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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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stammte noch aus der Gründungszeit Elan-Dhors und stellte einen der größten Schätze ihres Volkes dar. Tharlias zierliche Gestalt wirkte nahezu verloren darauf. Eigentlich hatte sie vorgehabt, ihn zu Goldbarren einschmelzen zu lassen, um dafür an der Oberfläche dringend benötigte Güter zu kaufen, hatte mit diesem Plan jedoch einen Proteststurm ausgelöst. In einer Zeit, in der nahezu alles andere verloren war, bedeutete der Thron als Symbol der einstigen Pracht dem Volk weit mehr, als sein ungeheurer
materieller Wert ausmachte. Wenngleich nicht widerstrebend hatte sich Tharlia dem gebeugt.
    »Barlok, gut, dass Ihr so schnell kommen konntet«, begrüßte sie ihn. »Leider muss ich Euch bitten, noch ein wenig Geduld zu haben, bis auch Salos eintrifft.«
    Der Kriegsmeister nickte und warf einen fragenden Blick zu Loton und Sutis hinüber. Die beiden Abgesandten der Kriegerkaste zuckten die Achseln zum Zeichen, dass sie auch nicht wussten, aus welchem Grund diese Versammlung einberufen worden war.
    Nach kurzem Zögern ging Barlok zu dem kleinen Tisch hinüber, der etwas abseits von den anderen für ihn aufgestellt worden war, und ließ sich auf dem Stuhl dahinter nieder. Streng genommen war er kein Mitglied des Hohen Rates und besaß keine Entscheidungsbefugnis. Er nahm an den Sitzungen lediglich teil, weil Tharlia ihm für die Zeit des Krieges das Oberkommando in sämtlichen militärischen Fragen übertragen hatte. Dies war der Preis gewesen, den er dafür verlangt hatte, dass er sie mit seinem Einfluss bei der Wahl zur Königin unterstützt und ihr damit den Weg zum Thron geebnet hatte. Da seine Aufgabe es unabdingbar machte, dass er in alle wichtigen Entscheidungen eingeweiht war, wurde er als eine Art Berater zu den Sitzungen geladen.
    Wenig später wurde die Tür erneut geöffnet, und Salos, der Heiler, trat ein. Rasch eilte er an seinen Platz, als er sah, dass alle anderen bereits auf ihn warteten.
    »Nun, da wir vollzählig sind, erkläre ich diese Sitzung des Hohen Rates für eröffnet«, sagte Tharlia. »Übrigens habe ich sie nicht aus eigenem Willen einberufen, sondern auf Bitte des weisen Selon. Ich traf ihn nach meiner Rückkehr aus Clairborn, und was ich ihm von dort erzählte, hat ihn so beunruhigt, dass er meinte, dies wäre eine Angelegenheit für den Rat. Damit sich alle ein Bild machen können, werde ich erst einmal wiederholen, was dort geschehen ist.«
    In aller Ausführlichkeit schilderte sie, was sich in Clairborn
zugetragen hatte. Mehrfach wurde verärgertes Gemurmel laut, doch sie reagierte nicht darauf, sondern fuhr ungerührt in ihrer Erzählung fort.
    »Das ist empörend!«, stieß Loton hervor, als sie schließlich geendet hatte. »Selon hat völlig recht, dies ist eine Angelegenheit für den Rat. So etwas dürfen wir uns nicht bieten lassen.«
    »So hatte ich das eigentlich nicht gemeint, mir geht es um etwas ganz anderes«, erklärte Selon. »Aber ich werde später sagen, was ich zu sagen habe.«
    »Auf jeden Fall können wir die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen«, schlug Artok in die gleiche Kerbe wie der Vertreter der Kriegerkaste. »Wir sollten zumindest eine offizielle Entschuldigung verlangen.«
    »Bürgermeister Lavinion hat sich bereits bei mir entschuldigt und zum Ausdruck gebracht, wie leid ihm der Zwischenfall tut«, erinnerte Tharlia. »Außerdem habe ich ihn für morgen zu einer Unterredung herzitiert, und ich bin sicher, dass er kommen wird. Es ist ja nicht so, dass wir die Verwaltung und die offiziellen Stellen von Clairborn gegen uns hätten. Es sind nur einige wenige Unruhestifter, die glauben, Anhänger gewinnen und daraus politisches Kapital schlagen zu können, dass sie den Menschen einreden, wir würden die Schuld an allem tragen, was ihnen an Unbill widerfährt, zuletzt sogar an dem Erdbeben. Die Menschen neigen dazu, sich Sündenböcke zu suchen, aber ich glaube nicht, dass die Aufwiegler eine Mehrheit auf ihre Seite ziehen können. Falls dies aber doch geschieht und dieser Sindilos bei der Wahl in einigen Monaten Bürgermeister werden sollte, dann könnten uns tatsächlich größere Schwierigkeiten bevorstehen.«
    »Pah, was soll denn schon geschehen?« Sutis lächelte verächtlich. »Diese Clairborner mögen sich ja für wer weiß was halten, aber gegen unsere Macht sind sie ein Nichts. Wenn wir die nächsten paar Mal auf dem Markt einkaufen, schicken wir einfach eine so große Eskorte mit, dass jeder sich gründlich überlegen wird, auch nur ein

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