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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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aber sie haben keinerlei Interesse an dem, was anderswo geschieht. Sie begreifen nicht einmal, wovon du da sprichst, es ist zu kompliziert für sie. In dieser Hinsicht sind sie wie Kinder. Selbst wenn das Schicksal der ganzen Welt von unserer Mission abhinge, würde sie das nur langweilen.«
    »Vielleicht ist es ja auch so«, brummte Warlon verdrossen. »Sollten eines Tages die Dunkelelben durch den Finsterwald ziehen, werden mehr als nur ein paar Crail ihr Leben verlieren.«
    Er war ärgerlich über die Ignoranz der Lichtwesen, weil er eine solche Haltung nicht verstehen konnte, aber sein Ärger hielt nicht lange vor. Als spürten die Nymphen seine Verstimmung, stießen sie einige Laute aus, kein neues Lied und auch nicht so kunstvoll miteinander verwoben, dennoch erfreuten sie sein Herz und vertrieben allen Missmut.

    Kurz darauf begann ihr Gesang erneut und ließ wiederum glanzvolle Bilder in seinem Kopf entstehen; Traumgespinste, die auch dann noch andauerten und sich sogar verstärkten, als er irgendwann einschlief.
     
     
    Im Traum wandelte Warlon gerade Hand in Hand mit Ailin durch eine prachtvolle unterirdische Halle, erleuchtet von zahllosen Lichtern, deren Schein sich auf tausenderlei Arten an den Wänden widerspiegelte, als der Gesang plötzlich in ein schrilles, zorniges Kreischen überging. Seine Hand, die gerade noch die Ailins gehalten hatte, war plötzlich leer, und anstelle der erleuchteten Halle war nur Dunkelheit um ihn herum.
    Er schreckte aus dem Schlaf hoch und blickte sich benommen um. Auch die anderen waren erwacht; Malcorion sprang gerade auf und zog sein Schwert.
    Noch immer hörte Warlon das Kreischen statt des Gesangs, es war nicht nur ein Teil seines Traums gewesen. Seine Umgebung war in feuerroten Schein getaucht, als würde der Wald ringsum lichterloh brennen, doch er rührte von den Nymphen her. Erneut hatten sie sich in Furien mit vor Hass und Wut zu Fratzen verzerrten Gesichtern verwandelt, die diesmal sogar in einem noch viel, viel grelleren Rot als beim Anblick des toten Crail leuchteten.
    Allerdings schienen nun weder Warlon noch seine Begleiter ihren Zorn verursacht zu haben. Wie besessen rasten sie mehrere Meter von ihnen entfernt durch die Luft und schlugen mit ihren Krallen um sich.
    » Der Dunkelelb! «, keuchte Ailin neben ihm mit sich überschlagender Stimme. »Es ist der Dunkelelb!«
    Gleichzeitig nahm unter dem Einfluss ihrer Kräfte ein schemenhafter Schatten zwischen den Nymphen Gestalt an. Der Dunkelelb hielt sein Schwert in der Hand und hieb damit auf sie ein, doch die Klinge glitt wirkungslos durch sie hindurch.
    Umgekehrt schienen sie ihm mit ihren Krallen durchaus etwas anhaben zu können. Seine Hiebe begannen an Kraft zu verlieren,
und er geriet mehr und mehr ins Taumeln. Mit Schrecken erkannte Warlon aber auch, dass er und seine Begleiter anscheinend das Ziel der Kreatur waren, denn sie versuchte, in ihre Richtung zu gelangen, wurde aber immer wieder von den Nymphen zurückgetrieben.
    Als der Dunkelelb bemerkte, dass seine Tarnung nutzlos geworden war, da sie ihn vor den Nymphen ohnehin nicht schützte und Ailins Kräfte ihre Wirkung aufgehoben hatten, ließ er sie fallen und wurde vollends sichtbar. Vielleicht besaß er auch einfach nicht mehr die Kraft, seine Unsichtbarkeit länger aufrechtzuerhalten.
    Warlon schauderte. Es war nicht das erste Mal, dass er einen Dunkelelb unverhüllt sah, aber der Anblick war jedes Mal wieder schrecklich. Am Schlimmsten war vermutlich, dass seine elbische Abstammung noch immer deutlich zu erkennen war. Während Elben jedoch ein Sinnbild der Schönheit waren, stellten ihre finsteren Brüder ein ins Gegenteil verkehrtes Zerrbild dar, eine Inkarnation des Todes, den sie ja auch über alles Lebende zu bringen trachteten.
    Und doch - wäre die Haut des Dunkelelbs nicht ganz so leichenblass, sein Gesicht nicht von Hass und rasender Wut entstellt gewesen, und würden seine Augen nicht in diesem düsteren Rot glühen, wäre er von einem Hochelb aus den alten Geschichten womöglich kaum zu unterscheiden gewesen. Gerade diese Nähe von Schönheit und Grauen ließ ihn ungleich schrecklicher wirken, als wenn er nur irgendein missgestaltetes Ungeheuer gewesen wäre.
    Blasses, fast durchsichtiges Blut rann aus zahlreichen Wunden, die die Nymphen ihm zugefügt hatten. Seine Kleidung aus schwarzem Leder war an vielen Stellen zerrissen, sein Umhang lag zerfetzt auf dem Boden. Dennoch wehrte sich der Dunkelelb noch immer mit der Kraft der

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