Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
Vom Netzwerk:
Tharlias Vorgänger, gestellt hatte. Aber solange er nur ein Krieger gewesen war, der Befehle ausführte, war es nicht nötig gewesen, alle Konsequenzen seines Handelns abzuwägen.
    In seiner gegenwärtigen Position hingegen war es nicht nur eine Notwendigkeit, sondern musste die Grundlage von allem sein, was er tat, wenn er sein Volk vor Schaden bewahren wollte.
    »Ich hoffe, jeder von Euch hat während der vergangenen Sekunden das gleiche Bild wie ich vor Augen gehabt, nämlich zehntausend Krieger der lartronischen Armee vor den dünnen Holztoren Elan-Tarts, und wenn die nicht ausreichen sollten, dann eben zehntausend weitere oder auch zwanzigtausend«, brach Selon schließlich das Schweigen. »Wir dürfen das, was in Clairborn geschieht, nicht auf die leichte Schulter nehmen. Vor allem aber dürfen wir uns nicht dazu verleiten lassen, auf die Provokationen Einzelner mit einer militärischen Machtdemonstration zu reagieren.«
    »Und was schlagt Ihr stattdessen vor?«, erkundigte sich Torgan und beugte sich vor.
    »Ich möchte gar nicht weiter auf die Vorfälle in Clairborn eingehen - dass wir darauf mit Ruhe und Besonnenheit reagieren müssen, dürfte wohl jedem von uns jetzt klar geworden sein. Aber sie sind nur ein Symptom eines viel größeren Missstandes. Wir haben Elan-Tart gegründet, um einen Ort für unser Volk zu haben, bis wir in der Lage sind, Elan-Dhor zurückzuerobern.
Unsere größten Hoffnungen diesbezüglich ruhen auf Hilfe durch die Hochelben, doch ist es eine nur vage Hoffnung, und selbst wenn Warlon sie erreicht und dazu bewegen kann, Krieger zu unserer Unterstützung zu schicken, wird es noch Monate dauern, bis sie hier eintreffen. Ich glaube nicht, dass uns noch so viel Zeit bleibt.«
    Der greise Schriftgelehrte mit dem schneeweißen Haupthaar und dem ebenso schneeweißen Bart erhob sich von seinem Stuhl und begann damit, langsam im Saal umherzugehen.
    »Es gärt nicht nur bei den Menschen in Clairborn, sondern auch in unserem eigenen Volk, und es wird von Tag zu Tag schlimmer. Viele der Älteren werden nur schwer mit den Belastungen, die das Leben hier von uns fordert, fertig, und vor allem bei den Jüngeren wächst die Unzufriedenheit. Das erstreckt sich quer durch alle Kasten, ist aber bei den Kriegern besonders ausgeprägt. Die ehrenwerten Ratsmitglieder Loton und Sutis und Kriegsmeister Barlok können dies sicherlich bestätigen.«
    »Viele verschließen die Augen vor der Realität und glauben, unsere Niederlage wäre noch abzuwenden gewesen, wenn wir bis zuletzt gekämpft hätten«, erklärte Loton. »Oder sie denken, ein Tod auf dem Schlachtfeld wäre wesentlich ehrenvoller als das Exil gewesen.«
    »All das wäre harmloser, wenn es nicht auch bei uns Aufwiegler gäbe, die diese Situation ausnutzen, um gegen Euch, Majestät, gegen Euch, Kriegsmeister Barlok, und allgemein gegen den Hohen Rat Stimmung zu machen.«
    »Dann redet nicht um den heißen Brei herum, sondern nennt konkrete Namen«, verlangte Tharlia.
    »Nun … Burian«, antwortete Sutis nach kurzem Zögern. »Offenbar hat er es inzwischen verwunden, dass der Rat ihm das Vertrauen entzogen und ihn als König abgesetzt hat. Lange Zeit hat er sich ruhig verhalten und seine Wunden geleckt, aber in letzter Zeit ist er wieder aktiv geworden. Viel zu aktiv für meinen Geschmack, und auf eine verderbliche Weise. Bereits mehrere
Krieger sind zu mir gekommen und haben berichtet, dass er versucht hat, sie gegen Euch aufzuhetzen, Majestät.«
    »Auch ich habe von entsprechenden Vorfällen gehört, sie aber bislang nicht sonderlich ernst genommen«, ergriff Barlok erstmals das Wort. »Aber die Vorfälle häufen sich, und nur wenige, die damit ganz und gar nicht einverstanden sind, erstatten Meldung darüber. Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen. Wir können höchstens erahnen, mit wie vielen er darüber hinaus gesprochen hat, die uns nicht anschließend davon berichtet haben. Und bei wie vielen er mit seinen Tiraden möglicherweise erfolgreich war.«
    »Ich werde mich persönlich um diese Angelegenheit kümmern«, entschied Tharlia. »Aber ich habe das Gefühl, Ihr wolltet noch mehr sagen, Schriftmeister.«
    »Ich habe noch nicht einmal richtig angefangen.« Selon lächelte flüchtig, wurde aber sofort wieder ernst. »Dass diese Hetzereien hier oder in Clairborn überhaupt auf fruchtbaren Boden fallen, zeigt doch nur, dass sie tatsächlich vorhandene Probleme berühren. Diese Probleme lassen sich ganz einfach

Weitere Kostenlose Bücher