Zwergenbann: Roman
stiegen sie über die Treppe entlang der Säule in die Tiefe. Auch diesmal wählte Barlok die vierte Ebene, wo sich die Thir-Ailith hauptsächlich aufzuhalten schienen. Er wollte versuchen, möglichst viel über sie herauszufinden, um möglicherweise gar eine Schwachstelle zu entdecken.
Eine Weile hoffte er sogar, einen Weg zu finden, die anderen Gefangenen zu befreien. Immer wieder musste er aus dem Verborgenen hilflos beobachten, wie kleine Grüppchen von ihnen aus dem Bereich, in dem die Kerker lagen - die Wohnhöhlen, wie Lian sie bezeichnete - weggeführt wurden. Wenig später wurden ihre Leichen fortgeschafft.
Aber obwohl ihn der Gedanke fast zur Raserei trieb, sah er dennoch ein, dass es nichts genutzt hätte, wenn es ihnen gelänge, sie zu befreien. Allein in der Höhle, in der Lian aufgewachsen war, befanden sich hunderte Gefangene, und allem Anschein nach gab es mehrere dieser Höhlen. Wohin sollte er nach einer Befreiung mit ihnen fliehen, wenn ihnen der Weg zur Oberfläche versperrt war? Selbst in der gigantischen Weite Zarkhaduls war es unmöglich, dass sich eine solche Zahl Zwerge einfach versteckte, ohne binnen kurzer Zeit gefunden zu werden, was ihre Situation nur noch verschlimmert hätte.
Auch wenn sich tatsächlich nur recht wenige Dunkelelben in der Mine aufhielten - Barlok vermutete, dass es sich um nicht mehr als höchstens wenige hundert handelte - würden im Fall eines solchen Ausbruchs oder einer sonstigen Bedrohung sicherlich zahllose weitere aus den unterirdischen Höhlen herangeeilt kommen. Wie unglaublich zahlreich dieses Volk war, hatte es bei der Eroberung Elan-Dhors gezeigt, bei der es die Dunkelelben nicht einmal gekümmert hatte, wie viele von ihnen bei den Kämpfen ihr Leben verloren. Tausende von ihnen waren gestorben, allein, um die Stellungen der Zwerge am Tiefenmeer zu durchbrechen, aber der Platz jedes Gefallenen war sofort von einem anderen Dunkelelb eingenommen worden.
Wenn sie wenigstens hätten herausfinden könnten, wo die Verbindung zwischen Zarkhadul und ihrem eigentlichen Reich läge. Falls es ihnen gelänge, diesen zu verschließen, würde sich die Gefahr um ein Vielfaches verringern. Immerhin trugen sie zwei Beutel mit Sprengpulver bei sich. Nicht gerade viel, aber wenn sie eine geeignete Stelle fanden, konnten sie damit ziemlich großen
Schaden anrichten und einen Durchgang zumindest für längere Zeit verschließen.
Aber das war bloßes Wunschdenken. Nicht einmal aus Selons Aufzeichnungen ging hervor, wie weit die Minen Zarkhaduls in die Tiefe reichten, aus wie vielen Ebenen sie bestanden. Wahrscheinlich hatten die Bewohner Zarkhaduls den gleichen Fehler gemacht wie sie selbst in Elan-Dhor, indem sie zu tief vorgedrungen waren und beim Schürfen unwissentlich einen Durchbruch ins Reich der Dunkelelben geschaffen hatten. Es war anzunehmen, dass dieser in den untersten Bereichen der Mine lag, doch die waren unerreichbar. Der anscheinend einzige Zugang, der überhaupt zu den tieferen Ebenen führte, lag genau in dem von den Thir-Ailith kontrollierten Gebiet.
In diesen Bereich einzudringen, stellte an sich schon ein hohes Risiko dar, aber Barlok konnte nicht einfach tatenlos in irgendeinem Versteck herumsitzen und auf das Ende warten, das so oder so irgendwann kommen musste. Immer wieder entsandte er kleine Trupps, meist aus nur zwei oder drei Kriegern bestehend, in das Gebiet der Thir-Ailith, um auch dieses zu erforschen. Einen der Trupps führte er stets selbst an.
Einmal gelangten sie bis dicht an die Wohnhöhlen heran. Wie befürchtet, wurden sie bewacht. Mehrere Dunkelelben patrouillierten in den Gängen, an denen sie lagen. Es waren nicht einmal ein Dutzend, bei einem Überraschungsangriff bestand sogar eine nicht unerhebliche Chance, dass er sie mit seinen Kriegern bezwingen könnte, aber damit wäre nichts gewonnen. Immerhin hatte er bei einem blitzschnellen Blick in den Gang mindestens sechs Türen erkennen können, hinter denen vermutlich Zwerge eingesperrt waren. Vielleicht würde sich später die Möglichkeit ergeben, etwas für sie zu tun.
Einen weiteren Bereich gab es, in den er zu gerne einmal einen Blick geworfen hätte: Das waren die Höhlen, in denen die Zwerge getötet wurden. Es musste einen besonderen Grund geben, warum sie ihre Opfer nur dort umbrachten, doch erwies es
sich als unmöglich, dort einzudringen, obwohl sie in den letzten Tagen ein beträchtliches Geschick darin entwickelt hatten, unbemerkt durch die Stollen und Hallen zu
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