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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Windhauch sie auseinandertreiben und zerstören konnte, aber er vergaß nicht, mit welcher Kraft und welchem Hass sie sich gerade noch wie Furien auf ihn gestürzt hatten. Hätte Ailin nicht erkannt, was sie so in Rage versetzte, hätten sie ihn möglicherweise sogar getötet.
    »Kannst du ihnen auch etwas mitteilen?«, erkundigte sich Malcorion.
    »Sie selbst können nicht sprechen, jedenfalls nicht so, dass wir sie verstehen«, antwortete die Priesterin. »Aber sie verstehen umgekehrt alles, was wir sagen.«
    Malcorion nickte. Mit zum Zeichen seiner Friedfertigkeit nach oben gekehrten Handflächen trat er einen Schritt auf sie zu und redete erneut in elbischer Sprache auf sie ein. Er sprach langsam und bedächtig, rang immer wieder um Worte. Man merkte, dass er die Sprache nicht gut beherrschte, dennoch verfehlten seine Bemühungen ihre Wirkung nicht.
    Sanft und anmutig, als würden sie auf verschiedenen Luftströmungen dahintreiben, begannen die Nymphen umherzuschweben, glitten wie in einem Tanz umeinander.
    »Sie freuen sich über den Klang der elbischen Worte«, berichtete Ailin. »Und sie glauben uns, dass wir sie nicht verletzen wollten, deshalb nehmen sie deine Entschuldigung an.« Sie wandte sich an Warlon. »Dir trauen sie noch nicht richtig und nehmen dir den Tod des Crail übel.«
    »Was hätten wir denn machen sollen? Uns von den Biestern die Augen aushacken lassen oder uns aus lauter Tierliebe gleich ganz an sie verfüttern?«, brummte er. »Schließlich haben wir sie nicht angegriffen, sondern sie uns, wir haben uns nur geschützt.«
    »Außerdem hat die Abschreckung durch den Kadaver weitere Crail davon abgehalten, uns anzugreifen und von uns verletzt oder getötet zu werden«, ergänzte Lokin mit einem spöttischen Grinsen. »Es war also auch ein mildtätiges Werk ihnen gegenüber, das tote Vieh mit uns herumzutragen.«

    Die Nymphen zischten ihn an und die Farbe ihrer Auren verdunkelte sich erneut, allerdings nur für einen Moment, dann hellte sie sich wieder auf.
    »Solchen Sarkasmus solltest du dir besser sparen, dafür sind sie nicht besonders empfänglich«, sagte Ailin scharf. »Aber wir haben Glück. Sie sind damit einverstanden, dass wir hier übernachten. Sie werden über uns wachen und freuen sich, für uns singen zu können.« Mit einem verschmitzten Lächeln fügte sie hinzu: »Früher haben die Elben oft ihrem Gesang gelauscht, doch nun treffen sie nur noch selten jemanden, der ihre Künste zu würdigen weiß.«
    Sie näherten sich dem baumfreien, üppig mit Gras bewachsenen Ufer des Weihers und ließen sich dort nieder.
    »Ich hätte nie gedacht, dass eine Verständigung mit ihnen möglich ist«, sagte Malcorion. »Zweimal habe ich sie schon gesehen. Bei unserer ersten Begegnung haben sie bei meinem Anblick die Flucht ergriffen, doch beim zweiten Mal haben sie wie heute zugelassen, dass ich mich ihnen näherte, und sie haben für mich gesungen. Doch als ich am Morgen erwachte, waren sie fort.«
    »Warum hast du uns nicht direkt hierhergeführt?«, wollte Warlon wissen. »Selbst ohne die Nymphen wäre dies ein viel besserer Platz für die Nacht gewesen als der, den du ursprünglich ausgewählt hast. Aber du hast überrascht gewirkt, als wir ihren Gesang gehört haben.«
    »Das war ich auch. Ihr glaubt mir vielleicht nicht, aber dieser Weiher … Ich kannte ihn noch nicht, und ich bin sicher, ohne die Nymphen wäre er auch nicht hier gewesen. Es ist schwer zu erklären, aber ich glaube, er ist … kein Teil unserer Welt.«
    »Kein Teil unserer Welt? Was meinst du damit?«, hakte Warlon nach, runzelte die Stirn und blickte sich demonstrativ um. Was er sah, kam ihm äußerst wirklich vor.
    Malcorion seufzte.
    »Ich sagte ja, es ist schwer zu erklären. Als ich den Nymphen erstmals lauschte, geschah das in einem ganz anderen Teil des
Waldes, aber an einem kleinen See, der diesem aufs Haar glich. Ich saß an seinem Ufer, und ihr Gesang schläferte mich schließlich ein, doch als ich am nächsten Morgen erwachte, waren nicht nur die Feen, sondern auch der Weiher verschwunden. Stattdessen lag ich direkt unter einem großen Baum.«
    Zahlreiche weitere Fragen brannten Warlon auf der Zunge, aber er wagte nicht, sie zu stellen, denn in diesem Moment ließen sich die Nymphen, die bislang über dem Wasser in der Luft getanzt hatten, wieder auf den Felsen am gegenüberliegenden Ufer nieder und begannen erneut mit ihrem Gesang. Auch diesmal handelte es sich nur um eine melodische Folge von ätherischen

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