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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Diese lagen jedoch schon lange Zeit zurück, sehr, sehr viel länger als das knappe Jahrtausend, das seit dem Untergang Zarkhaduls verstrichen war.
    Zu dieser Zeit hatte es außer den beiden Minen des Schattengebirges nur noch weit im Westen zwei weitere Zwergenminen gegeben, Borad-Khan in den Schwarzbergen und Tharanuun im Sichelgebirge. Beide hatten schon damals kurz vor dem
Ende gestanden. Tharanuun war bis auf den letzten Erzkrümel ausgebeutet gewesen, und Borad-Khan von einem langen, verlustreichen Krieg gegen die Menschen ausgeblutet. Beide Minen waren bald darauf verlassen worden, ihre Bewohner hatten in Elan-Dhor eine neue Heimat gefunden. Es war unsinnig, auch nur daran zu denken, sie könnten in irgendeiner Form zuvor an der Vernichtung Zarkhaduls beteiligt gewesen sein.
    Aber ebenso unsinnig war die Vorstellung, es könnte sich um einen Unfall gehandelt haben. Wäre nur das Haupttor oder einer der kleineren Zugänge betroffen, wäre es zwar auch wenig wahrscheinlich, aber immerhin möglich gewesen. An so vielen verschiedenen Stellen gleichzeitig hingegen war es schlichtweg unvorstellbar.
    Und Absicht? Warum hätte sich Zarkhadul selbst von allen Verbindungen zur Außenwelt abschneiden und damit zum Untergang verurteilen sollen?
    »Wir haben es auch getan«, sagte Vilon leise. Barlok blickte ihn verständnislos an. Erst nach ein paar Sekunden begriff er, dass er die Frage ohne es zu merken laut ausgesprochen haben musste. Ärgerlich schlug er mit der rechten Faust in die linke Handfläche.
    »Das ist doch wohl etwas ganz anderes. Wir haben aus Elan-Dhor fliehen müssen. Es entspricht den alten Gesetzen unseres Volkes, jede aufgegebene Mine zu verschließen, damit kein anderer sie in Besitz nehmen kann. Und vor allem mussten wir natürlich die Dunkelelben daran hindern, uns an die Oberfläche zu folgen. Aber in Zarkhadul haben fast hunderttausend Zwerge gelebt. Hunderttausend! Und allem Anschein nach hat nicht ein einziger von ihnen die Mine verlassen, um in Elan-Dhor zu berichten, was geschehen ist.« Er schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, es gibt nichts, das erklären würde, warum ein ganzes, noch dazu so riesiges Volk gemeinsam Selbstmord begehen sollte. Denn das bedeutet es. Ohne Verbindung zur Außenwelt wäre Zarkhadul nicht überlebensfähig gewesen, seine Bewohner
zum Tode verdammt.« Noch einmal schüttelte er den Kopf. »Ihr müsst Euch irren, was die Explosionsspuren betrifft, Schürfmeister.«
    Vilon zögerte einige Sekunden mit der Antwort.
    »Ich wünschte, es wäre so, und ich habe ja schon gesagt, dass die Hinweise nach der langen Zeit nicht mehr eindeutig sind. Hätte ich sie nur an einer Stelle gefunden, würde ich auch an einen Zufall denken, aber an sämtlichen ehemaligen Zugängen? Das ist ebenso unglaubwürdig wie der Gedanke an einen mit Absicht durchgeführten Selbstmord aller Bewohner der Mine.«
    Barlok senkte den Kopf. Bei Li’thil, er hasste ungelöste Rätsel wirklich, und dies war eines, das den ganzen Erfolg seiner Mission gefährdete. Dabei würden sie paradoxerweise wohl höchstens dann eine Lösung finden, wenn sie Erfolg haben und ins Innere von Zarkhadul gelangen sollten.
    Was um alles in der Welt mochte damals in Zarkadul vorgefallen sein, das zu einer solchen Katastrophe geführt hatte? Fast hunderttausend Zwerge hatten zu dieser Zeit dort gelebt, rund fünfmal so viel wie das Volk von Elan-Dhor zählte. Was war mit ihnen geschehen? Waren sie elendig zugrunde gegangen, nachdem sie von der Außenwelt abgeschnitten worden waren, oder - welch fantastischer Gedanke! - lebten womöglich immer noch Zwerge in der Mine und hatten einen Weg gefunden, sich selbst zu versorgen?
    Einige Minuten lang brütete Barlok mit gesenktem Kopf dumpf vor sich hin, dann verzog er plötzlich den Mund. Ein lautes, befreiendes Lachen stieg aus seiner Kehle auf und quoll über seine Lippen. Vilons verwunderter Blick traf ihn, doch Barlok achtete nicht darauf.
    »Was sind wir doch für Dummköpfe!«, stieß er immer noch lauthals lachend hervor und klopfte sich vor Vergnügen auf die Schenkel. »Da zerbrechen wird uns über etwas den Kopf und sehen den Berg vor lauter Felsen nicht. Dabei ist die Erklärung ganz einfach.«

    »Ich verstehe nicht, was Ihr meint.« Mit offenkundigem Befremden blickte Vilon ihn an.
    »Natürlich wurde hier gesprengt!«, erklärte Barlok glucksend. »Aber nicht, um die Zugänge zu verschließen. Wir selbst hätten es doch auch getan, wenn Ihr nicht zu dem

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