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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Tönen, ähnlich und doch anders als zuvor.
    Auch diesmal verzauberten sie ihn augenblicklich, versetzten ihn in eine Art Trance, in der er seine Umgebung vergaß. Hingerissen lauschte er dem Gesang, während Bilder vor seinem inneren Auge entstanden, manche Erinnerungen, manche reine Traumgespinste. Er sah den prachtvollen Königspalast Elan-Dhors mit seiner unvergleichlichen Front, nur dass sie jetzt noch kunstvoller als in Wirklichkeit war. Er befand sich erneut in Shain-Dalara, wo er erstmals mit Ailin gesprochen hatte, der Kristalloase in der Tiefenwelt mit ihren unzähligen farbigen Kristallen, die einem das Gefühl vermittelten, sich im Inneren eines gigantischen Edelsteins zu befinden.
    Shain-Dalara verblasste mit der Melodie, die die Erinnerung daran in ihm wachgerufen hatte, und andere Tonfolgen versetzten ihn an Orte, an denen er noch nie zuvor gewesen war, doch ihnen allen war gemein, dass sie wunderschön waren, jeder auf seine Art absolut perfekt. Ein Zwergenparadies aus kunstvoll behauenem Fels, steinernen Wasserfällen, Licht, das sich in kostbarsten Edelsteinen zu funkelnden Farbkaskaden brach, Grotten, deren Wände von Adern edelster Erze durchzogen waren, kühn geschwungene Brücken, gewaltige Viadukte und andere Monumente einer vollendeten Baukunst, wie es sie in der realen Welt nur höchst selten gab, wenn überhaupt.

    Lang nachhallend verklang der letzte Ton des Gesangs, und Warlon begann wieder seine echte Umgebung wahrzunehmen. Jetzt fühlte er sich wirklich, als wäre er aus einem Traum erwacht; einem Traum, in dem er liebend gerne noch länger verharrt wäre.
    Den anderen schien es ebenso zu ergehen, dem wehmütigen, nur langsam von ihren Gesichtern schwindenden Lächeln nach zu urteilen. Ailin war die Erste, die ihre Sprache wiederfand.
    »Die Nymphen sind glücklich, dass ihr Gesang uns so berührt und uns Freude bereitet«, sagte sie mit belegter Stimme, als fiele ihr das Sprechen schwer. »Sie danken uns, dass sie für uns singen dürfen.«
    »Wir müssen uns bei euch bedanken«, erklärte Lokin. »Etwas so Schönes habe ich noch nie zuvor gehört. Es hat Bilder in mir wachgerufen, die ich längst vergessen hatte, und mich Orte sehen lassen, wie sie unvergleichbarer nicht sein können.«
    »Mir ging es genauso«, verkündete Warlon, und Malcorion ergänzte:
    »Als wäre ich in die Vergangenheit zurückversetzt worden, war ich wieder mit Shaali zusammen und habe mit Tora und Torn herumgetollt.« Er seufzte. »Es war zwar nur ein Traum, aber manche Träume sollten niemals enden.«
    »Die Nymphen sagen, dass die Träume nicht enden müssen, wenn wir es nicht wünschen. Sie bieten uns an, so lange bei ihnen zu bleiben und uns solche und andere Träume von ihnen schenken zu lassen, wie wir es wollen«, teilte Ailin mit.
    »Das … ist sehr großzügig«, sagte Warlon. Obwohl er wusste, dass das Angebot nicht reiner Selbstlosigkeit entsprang, sondern die Nymphen genussvoll in der Bewunderung badeten, die ihr Gesang hervorrief, änderte das doch nichts daran, dass ein Teil von ihm sich mit aller Inbrunst danach sehnte, ihrem Gesang weiter und immer weiter zu lauschen, wenn dieser ihn erneut Bilder von solchen Wundern wie gerade sehen ließ.
    »Ich wünschte, das wäre möglich, aber es geht nicht«, zwang er sich stattdessen zu sagen. »Wir müssen so schnell es nur geht
zu den Elben gelangen, und es liegt noch ein weiter Weg vor uns. Das Weiterbestehen unseres ganzen Volkes hängt davon ab, dass wir unser Ziel erreichen.«
    Nachdem die Nymphen ihnen ein so unglaubliches Erlebnis bereitet hatten, fühlte er sich irgendwie verpflichtet, ihnen etwas über sie und ihre Mission zu erzählen. Wenn sie hier so abgeschieden von der Welt lebten und kaum jemals jemanden trafen, mussten sie nach Nachricht über alles, was in der Welt jenseits des Finsterwaldes vorging, geradezu dürsten.
    Er begann von Elan-Dhor zu erzählen, von der unseligen Expedition in die Tiefenwelt, bei der sie ahnungslos die Elbensiegel gebrochen und die Dunkelelben aus ihren Kerkern befreit hatten.
    Die Nymphen blickten ihn aus ihren silbernen Augen an, während er sprach, doch schon nach wenig mehr als einer Minute erhoben sie sich wieder von den Felsen in die Luft und begannen ihren Tanz erneut. Sie schwebten auf Luftströmungen über dem Wasser dahin und drehten und wanden sich umeinander.
    »Du brauchst nicht weiterzuerzählen«, sagte Ailin. »Derlei Dinge prägen sich ihrem Sinn nicht ein. Das ist keine Unhöflichkeit,

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