sich, um die Bauern dafür zu entschädigen, dass sie möglicherweise einen Großteil ihrer Ernte nicht rechtzeitig würden einfahren können, und deshalb vielleicht sogar ihrer Existenzgrundlage beraubt würden.
    Dank der Nymphen hatten sie zwar hunderte von Meilen Wegstrecke eingespart und waren viel schneller vorangekommen, als sie ursprünglich gehofft hatten, aber die eingesparte Zeit würden sie nun wieder verlieren, wenn sie sich ihrem Ziel weiterhin nur zu Fuß mit dem Tempo einer Steinmade näherten.
    Zu viel stand auf dem Spiel. An jedem Tag, den sie verloren, starben möglicherweise Zwerge im Kampf gegen die Dunkelelben, rückte Elan-Dhor seinem Untergang ein wenig näher - falls das in den Wochen seit ihrem Aufbruch nicht schon längst geschehen war.
    Das wog mehr als der Wohlstand eines einzelnen Bauern hier in Udan.
    »Wir müssen es wohl tun«, murmelte er, doch zu seiner Überraschung schüttelte Malcorion entschieden den Kopf.
    »Auf keinen Fall!«, widersprach der Waldläufer. »Habt ihr schon vergessen, was in Radon geschehen ist? Zwar werde ich hier nicht gesucht, aber der Diebstahl eines Wagens gilt in Udan als schweres Verbrechen. Man würde uns unerbittlich jagen, und diesmal sind wir noch weit von der Grenze entfernt. Die Udaner sind ein Reitervolk. Selbst mit dem schnellsten Wagen könnten wir berittenen Soldaten nicht entkommen. Man würde uns einholen
und stellen, und das wäre mit Sicherheit das Ende eurer Mission.« Noch einmal schüttelte er den Kopf. »Nein, es kommt nicht in Frage, dass wir einen Wagen stehlen. Wir werden weitersuchen müssen, bis wir jemanden finden, der uns ein Fuhrwerk verkauft. Alles andere wäre Selbstmord.«
    Abermals war Warlon hin und her gerissen und wusste nicht, ob er über die Worte des Waldläufers bestürzt oder erleichtert sein sollte.
    »Dann scheidet diese Möglichkeit wohl aus«, entschied er. »Also gehen wir weiter zu Fuß, bis wir jemanden finden, der uns einen Wagen verkaufen will.«
     
     
    Vier Tage später erreichten sie Langenau, die erste größere Stadt auf udanischem Boden mit immerhin mehreren tausend

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