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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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falsches Wort zu sagen. Sollte es dann doch noch
ein paar Unbelehrbare geben, werden wir ihnen schon zeigen, was es heißt, Zwerge zu beleidigen.«
    »Und mit genau solchen Aktionen würden wir nur Öl ins Feuer gießen und auch diejenigen, die derzeit noch auf unserer Seite stehen, gegen uns aufbringen«, gab Selon zu bedenken. »Genau das darf auf keinen Fall passieren.«
    »Und warum nicht?«, wollte Torgan wissen. »Ich bin bekanntlich eher selten mit den Abgesandten der Kriegerkaste einer Meinung, aber in diesem Fall scheint es mir völlig angemessen zu sein, unsere Macht zu demonstrieren, gerade um vor weiteren Zwischenfällen abzuschrecken.«
    »Vor den Dunkelelben mussten wir fliehen, weil sie uns überlegen sind«, ergänzte Loton. »Aber sollen wir uns auch von den Menschen eines einzelnen kleinen Dorfes demütigen lassen? Wir wollen gute nachbarschaftliche Beziehungen, aber wenn sie auf die Hand spucken, die wir ihnen reichen, dann sollten wir sie zur Faust ballen und damit zuschlagen. Es gibt keinen Grund, warum wir die Clairborner fürchten müssten.«
    »O nein, sicher nicht!«, rief Selon zornig. »Ich zweifle nicht daran, dass wir einen Ort wie Clairborn mühelos bis auf die Grundmauern schleifen könnten, vielleicht sogar, ohne selbst auch nur einen einzigen Krieger zu verlieren. Aber was brächte uns das? Wir sind fremd hier an der Oberfläche und auf die Menschen angewiesen, sind noch längst nicht so weit, unser Volk aus eigener Kraft versorgen zu können.«
    »Es gibt innerhalb eines Umkreises von ein, zwei Tagesreisen noch andere Menschenstädte, wie Ihr wohl wisst, schließlich haben wir vor allem in den ersten Wochen auch dort Nahrungsmittel gekauft«, warf Artok ein. »Sie liegen zwar weiter entfernt als Clairborn, aber das sollte kein unüberwindliches Hindernis sein.«
    »Und Ihr glaubt wirklich, wir wären nach einer bewaffneten Auseinandersetzung mit Clairborn dort noch willkommen?«, ergriff Tharlia wieder das Wort und beantwortete ihre Frage gleich darauf selbst mit einem heftigen Kopfschütteln. »Ganz im Gegenteil,
der Konflikt würde sich in rasender Eile ausbreiten. Clairborn mag nur ein weit abgelegenes Dorf sein, aber es gehört dennoch zum Königreich Lartronia. Am Hofe von Teneret wird man Kämpfe in dieser Provinz nicht einfach hinnehmen, sondern Truppen gegen uns entsenden. Ist es das, was wir wollen, kaum dass wir begonnen haben, uns hier an der Oberfläche einzurichten? Einen weiteren Krieg, diesmal gegen die Menschen, den wir aus eigener Kraft niemals gewinnen können?«
    »Genau das ist die große Gefahr, die ich sehe«, stimmte Selon ihr zu. »Was bislang nur von ein paar Fanatikern in Clairborn geschürt wird, könnte sich zu etwas entwickeln, das weit mehr als nur ein Ärgernis oder ein Gerangel um Ruhm und Ehre darstellt. Es könnte den Todesstoß für unser Volk bedeuten, wenn wir nicht äußerst klug und besonnen reagieren.«
     
     
    Betroffenes Schweigen folgte Selons Worten.
    Auch Barlok war wie vor den Kopf gestoßen, aber weniger wegen der Worte, die er gerade gehört hatte, sondern der Art, wie er darauf reagiert hatte und welche Gedanken ihm dabei gekommen waren. Vor allem aber: welche Gedanken er sich nicht gemacht hatte. Und das schockierte ihn, denn es führte ihm eine Seite an sich vor Augen, die ihm bislang nicht richtig bewusst gewesen war.
    Seine Reaktion auf Tharlias Bericht von den Vorfällen in Clairborn war exakt dieselbe gewesen wie die von Loton und Sutis, in diesem Fall ausnahmsweise noch unterstützt von den beiden Abgesandten der Arbeiterkaste. Er war empört und wütend gewesen, hatte sich gewünscht, den überheblichen, anmaßenden Dummköpfen in Clairborn persönlich in den Hintern treten zu können.
    Und er wusste auch, warum das so war: Loton hatte es auf den Punkt gebracht. Die Niederlage gegen die Dunkelelben steckte noch wie ein schmerzender Stachel in ihrem Fleisch. Es war eine Schmach, die ihre Ehre und ihr Selbstwertgefühl nahezu vernichtet
hatte. Ein Teil von ihnen sehnte sich danach, zu beweisen, dass sie immer noch eine Macht darstellten, die man nicht einfach so herumschubsen konnte, selbst wenn das zu einer Überreaktion führte.
    Daran, dass Clairborn nur ein winzig kleiner Teil eines riesigen Königreichs war, hatte er keinen einzigen Gedanken verschwendet.
    Er war nie ein blinder Befehlsempfänger gewesen, das hat er nicht zuletzt bewiesen, als er sich beim Vorgehen gegen die Dunkelelben entschlossen gegen König Burian,

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