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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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sich zusammen und stürzte mit Donnergetöse in die Tiefe.
    »Seht Ihr … seht Ihr auch … was ich sehe?«, krächzte Vilon.
    Barlok starrte wie gebannt auf den Hohlraum, der hinter der kaum eine halbe Armlänge durchmessenden Felswand zum Vorschein gekommen war und tiefer in den Berg hineinreichte, als trotz des hellen Tageslichts zu erkennen war.

7
    DER ÜBERFALL
    Mit dem Rücken an einen Felsbrocken gelehnt saß Orwan im Gras, rupfte gelegentlich einen der Halme aus und kaute auf dem Ende herum, während er gelangweilt in die Dunkelheit starrte und aufpasste, ob sich in ihrem Schutz womöglich irgendwelche Feinde anzuschleichen versuchten. Natürlich würden keine kommen, aber es wäre immerhin rein theoretisch möglich gewesen, und deshalb musste er hier im Niemandsland außerhalb der Stadt Wache schieben.
    Erst vor wenigen Tagen war er mit zahlreichen anderen Kriegern im turnusmäßigen Wechsel aus der kleinen Militärgarnison am Fuße des Tharakol, wo er zuvor eine Woche lang stationiert gewesen war und die Berghänge bewacht hatte, nach Elan-Tart zurückgekehrt. Nach gerade einmal zwei freien Tagen war er nun auch hier zum Wachdienst eingeteilt und in dieser Nacht dazu abgestellt worden, die Luanen-Weide im Westen der Stadt zu schützen.
    Luanen, pah. Er hatte nichts gegen warme Kleidung aus ihrem Fell, und erst recht nichts gegen ein über dem Feuer geröstetes Stück Luanenfleisch, aber ansonsten konnten die abgrundtief hässlichen Tiere ihm gestohlen bleiben. In Elan-Dhor war es Frauenarbeit gewesen, sie zu hüten, aber hier an der Oberfläche wurden nun Krieger zu ihrem Schutz wie auch dem der Felder und sämtlicher anderer Außenbezirke eingesetzt.
    Natürlich waren Wachen nötig, und irgendjemand musste diese Aufgabe erledigen, schließlich konnten sie die Stadt nicht völlig ohne Schutz lassen, dafür lauerten zu viele Gefahren an
der Oberfläche. So gab es Wölfe in dieser Gegend, deren Heulen gelegentlich aus der Ferne zu hören war, und in einer der ersten Nächte hatte ein Rudel von ihnen versucht, die Luanen zu reißen, doch sie hatten diesen Versuch mit einem hohen Blutzoll bezahlen müssen, und nur wenige waren entkommen. Seither wussten sie um die Tödlichkeit von Zwergenäxten und hatten sich nicht noch einmal hergetraut.
    Sonst hatte es in den Monaten seit ihrer Flucht keine Schwierigkeiten mit irgendwelchen Eindringlingen oder Angreifern gegeben, und Orwan glaubte auch nicht, dass sich das ändern würde. Niemand, der seine Sinne auch nur halbwegs beisammen hatte, würde es wagen, sich mit den fast zwanzigtausend Zwergen anzulegen, die in Elan-Tart lebten. Einige Patrouillen würden zur Abschreckung und zur Abwehr oder wenigstens dem rechtzeitigen Erkennen einer eventuellen Bedrohung vollauf genügen. Es war unnötig, zusätzlich noch mehrere hundert Wachen an allen möglichen Stellen rund um die Stadt zu postieren.
    Und ganz besonders galt das für ihn.
    Sehnsüchtig wünschte Orwan sich zurück in den Militärposten am Tharakol. Auch dort hatte er nur Wachdienst versehen, doch sie waren immerhin mindestens zu zweit losgezogen, sodass es nicht so langweilig gewesen war. Meist hatte sich zusätzlich sogar noch eine Priesterin bei ihnen befunden.
    Aber es ging nicht allein um die Langeweile. Viel wichtiger für Orwan war die Aussicht gewesen, dort womöglich Heldentaten vollbringen und große Ehre erwerben zu können, wie es zuletzt in der Nacht des Erdbebens sogar dem anderthalbarmigen Thilus gelungen war. Zu gerne wäre Orwan in diesem Moment an seiner Seite - oder besser noch seiner Stelle - gewesen. Was selbst ein Krüppel schaffte, das konnte er schon längst. Stattdessen jedoch hatte er auch in jener Nacht hier auf die Luanen aufpassen müssen.
    Er bedauerte zutiefst, dass er während seiner Wachen am Tharakol nicht auf Dunkelelben gestoßen war, die einen Weg aus dem
Berg herausgefunden hatten, doch seit dem Erdbeben hatte es keine weiteren Zwischenfälle mehr gegeben. Er war vor Monaten bei der großen Schlacht am Tiefenmeer dabei gewesen und hatte gegen sie gekämpft, doch großen Ruhm hatte ihm dies nicht gebracht. Schließlich war er nur einer von tausenden Zwergenkriegern gewesen und hatte sich zudem schon kurz nach Beginn des Kampfes verletzt zurückziehen müssen. Seit dieser Schlacht aber wusste er, was für schreckliche Feinde die Unsichtbaren waren, und deshalb wünschte er sich freilich nicht, dass es tatsächlich einige von ihnen bis an die Oberfläche schafften.
    Falls

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