Zwergenbann: Roman
Schluss gekommen wärt, dass es nichts nützen würde. Vor uns, vor allem kurz nach der Katastrophe, die sich hier ereignet hat, waren schon zahlreiche andere Arbeitertrupps hier und haben versucht, die Zugänge wieder zu öffnen. Einige von ihnen haben offenbar auch mit Sprengpulver gearbeitet. Und wir zerbrechen uns hier die Köpfe über die wildesten Theorien, dabei ist die Erklärung so einfach.« Er hieb Vilon mit einer Hand so kräftig auf den Rücken, dass dieser fast von dem Felsen gestürzt wäre, auf dem sie saßen. »Ist das ein Witz, Schürfmeister, oder ist das keiner?«
Falls Vilon überhaupt so etwas wie Humor besaß, dann offenbar einen gänzlich anderen, denn er schien nichts Komisches daran zu finden. Stattdessen verfinsterte sich sein Blick noch.
»Das ist noch lange kein Grund, mich zu verprügeln, Kriegsmeister«, sagte er scharf.
Auch Barlok hörte auf zu lachen.
»Kommt schon, nehmt es mir nicht übel, ich bin nur froh, dass sich alles auf so einfache Weise aufklärt.« Und wahrscheinlich bist du nur sauer, dass du nicht selbst darauf gekommen bist , fügte er in Gedanken hinzu.
»Es wäre in der Tat eine Erklärung«, räumte Vilon ein. »Ob die Zugänge durch die Explosionen verschlossen oder erst später gesprengt wurden, lässt sich nicht mehr feststellen. Wenn Ihr recht habt, muss es sich allerdings um ziemlich unfähige Narren gehandelt haben, die durch die Sprengungen alles nur noch verschlimmert haben.«
»Offenbar, aber wir wissen nicht, wie es damals hier aussah; vielleicht haben sie sich eine realistische Chance ausgerechnet.« Erneut grinste er. »Unsere Aufgabe wird dadurch nicht leichter, aber wenigstens haben wir dieses Rätsel gelöst. Und jetzt will
ich kein Wort mehr von solchen unsinnigen Spekulationen hören.«
Gemeinsam mit Vilon hatte Barlok Skizzen des Kalathun angefertigt und sie in zahlreiche Bereiche unterteilt, um eine systematische Suche zu organisieren. Ihr Trupp, gleichgültig ob Krieger oder Arbeiter, wurde in Zweiergruppen aufgeteilt, die die einzelnen Bereiche nacheinander kontrollieren sollten.
Allein am nächsten Tag erscholl fünfmal ein Hornsignal, das vereinbarte Zeichen, wenn einer der Suchtrupps auf einen Riss oder sonst eine Öffnung gestoßen war, die der Überprüfung wert erschien. Die meisten Spalten waren zu schmal, um sich hineinzuzwängen, sodass sie sie behutsam vergrößern mussten, doch jedes Mal führte es zu einer Enttäuschung, weil es sich wirklich nur um einfache Risse im Gestein handelte, die bereits nach wenigen Metern endeten.
So ging es auch die gesamte folgende Woche weiter, und mit den Hoffnungen sank auch die Stimmung mit jedem Tag tiefer. Selbst Barlok glaubte eigentlich nicht mehr an einen Erfolg und begann sich mit dem Gedanken abzufinden, dass die Mission ein Fehlschlag war.
Am neunten Tag, seit sie den Kalathun erreicht hatten, war die Stimmung auf den absoluten Tiefpunkt gesunken. Sie hatten mittlerweile mehr als zwei Drittel aller Planbereiche überprüft, und da praktisch niemand mehr an einen Erfolg glaubte, ging es den Männern nur noch darum, ihre Aufgabe zu Ende zu bringen und möglichst rasch wieder nach Elan-Tart zurückzukehren.
Um die Mittagszeit schallte erneut der Klang eines Horns durch die Gebirgslandschaft, ohne noch Aufregung hervorzurufen oder sonderlich große Erwartungen zu wecken. Bei seinem Klang blickte Barlok auf. Auch er beteiligte sich persönlich an der Suche, um die Arbeit zu beschleunigen und nicht einfach nur herumzusitzen und auf Ergebnisse zu warten. Zusammen
mit Vilon überprüfte er gerade einen Abschnitt, der nicht allzu weit von dem Ort entfernt lag, an dem das Signal erklang.
»Auf ein Neues. Wahrscheinlich nur der nächste falsche Alarm«, brummte der Schürfmeister und zog ein Gesicht, als hätte er auf eine Steinmade gebissen.
Barlok warf ihm einen finsteren Blick zu. Äußerungen wie diese, vor allem, wenn sie von Vilon selbst stammten, dienten nicht dazu, die allgemeine Moral zu heben. Trotzdem verzichtete er auf eine Zurechtweisung. Außer ihm war niemand hier, der die Worte hören konnte, und im Grunde hatte er dasselbe gedacht. Erst vor knapp zwei Stunden hatte ein Suchtrupp einen Riss entdeckt, dessen genauere Überprüfung sich wieder einmal als Fehlschlag erwiesen hatte. Aber obwohl auch Barlok selbst kaum noch an einen Erfolg glaubte, hatte er sich immer noch einen kleinen Rest Hoffnung bewahrt, und sie waren verpflichtet, jeder Spur nachzugehen.
In diesem
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